Mittwoch, 13. Februar 2019

Unharmonischer Frieden


Der Mittwoch begann ganz friedlich. Mit Fernsehen und Frühstück. Alles ist wie immer. Außer ein paar Computerproblemen.
Obwohl sie gerne auch bastelt, ist der Mittwoch der schönste Tag in der Tagesstätte. An dem Tag gibt es außer einer Essensplanung und kein Pflichtprogramm. An der Planung nimmt sie nicht teil, weil sie nicht mehr kocht. Die beiden Gründe dafür sind, dass es dort keine Person gibt, die wirklich gerne mit ihr zusammen kochen möchte und, dass die Menschen die kochen danach auch noch die Teller von allen Leuten abspülen und in die Maschine einräumen müssen. Zusätzlich zum restlichen Küchen putzen. Früher war das nicht so, der hat jeder seinen eigenen Teller in die Maschine geräumt. Dann hat sich jemand über zuviel Essensreste in der Maschine beschwert und es wurde geändert.
Auch heute könnte sich basteln, wenn sie wollte. Oder in die Stadt gehen. Oder irgendwas machen. Aber sie möchte lieber entspannt im Sessel sitzen und lesen. Sie würde auch Spiele spielen, wenn jemand sie dazu einlädt.

8:38 Uhr. Tamsin weiß, dass es nichts gibt, worüber sie heute an diesem Tag Sorgen haben muss. Trotzdem ist sie ein wenig lustlos. Hat keine Lust aus dem Bett aufzustehen und loszufahren zur Tagesstätte.
Sie hat sich vorgenommen, jetzt immer ein paar Minuten später loszufahren, damit sie die andere Frau auf dem Weg dorthin nicht begegnet. Die Frau, die immer mitten auf dem Weg geht und sich über die Fahrradfahrer ärgert. Tamsin hat keine Lust, sich wieder negative Äußerung anzuhören.
Tamsin war sonst immer schon etwas früh los, weil sie immer Sorge hat, dass ihr Sitzplatz besetzt ist und sie dann woanders sitzen muss. Von ihrem Platz aus hat sie den besten Überblick. Und sie mag auch nicht mit dem Rücken zur Tür sitzen.

Obwohl er sie eigentlich egal sein sollte, was andere Menschen denken oder finden oder sonst was, hat sie doch größere Angst vor dieser Frau als sie haben sollte. Sie ärgert sich über solche Menschen, die ständig nur nach Problemen oder Fehlern die andere machen suchen, welche sie dann melden oder über die sich beklagen können.
Auf dem Weg hält Tamsin Ausschau nach ihr. Nirgends ist die zu sehen. Die Frau kam heute später.
Aber von nun an wird Tamsin jeden Morgen auf dem Weg an die denken. Hat Angst, bei der zu klingeln und die überholen zu müssen. Will so eine Situation vermeiden.

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