Zum – wie Tamsin glaubt – dritten oder
vierten Mal verbrachten Tamsin und die anderen Teilnehmer den kurzen, heiteren
Tag in der Maßnahme mit dem Sammeln und Erörtern von Ideen und Wünschen. Sicher,
es kann immer etwas Neues dazukommen, doch dieselben Themen immer wieder aufs
Neue durchzukauen ist schon ein wenig … seltsam. Jedoch ist es auch gut, dass
das Konzept zusammen ausgearbeitet wird und man nicht einfach zu Tätigkeiten
verpflichtet wird, die man nicht ausstehen kann. So etwas will keiner.
Tamsin ist sehr gespannt auf die
nächste Woche, in der es richtig losgehen wird. Doch intensivere Gedanken
darüber macht sie sich noch nicht. Auch nicht in diesem Moment.
Das kann sie gar nicht, weil eine
andere Sorge sie plagt. Denn während der zwei Stunden, die dieses
Gruppengespräch andauerte, schwoll ihre Blase zunehmend an. Bereits seit sie
aus dem Bus gestiegen war, verspürte Tamsin einen starken Drang. In ihrer alten
Maßnahme war der Ganz zur Toilette stets das erste, was sie tat. Nur hier fürchtet
sie, es nicht zu schaffen, denn kaum waren alle da, ging es auch schon los. „Ich
wollte auch nicht während des Gespräches rausgehen.“, gesteht Tamsin über den
Schmerz hinweg, der ihre Gedanken vernebelt. Sie hatte Angst, wichtige Details
zu verpassen. Zudem hatte sie gefürchtet, jemand würde etwas sagen, wenn sie
einfach so rausgehen würde, wenn auch die Verweigerung des Toilettenganges sehr
unwahrscheinlich wäre! Doch die Angst war da, und wieder einmal war sie
unermesslich stark!
In der „Liste ungewöhnlicher Todesfälle“,
die Tamsin sich einmal durchgelesenen hatte, war von einem Mann die Rede,
dessen Blase unter dem Druck sogar geplatzt war, weil es ihm nicht gestattet
war, sich von der königlichen Tafel zu erheben, um auszutreten. Der Arme.
Das WC liegt drei Flure von Tamsin
entfernt. Am Ende war der Schmerz so stark, dass sie schon befürchtete, es
nicht mehr rechtzeitig zu schaffen. Umso erleichterter war sie, als es dann
endlich vorbei war; Das Gespräch und anschließend auch der Druck.
Tamsin macht sich ständig Probleme, die
eigentlich gar keine sein müssten, und immer wieder gelingt es ihr, sie so
stark zu schüren, dass jedes einzelne sich wie ein kleiner Weltuntergang anfühlt.
Nun denn…
Danach
wurde ein entspannter Waldspaziergang durchgeführt. Der Wald liegt nur wenige
Meter entfernt und Tamsin freut sich darauf, ihm im Sommer zu bewandern.
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