Als heute früh Leinwände verteilt
wurden und es hieß, jeder dürfe ein Bild malen, war Tamsin zunächst begeistert.
Dies hatte sie einst selbst vorgeschlagen.
Doch dann gab es plötzlich ein Problem.
Tamsin malt immer erst ein Bild, wenn
sie eine genaue Vorstellung vor Augen hat. Diesmal war es genau anders.
Umgekehrt. Sie musste ein Bild malen, ohne eine Vorstellung zu haben. Natürlich
schwirrten ihr dutzende Ideen durch den Kopf. Augen. Gesichter. Feuer. Zahnräder.
Doch wie sollte sie all dies zu einem sinnvollen, großen, Ganzen vereinen? In
so kurzer Zeit? „Keine Zahnräder. Es gibt nämlich kein Gold. Nur Gelb.“, stellt
sie plötzlich fest und schnappet sich das Radiergummi.
Tamsin zeichnet auf Papier vor.
Radiert. Zeichnet erneut. Radiert wieder. Fast eine ganze Stunde grübelt sie
verzweifelt über das perfekte Motiv nach, während alle anderen sich von
Vorlagen inspirieren lassen. Doch Vorlagen sind Tamsin zu banal. Sie nimmt sich
vor, etwas Einfaches zu malen. Ein Gesicht? „Na gut…“
Während sie ihrer Hand freien Lauf
lässt, wird sie sich einem verdrängten Problem bewusst: Farben gibt es zu
genüge, doch bei den Pinseln sieht’s schon gar nicht mehr so rosig aus. Es gibt
nur zwei Kleine. Und viele Große. Tamsin legt sich den Kleinen, den sie später
für die Augen benötigt, schon mal in ihre Nähe und nimmt sich einen Großen.
Doch wie erwartet wird der Kleine prompt von jemand anderen gebraucht…
weggeschnappt. Okay, bis Tamsin ihn braucht dauert es noch eine Weile, dennoch fühlt
sie sich unwohl, wenn sie alles was sie braucht nicht direkt griffbereit hat
und warten oder fragen muss, bis sie etwas bekommt. Und Fragen würde sie nicht…
Ihre Ängste sind zu mächtig. „So macht das keinen Spaß.“
Es lebt… nicht.
Ein Knirschen… ein Reißen… Das
göttliche Schoko-ei zersprang und heraus kullerten unzählige kleine Nougatbabys!
Sie waren so jung, so unerfahren und vollkommen hilflos, als die gierige Tamsin,
getrieben von unersättlichem Appetit, ungehalten über sie herfiel.
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