Diese Woche beginnt mit einem Dienstag.
In der Maßnahme steht das Entwerfen von Dekorationen auf den Plan. Tamsin
genießt den kühlen Waldspaziergang, während dem die Teilnehmer Äste und
sonstiges Zeug für die Weckgläser sammeln sollen. Sie hat nicht wirklich Lust
zu sammeln, tut es aber dennoch, um einen möglichen negativen Akteneintrag und
die anklagende Frage: Warum hast du nicht
mitgesammelt? zu vermeiden. Letztlich hatte sie von allen am wenigsten. „Da
ich meine Hände damit nicht mehr in meinen Ärmeln vergraben konnte, währen mir
beinahe die Finger abgefroren, so eiskalt war es.“, beklagt sie sich.
Bevor es ans Dekorieren geht müssen die
Gläser noch gewaschen werden
Unauffällig entfernt Tamsin sich von
der Spüle. Wirft einen Blick aus dem Fenster. Dort blühen Tulpen. Sobald jemand
mit dem Abwasch begonnen hat, schnappt sie sich ein Handtuch, um abzutrocknen. Dabei
fragt sie sich, ob sie sich wohl je überwinden kann, der Spüle freiwillig
entgegenzutreten.
Später kehrten die üblichen Ängste dann
wieder. Gegen sie zu kämpfen ist ein Kampf, den Tamsin nicht gewinnen kann.
Wie üblich findet Tamsin ihren Platz
ein wenig abseits der Gruppe. Am Kopf des Tisches ist immer ihr Platz, selbst wenn
der Tisch einmal keinen Kopf hat. Jeder der anderen drei Teilnehmer schnappt
sich ein Glas. Tamsin beobachtet, wie die Dame, die das Moos gesammelt hat, es
einer anderen anbietet. Doch Tamsin bekommt nichts angeboten. Sie wartet. Diese
Hemmung, anstatt aufzustehen und zu fragen nur schweigend abzuwarten, plagt
Tamsin in solchen Situationen oft. Immer. Tamsin grübelt über die unbegründete
Angst nach. Je mehr sie gegen sie ankämpft, umso stärker scheint sie zu werden.
Was kann schon passieren? Es war nicht so, dass die Dame ihr bewusst nichts
abgeben wollte.
Eine vertraute Gelichgültigkeit kommt
auf. Nach einer Weile stellt Tamsin resigniert fest, dass sie sich nicht
überwinden kann. Und wenn schon. Dann lässt sie es eben bleiben. Sie hat
sowieso keine Lust auf sowas. Unwillkürlich denkt Tamsin an den Fuchsbandwurm,
einem Parasiten, gegen den es angeblich kein Heilmittel gibt und der sich im
Menschen einnistet. Isst man ungewaschene Erdbeeren vom Feld, kann man ihn
ebenfalls bekommen. Allerlei Getier krabbelt aus dem Moos. Tamsin mag die
Natur, und doch verspürt sie Unbehagen, wenn sie sich vorstellt, dass das Zeug
anzufassen, ohne sich direkt im Anschluss die Hände zu waschen.
Die Gelichgültigkeit schwillt weiter
an, bis ihr plötzlich angeboten wird, einen Schriftzug zu entwerfen. Tamsins
Stimmung hebt sich, denn so etwas tut sie gerne.
Ein flüchtiger Schneefall bricht über
sie herein. Wider brennt der Gasofenununterbrochen.
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