Wieder einmal hatte Tamsin einen Traum,
der ihre größten, unterbewussten Sorgen widerspiegelte.
In der Einrichtung, die sich die
Maßnahme noch mit Schuldklassen und Flüchtlingen teilt gibt es eine Kantine.
Dort drinnen haftet stets ein strenger Geruch nach muffigem Gummi, der
vermutlich von dem PVC Boden ausgelöst wird. In Tamsins Traum gab es diese
langen, flachen Fadennudeln. Zu Auswahl stand rote scharfe- und Käsesoße. Schüler
und andere Leute standen in einer langen Schlange vor der Essensausgabe. Obwohl
Tamsin gerne Nudeln mag, hatte sie keinen Appetit. Das ganze Umfeld, die Lauten
Kinder, die schäbige Einrichtung bereiten ihr Unbehagen. Sie wusste, dass dies
ihre einzige Chance war, ihren leeren Magen zu füllen. Sie hatte noch den
ganzen Tag vor sich. Die Zeit bis zum Abend erschien ihr länger, als bis zum
Saturn und zurück. Dennoch machte sie Kehrt. Plötzlich kam eine der Leiterinnen
mit einem Teller hinter ihr her, versuchte, Tamsin zum Essen zu drängen.
Tamsin weiß, dass dieser Traum ihrem Unterbewusstsein
entsprang. Als sie diese Kantine das erste Mal betreten hatte, wäre ihr der
Appetit vergangen, wenn sie denn welchen gehabt hätte. Angst verursacht
Appetitlosigkeit. Manchmal auch Übelkeit. „Ich frage mich, wie unfassbar
mächtig solche Ängste sein müssen, wenn man sogar davon träumt.“ Tamsin dachte
immer, das Thema Essen wäre ihr geringstes Problem.
Tamsin sitzt
an diesem verregneten, kalten Karfreitag nur drinnen. Schaut fern. Tut, was sie gerne tut.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen