Montag, 23. April 2018

Tamsins Welten voller Dunkelheit

„Das WG Haus wurde von Ameisen befallen. Zuerst war es nur eine einzige, die ich öfter bei mir herumkrabbeln gesehen habe. Doch dann gestern, oder vorgestern waren es plötzlich beinahe 30 Stück. Sofort habe ich im Internet nach einer Lösung gesucht. Doch eine Schale mit Honig Wasser nützt ja nichts. Und auch ein Stück mit Sirup beträufelt Esspapier fängt keine einzige. Ich habe anscheinend einen Durchgang in der Terrassentür entdeckt. Als ich dies dann angesprochen habe, kam heraus, dass nicht nur ich dieses Problem habe. Auch bei den anderen sich tummeln sich keine Untermieter. Ich habe auf der Suche nach einer Köderfalle den Euro Shop aufgesucht. Denn der ist von mir am wenigsten weit entfernt. Stattdessen habe ich eine pinkfarbene Klobürste gefunden. Die ist hübsch.“

Das Grauen kommt immer wieder. Es lässt sich nicht verdrängen, abschütteln, umgehen.

„Die aktuellen Therapie Themen drehen sich ums stehen und um Schmerzen und um Schmerzen in den Füßen, die durch stehen verursacht werden. Ein Thema, dass ich eigentlich schon lange hinter mir gelassen habe oder besser gesagt hinter mir lassen wollte. Damals 2007 habe ich es durchgemacht. Stehen und Schmerzen und laufen den ganzen Tag ohne sitzen. Nie wieder, habe ich mir geschworen. Nie wieder werde ich so etwas ertragen. Na ja so schlimm ist es derzeit noch nicht, dennoch bereitet mir lange stehen zu müssen Schmerzen in den Füßen. Und Rücken. Etwas, was hier kaum jemand ernst nimmt. Entweder, weil sie das selbst nicht kennen oder, weil es für sie normal oder nicht verständlich ist. >>Mach mehr Sport!<<, so eine Aussage. Ich dagegen gebe alles, um mich den Willen der anderen nicht zu beugen. Ich werde mir keine Schmerzen zufügen oder vermeidbare Schmerzen ertragen, indem ich vier Stunden lang WCs Schrubbe usw. Ja, um dieses Problem zu lindern habe ich einen Termin beim Orthopäden gemacht. Ich habe alleine angerufen. Mir wurde gesagt, dass dies etwas helfen könnte. Dass mit der Band Ansage und den Rückruf war schon komisch modern. Wie dem auch sei, der Termin ist erst in 4 Wochen. Jetzt bin ich unsicher. Auch wenn es nur zwei ganze Vollzeit Tage in der Maßnahme sind, in der ich unglücklich sein werde und mich den Rest der Woche eigentlich glücklich zurücklegen kann, da ich insgesamt nur drei Wochen Tage oder besser gesagt 2,5 Tage dort bin, kann ich meine Überzeugung, mich nicht den grausamen Willen anderer zu beugen, nicht nachgeben oder aufgeben. Ich mag Montage nicht. Weder damals noch heute. Denn obwohl ich montags frei habe wegen dem Kochen und so weiter, ist er der Tag vor dem Dienstag, und der Dienstag ist für mich was für andere der Montag ist. Ich liege im Bett und fühle eine Mischung aus Verzweiflung und Wut. Wo darüber, dass diese Menschen nicht aufgeben und mich immer weiter bedrängen. Immer dieselben Themen. Ich bin so ruhig, ich rede zu wenig, kann mich nicht durchsetzen und jetzt bin ich auch noch so wenig belastbar. Und die wollen, dass ich das Gegenteil von all dem werde. Wirklich, ich bin wütend. Wenn Frau Ti wieder sagt: ich muss stehen und ich würde mir den Schmerz nur einbilden und ich muss das durchhalten, weil das normal ist und ihre kleine Tochter im Grundschulalter das schließlich auch hinkriegt, dann weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Wird sie mich irgendwann dazu bringen, dass ich mit den Fäusten auf den Tisch haue und einfach rausgehe? Weg von der, nach Hause, dahin wo ich keine Schmerzen mehr haben muss. Ja dann gibt es Ärger, aber das sind nur Worte und keine Schläge mit der Peitsche wie vor 500 Jahren. Allein schon, dass sie gesagt hat: mein Traumberuf ist Wunschdenken und den gibt es gar nicht und den werde ich nie bekommen, hat mich verletzt. Ist es denn wirklich so schwer einen Beruf zu finden wo man trotz Teilzeitarbeit von leben kann und nicht ununterbrochen Dauerstillen muss? Ich will nicht mehr darüber nachdenken. Zurzeit mit sind meine Gedanken so negativ wie meine Stimmung. Und das größtenteils gleichbleibend. Ich denke an Schmerzen und Verzweiflung und daran, dass dieses Unglück meine Zukunft prägt. An ein Leben, dass ich nicht will so wie es ist, von dem andere aber wollen und denken, das dies das richtige für mich ist. Und dass es nichts anderes gibt. Keine Wahl. Ich will nicht das Leben leben das andere mir vorschreiben. Und wenn dies aus Ausdauer, stehen und Schmerzen die nicht ernst genommen werden besteht, ja dann ist es wertlos. Und was wertlos ist kann in den Müll.
Jetzt liege ich wach und grüble darüber nach, wie ich in diese Situation geraten bin, dass ich mir von anderen vorschreiben lassen muss, Dinge zu tun, die mich unglücklich machen. Damals als ich 2014 nach ungefähr sieben Jahren Vereinsamung zu Hause in eine Maßnahme gekommen bin, schien alles so positiv. So glücklich. Als ob sich mir endlich eine Tür in die Glückseligkeit aufgetan hatte. Ich dachte das Grauen wär vorbei. Dass ich endlich ein richtig schönes angenehmes und erfülltes Leben anfangen konnte. Dann 3 Jahre später kam JOBB wieder und die Ängste und Albträume der Vergangenheit kamen mit ihm. Ich weiß, ich wäre viel glücklicher und könnte viel mehr erreichen und mit Freude auf die Menschen zugehen, würde man mir nur gestatten, Freude am Leben zu empfinden. Stattdessen fühle ich mich depressiv, gleichgültig und kämpfe ununterbrochen gegen Tränen an. Es ist beinahe so schlimm wie 2013, als ich noch ein Computerleben geführt hatte und in meinem Zimmer auf und abgegangen bin, weil ich nicht wusste was ich tun sollte. Das war noch vor Hartz IV.“

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