Tamsin
wer an diesem Sonntag früh mit ihren Eltern zu zwei Flohmärkten. Viel Lust
hatte sie nicht. Und sie hatte und auch nichts gefunden. Auf Flohmärkten findet
sich schon länger nicht mehr das, was sie sucht. Weiß ich schon alles hat.
Dave
kam heute zu Besuch, und irgendwie hatte sie Angst, dass ihre Eltern, wenn sie
nicht mit zum Flohmarkt will einfach später alleine hinfahren und sie dann mit
ihm in der Stadt sehen würden. Deswegen hat sie beschlossen, einfach früh mit
den Eltern dorthin zu fahren. Danach würden die nach Hause fahren und alles
wäre in Ordnung.
Außerdem
hatte ihr Vater eh eingeredet, dass dort schöne Sachen sind, sodass sie sich
geärgert hätte, wenn sie nicht mitgekommen wäre und vielleicht irgendetwas
schönes verpasst hätte.
Dave
hat sie geküsst und sie haben Videospiele gespielt. Doch die ganze Zeit muss
Tamsin darüber nachgrübeln, ob das wirklich das richtige für Sie ist. Denn
irgendwie fühlt sie sich nicht so glücklich, wie sie sein sollte. Sie ist
nervös und aufgeregt. Das ist sie immer. Bei manchen Menschen dauert es mehr,
bis die Ängste kleiner werden. Er ist ebenfalls so ruhig und sie kann ihn
deswegen schwer einschätzen. Vielleicht hängt das damit zusammen. Allerdings
hat er gesagt, dass er sie mag und sie so mag, wie sie ist, und danach war sie
sich schon etwas beruhigter.
Ja,
er ist nett und zurückhaltend und sie haben die gleichen Interessen. Allerdings
ist er ein Mann, und Männer haben Bedürfnisse. Bedürfnisse, die Tamsin
zumindest aktuell nicht sonderlich gefallen. Frauen haben das auch, sie ja
auch, aber bei Frauen ist das anders.
Seitdem
sie letztes Jahr einige Erfahrungen mit Don sammeln konnte, denkt sie viel
darüber nach. Die Erfahrung war nicht ganz so super. Und mit zwei Tagen auch
recht kurz. Obwohl das schon gereicht hatte.
Bei
Dave ist es ganz anders. Viel schöner. Er ist nicht aufdringlich. Trotzdem ist sie
auch nicht hundertprozentig glücklich. “im Grunde habe ich noch gar keine
richtigen Erfahrungen bezüglich Beziehungen und Liebe und was dazu gehört. Ich
lasse mich darauf ein, um herauszufinden, ob es mir gefällt oder nicht. Um
herauszufinden, wie das, was Milliarden Menschen auf dieser Welt täglich machen
und was sie glücklich macht, auch mir gefallen würde.“ Tamsins Begeisterung
hält sich in Grenzen. Obwohl es das erste Mal in ihrem Leben ist, dass ein Mann
zärtlich zu ihr ist, würde sie jetzt nicht unbedingt vor Begeisterung jubelnd
im Kreis springen. Hm.
Die
Erinnerung, dass Tamsin schon in der
Jugendzeit Frauen durchschnittlich attraktiver fand als die meisten Männer,
beunruhigt sie.
Nun
hat sie ständig Zweifel, ob sie ihr Leben wirklich mit einem Mann verbringen
will oder kann. “das wäre normal und alles andere würde von anderen Menschen
verurteilt werden. Na ja nicht von allen, aber von vielen.“ Und ob Dave dafür
der Richtige wäre. Sicher, vom Charakter her wäre er vielleicht genau der
richtige. So jemanden würde sie nicht wiederfinden. Vielleicht würde dann
irgendwann der Moment kommen, wo sie es zutiefst bedauern würde, die Sache mit
ihm aufgegeben zu haben. Nur, weil es einige Dinge gibt, die ihr nicht so gut
gefallen.
Tamsin
hat das ständige Bedürfnis, das alles perfekt sein muss. Ihre Einrichtung. Ihre
Kleidung. Das Essen. Die Möbel und die Farbe der Möbel. Die Gardinen. Alles.
Sie weiß, dass dies Bedürfnis nach Perfektion nicht immer erfüllt werden kann.
Obwohl
sie sich nie der Gesellschaft und der Masse anpasst und gerne anders ist,
fühlte sich schlecht, wenn sie wirklich dazu übergeht, Männer dauerhaft
abzulehnen.
Werden
Menschen so wie sie sind geboren, oder ist es die Welt, die sie erst zu dem
macht, was sie sind?
Also
um 17 Uhr mit dem Bus nach Hause gefahren ist, hat sie das Bett neu bezogen und
Staub gesaugt. Es war nicht sonderlich schmutzig, aber danach hat sie sich
besser gefühlt.
Außerdem
war sie sehr müde. Sie hat ihr Kopfkissen gleich mit gewaschen und geduldig
gewartet, bis der Trockner fertig war. “ ich hatte schon um 19 Uhr das Gefühl,
jeden Moment vor Erschöpfung zusammenbrechen zu müssen. Dabei war der Tag gar
nicht so anstrengend. Zumindest körperlich nicht. Allerdings wird mir immer
öfter bewusst, dass auch seelische Anstrengungen wie Angespanntheit oder
Aufregungen mich müde machen.“
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