Mittwoch, 5. April 2017

Malereien und Sauerreien

Tamsin hat heute ein Gipsregal vergoldet, dass sie sich letztes Jahr auf dem Flohmarkt gekauft hat. Es lag schon viel zulange in der Ecke. Tamsin hatte immer gehofft, echtes Antikgold zu finden, doch die Farbe, die sie zuletzt bei Amazon bestellt hatte, konnte dieses Versprechen wie viele andere ebenfalls nicht erfüllen, weshalb sie schließlich doch auf die Farbe vom Baumarkt zurückgriff. Die ist zwar etwas hell, aber besser als gar nichts. Tüffelich, wie Tamsin einfach manchmal ist, ließ das erste Unglück nicht lange auf sich warten. Irgendwann hatte Tamsin den Pinsel auf den Farbtopf abgelegt, weil sie das Objekt umdrehen wollte. Sie hatte es auf ihrem gerade erst fertiggewordenen Schreibtisch angemalt. Mit einer viel zu kleinen Unterlage. Plötzlich stößt sie mit der Hand gegen den Pinsel. Ohnein! Erschrocken versucht sie noch, ihn zufassen zu bekommen, doch das kleine Ding war schneller. Er landet direkt mit den Borsten voran auf der Schreibtischplatte. Entsetzt starrt Tamsin auf den kleinen, goldenen Fleck. Geistesgegenwärtig stürzt sie sich auf den Pinselreiniger, taucht ein Taschentuch hinein, hält den Atem an, weil es so stinkt und reibt über die Platte. Nun, das Gold war danach weg – und der Lack ebenfalls. Wütend auf sich selbst öffnet Tamsin den schwarzen Farbtopf, um das schnell wieder in Ordnung zu bringen. Das goldene Gipsding stellt sie derweil auf den Boden, wo sie mehrmals mit dem Fuß dagegen stößt, da ihre Räumlichkeiten sehr eng sind. Doch einen goldenen Schuh bekommt sie nicht, da das Gold doch recht schnell trocknet. Gottseidank konnte sie die Stelle übermalen und neu lackieren, ohne die ganze Platte neustreichen zu müssen.
Danach hat sie die Nase erst einmal gestrichen voll.

Seit den frühen Morgen wartet Tamsin auf das versprochene Windows 10 Update. Im Laufe des Tages sollte es kommen. Inzwischen ist es Nachmittag. In den letzten Tagen benutzt Tamsin nur ihren alten Rechner, da auf dem anderen nichts drauf ist. Damit wartet sie bis nach dem Update. „Das macht echt keinen Spaß. Und der andere alte XP Rechner liefert kein Bild mehr. Die Grafikkarte ist wohl Schrott.“ Nun hat sie XP auf einem anderen alten Rechner installiert, weil sie das Grafikprogramm benötigt, dass leider nur unter XP läuft.
Insgesamt besitzt Tamsin über 5 Computer. Zwei hatte sie einst geschenkt bekommen. „Ich habe sie vor dem Müll gerettet!“
Einen hatte sie einmal im Sperrmüll gefunden. Der läuft heute noch tadellos. „Das ist sogar ein guter mit 4GB Ram!“
Dann ist da noch ihre alte Vista Kiste von 2007, die sie inzwischen durch ein etwas Moderneres Windows 10 - Gerät ersetzt hat.
Und der (oder das, oder die – wer weiß das schon?) Laptop für die Arbeit unterwegs oder im Garten.
Ach, und die alte Schrottkiste vom Flohmarkt nicht zu vergessen, die sie sich von einem hinterlistigen Betrüger hat a schwatzen und dummer/überflüssiger weise reparieren lassen hat.

Die neue Maßnahme, mit der es in zwei Tagen losgeht, beschäftigt sie sehr. Alles, was sie darüber weiß, sind die Bereiche. „Wird dort Unterricht stattfinden, oder wird gearbeitet? Sind die Menschen dort ignorant, oder verständnisvoll?“ Da Tamsin aufgrund ihrer Ängste später anfängt als alle anderen, sorgt sie sorgt sich, dass ihr Wunschbereich inzwischen voll ist und sie deswegen in den Küchenbereich muss. Und, dass diese Maßnahme nicht wie die Vorigen, in sechs sondern in acht Stunden Vollzeit stattfindet. Acht Stunden Täglich in der Küche stehen… Tamsin weiß, dass so etwas in der modernen Gesellschaft nur normal wäre. Und dies bereitet ihr zusätzliche Sorgen. „Die Normalität kann schon hart sein. Gerade, wenn man etwas nicht gewohnt ist. Und beklagt man sich, wird man als faul abgestempelt.“ Tamsin versucht es positiv zu sehen. Die Maßnahme ist nur für Frauen. Keine Männer, die sie schief angucken, wenn die Nervosität ihr die Sprache verschlägt. Ständig denkt Tamsin an den Bus. Sie hat einen Führerschein, nur kein Auto. Sie hofft, dass sie nicht wieder einen Schuldbus nehmen muss. Als sie das letzte Mal in so einer Situation war, war sie kurz davor, sich ein zweihundert Euro Auto zuzulegen, obwohl sie weiß, dass sie damit nicht viel Freude haben wird.

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