Die Realität schwindet. Tamsin fühlt,
wie sie ihr entgleitet. Wie Wasser, dass durch ihre Finger rinnt. Gedanken
schwirren durch ihren Kopf. Gedanken und Bilder von Träumen, die einst so stark
waren, dass sie sich wie verlorene Erinnerungen anfühlen. Von Erlebnissen, die
in der Realität niemals stattgefunden haben.
Bilder von Orten, die sie glaubt zu
kennen, die aber gar nicht existieren. Menschen aus der Vergangenheit und
Fremde, mit denen sie Dinge erlebt, die niemals stattgefunden haben.
Ein Leben, nach dem sie sich sehnt,
welches sie aber niemals haben wird.
Gleichzeitig fühlt sich die Realität an
wie ein Traum. Dumpf. Unecht. Wahre Erinnerungen erscheinen irreal. Tamsin fühlt
sich kaum mehr wie die Person, die das, was vor zwanzig Jahren stattgefunden hatte,
wirklich erlebt hat.
Manchmal fragt sie sich: Ist dies
gerade ein Traum, oder ist es real? Wacht sie aus einem besonders intensiven Traum
aus, fühlt es sich an, als würde ihr Geist binnen Sekunden von einer Realität
in eine andere gezwungen werden. Hinaus aus farbenfrohen Erlebnissen hinein in
eine düstere, trübe Eintönigkeit, die keine Abwechslung bietet. Ein Leben, dass
jeden Tag gleich ist. Die gleichen Orte, dieselben Tagesabläufe.
Steigt sie morgendlich in den Bus, tut
sie, was getan werden muss, ohne dieser Aktivität eine bewusste Bedeutung
zuzuordnen.
Ein Gefühl scheint jedoch unverwüstlich:
Das Gespür für die Zeit. Tamsin fühlt, wie sie verrinnt. Ihr Körper altert,
doch ihr Leben und die Welt, in der es stattfindet bleibt immer dieselbe.
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