Montag, 7. Januar 2019

Tamsin baut ein Raumschiff


In der Tagesstätte ist es mir möglich, ein Raumschiff zu bauen. Dort gibt es Styropor und Modelliermasse. Eigentlich stehen dort sehr viele Bastelmaterialien zu Verfügung. Ich wollte schon immer mal ein Raumschiff bauen und heute ist es soweit. Die Praktikantin hat mir geholfen und einige Ideen mit eingebracht, mit denen es mir noch besser und einfacher gelungen ist. Ich habe es zuerst auf Styropor vorbereitet und dann mit der Modelliermasse überzogen. Das war gar nicht so einfach. Es ist schwierig, die Oberfläche komplett glatt hinzukriegen.
Die Frau ist nett und im Grunde die einzigste, die sich mit mir unterhält. Oder öfters mit mir Karten spielt. Darum finde ich es schade, dass sie in zwei Wochen wenn das Praktikum zu Ende ist wieder weg ist.

Sie erinnert ab Tina, die Frau aus meiner Fantasie, mit der ich Don auf Abstand halte. Er will, dass ich Dinge tue die ihm gefallen, welche mir selbst aber nicht gefallen. Und deswegen streiten wir. Erst sagte er, dass er mich dann aufgibt und sich eine andere sucht, aber trotzdem fängt er immer wieder an mir zu schreiben. Als würde er sich nicht von mir lösen können.
Einerseits finde ich es gut, dann bin ich wenigstens nicht komplett alleine. Andererseits weiß ich aber auch, dass es mir nicht gut tut, weil dadurch die Vorstellung von Freunden, die ich mir durch ihn ein Wille zu haben aber nicht habe, mich um den Verstand bringen wird. Ich gucke eine Serie mit einer Frau, die im Gefängnis ist und jemanden sieht, der nicht da ist. Die Stimmen hört und sich mit denen unterhält. Obwohl so etwas schlimm ist wünsche ich mir manchmal, das auch zu können. Denn dann hätte ich wenigstens jemanden zum Reden. Manchmal bin ich so verzweifelt und ständig am weinen, weil ich alleine bin und niemanden zum Reden habe. Der einzige Weg, meine Gedanken loszulassen ist, sie aufzuschreiben. Ich stelle sie ins Internet und freue mich über Kommentare. Reaktionen auf meine Existenz. Auch das zeigt mir, dass ich nicht komplett alleine bin. Wie ein Geist den niemand sieht.
Momentan bin ich in so einer Phase, wo ich mir nichts anderes als eine fröhliche Freundin Wünsche. Eine die mich besucht und mit mir etwas unternimmt. Seit Don bei mir war weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man Freunde zu Besuch hat. Sofern ich die positiven Erlebnisse mit ihm betrachtet. Wir haben gespielt und gekocht. Sind spazieren gegangen. Nun wo er wieder komisch ist und nur die Beziehung will und ich weiß, dass wir uns deswegen wahrscheinlich nicht wiedersehen werden, ist der Verlust über so ein Freund spürbar. Ich will ihn eigentlich nämlich gar nicht wiedersehen, wenn er so drauf ist und mich anschreit, weil ich nicht tue, was er sagt.

Das Raumschiff zu bauen macht mir jedenfalls Spaß. Ich habe das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun und dadurch etwas Sinnvolles zu erhalten.
Am Nachmittag fand der noch das Gespräch in der WG Stadt. So wie jeden Montag. Ich habe meinen Brief angesprochen. Die Absage auf meine Fahrtkosten Übernahme. Einerseits will ich Geld für die Fahrkarten bekommen, andererseits denke ich aber auch, wenn ich nur noch Nachmittagstermine bekomme, dass ich die Therapie in Lübeck dann Absage und mir lieber einen Platz in meiner Stadt Suche. Heißt das aber doch nicht gelingt oder sich doch wieder irgendwas zum Guten ändert und ich vormittags Termine bekomme, will ich jedoch dass das mit dem Fahrgeld geregelt ist. Mein Antrag wurde abgelehnt und ich sollte da anrufen und mich erkundigen, sagte die Betreuerin.
Sie hatte zwar versucht, aber es ging niemand dran. Darum hasse ich Telefone. Man muss immer sofort rangehen und wenn niemand dran geht bleibt das Anliegen auf der Strecke. Sie meinte, ich soll es versuchen und nicht nur schreiben. Denn ich muss es lernen. Dabei hatte ich es belassen. Ich wollte nicht diskutieren. Ich versuche dir meine Gefühle zurückzuhalten und nicht zu weinen.
Erst als ich wieder im Zimmer war kam mir die Tränen hast. Ich traue mich nicht dort anzurufen und weiß nicht was ich sagen soll und fühle mich dabei unter Druck gesetzt beim Telefonieren, und weiß gar nicht wie ich anfangen soll. Ich habe überlegt erstmal auf das Geld zu verzichten. Ich weiß ja auch noch gar nicht wie oft ich wirklich zukünftig dahin fahren muss.
Dann klingelt der die Betreuerin noch einmal, um eine frage über einen Einkaufszettel zu stellen. Dabei erkannte sie das ich weine und hat noch mal mit mir geredet.
Sie übernimmt das Telefonat und ich habe mich schon etwas erreicht hat gefühlt.

Den Rest des Tages habe ich aufgeräumt und fern gesehen. Meine Frauenknast Serie. Dabei fühle ich mich glücklich. Denn wenn etwas Spannendes mich ablenkt, muss ich nicht über andere Sorgen nachdenken.

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