Dienstag, 8. Januar 2019

Ich bin kein Geist, den niemand sieht



An diesem Tag hat Tamsin sich wie ein geist gefühlt – jemand der da ist, aber nicht gesehen/beachtet wird. Tamsin war zusammen mit einer anderen Frau mit Kochen dran. Das war gut. Denn man ist nur zu zweit; anders als in größeren Teams, wo Tamsin immer nur das dritte Rad am Wagen ist.
Das Gericht war einfach. Kartoffeln ohne alles mit Fischstäbchen. Hat auch ganz ok geschmeckt.
Zwischendurch hat Tamsin ihr UFO weiter gebastelt. Es ist nicht ganz glatt und etwas deformiert, was ihr sehr missfällt. Naja.

Obwohl Tamsin in der Morgenrunde immer traurig ist, weil sie nur daneben sitzt und zuhört, wie die anderen sic unterhalten, klarte ihr Stimmung später sehr auf. „Manchmal bin ich kurz vorm weinen. Ich sitze da, trinke Kaffee und versinke oft in meiner Gedankenwelt.“ Tamsin hofft, dass es sich bald wieder bessert und sie wenigstens nicht mehr so traurig ist, wenn sie sich von Don und damit der erfundenen Tina etwas distanziert. Immer, wenn Don zu aufdringlich wird, behauptet sie, dass Tina grade da ist und das, was er machen will, deswegen grade nicht geht. Er glaubt, dass sie da ist. Dadurch glaubt Tamsin nahezu selbst daran und bekommt dieses Gefühl, dass sie wirklich eine gute Freundin hat, die gerade bei ihr ist und mit ihr Zeit verbringt. Als Don sich eine Weile nicht gemeldet hatte, war dieses Gefühl weg. Für Tamsin war das ein Verlust und die Realität, in der sie eben keine Freundin hat und ganz alleine ist, erschütternd.
Nun meldet sich Don wieder und alles scheint, wie vorher. Aber Tamsin will dieses bedrückende Gefühl nicht wieder spüren. Sie versucht, im Chat Freunde zu finden, aber das klappt nicht. Sie versucht, das Spiel mit Tina zu beenden. Aber das ist nicht einfach. Die wahre Realität in der sie nicht existiert, nur Don, der sie ständig mit seinem Beziehungswahn nervt, ist unerträglich unschön.

Das Kochen hat Tamsin abgelenkt und ihr gezeigt, dass auch die wahre Realität ihre guten Seiten hat. Die Praktikantin erinnert sie an Tina, was Tamsin ebenfalls ärgert. Die hatte mit ihr Karten gespielt. Stundenlang. Tamsin weiß, dass es letztens vielleicht das letzte Mal war und ärgert sich darüber, so etwas Schönes erlebt zu haben, denn wäre es nie geschehen, würde sie es auch nicht vermissen können.
Ja, Tamsin ist traurig, dass die einzige Person, die ihrer Existenz Beachtung geschenkt hat, vielleicht schon nächste Woche nichtmehr da sein wird. Die anderen reden kaum mit ihr. Und spielen tut mit ihr erst recht niemand. Es wird langweilig werden.
Aber sobald die Erinnerung verblasst, wird Tamsin sich auch daran gewöhnt haben.

Menschen, die Tamsin trotz ihrer Fehler beachten, sind selten. Bei BQOH 2014-16 gab es so eine Person. Regine. Die hatte Tamsin aufgrund ihrer PC-Kenntnisse bewundert. Oft denkt Tamsin an sie. Auch bei JOBB gab es einige solcher Leute. Aber hier in der TS macht das niemand. Tamsin erwartet nicht, dass andere ihr zeigen, dass sie etwas besonders ist. „Naja, es wäre schön.“ Tamsin freut sich schon, wenn jemand ihr zeigt, dass sie wirklich kein Geist ist.

Wenn andere sagen, dass ihr UFO cool aussieht, freut sie sich. Dabei denkt sie kaum daran, dass das vielleicht nur gelogene Höflichkeitsfloskeln sind.

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