Donnerstag, 26. April 2018

Das Thema heute: Ich. „Welch ein Drama!“

 
Frisch ausgeruht erwacht Tamsin mit Tränen in den Augen. Sie hasst ihr Leben, wie es so geworden ist. Voller Leute, die sie nicht verstehen, bedrängen und alles noch schwerer machen, als es sein müsste.

Heute kommt Tamsins Betreuerin in die Maßnahme, um mit Frau Ti zu sprechen. Darüber, wie es weitergeht und auch über das Dilemma mit den Schmerzen.
Tamsin hofft, dass alles gutwerden wird.
Tamsin fürchtet, dass plötzlich alle Leute auf sie einreden - dass die Schmerzen in den Füßen doch nicht schlimm seien und sie sich daran gewöhnen müsse, oder sich das alles nur einbildet… Das Tamsin tun muss, was gesagt wird, ob sie will oder nicht. Dass so das Leben ist. Dass es so normal ist. Und dass es letztlich keinen Ausweg aus dieser Misere geben wird.
Das nervigste am Kiosk war das Fegen und Wischen der Tische, weil die Schüler nicht richtig essen können, ohne die Hälfte um sich herum zu verteilen. „Nun werde ich immer gerufen, selbst wenn ich heute in der Holzwerkstatt bin, um den Dreck wegzumachen.“ Tamsin ist de Putze für alles. Nur sie allein.

„Hm.“ Tamsin spürt, wie die Verzweiflung ihre Ängste nährt. Gestern hatte sie es nach der Maßnahme nicht einmal geschafft, sich aus Edeka ne Butter rauszuholen. Dabei hatte sie solche Sorgen längst überwunden geglaubt.

Dann wäre es 4 Wochen, also noch ein ganzer Monat, den sie dies ertragen müsste. Naja, oder 8 Tage, da sie nur 2x in Vollzeit dort ist. „O, das klingt gar nicht mal so unerträglich lange.“ Außer es breitet sich auch nach Frau Ti’s Abgang weiter aus. Dann wären es 12 Tage. Also nicht mal 2 ganze Wochen.
In 4 Wochen hat sie Termine, beim Psychiater und beim Orthopäden. Dazu kommt noch die Untersuchung in Lübeck mit dem Gespräch. Irgendwann. 3 Chancen, sich von dem Leid befreien zu lassen. Egal wie. „Einer wird mich schon verstehen.“, hofft sie. Und falls nicht? Darüber nachzudenken, immer und immer wieder, ist wie in einem Karussell zu sitzen, das niemals anhält und das sich viel zu langsam dreht, sodass die Fahrt gar keinen Spaß macht und man froh ist, wenn es endlich vorbei ist.

 „Arbeiten mit Schmerzen ist wie ein Leben voller Schmerzen.“

Wie jeden Donnerstag hat sie einen Therapietermin um 9:00. Daher kann sie morgens noch einen Nudelbecher essen. Und Wäsche waschen. Sie wäscht auch ihre Gothik Bettwäsche, weil sie die wieder draufhaben will. Dave plant, sich diesen Samstag mit ihr zu treffen. Dummerweise sind alle Wäscheleinen belegt. Wenn sie spät nachmittags Heimkommt hat sie nur wenig Zeit und noch weniger Lust, dann noch zu waschen. Das macht sie daher oft am WE. Heute nutzt sie jedoch die frühe Freizeit dafür. Dann hat sie später mehr Zeit für sich. „Ich habe es so lange es geht in den Trockner gelassen. Bis ich los musste. Dann habe ich die noch halbtrockene Wäsche im Zimmer verteilt.“

Später:

Tamsin erwartet immer das Schlimmste. Wenn dies nicht eintrifft: Ok. Gut. Wenn es sogar besser wird: juhu! Freude!

Denn in dem Gespräch – alle Teilnehmer durften schon nach Hause; Tamsin war allein im Holzbereich – wurde erläutert, dass die Aufgaben in der Maßnahme doch etwas zu anspruchsvoll für Tamsin sind. „Ich soll Putzen, um zu lernen das schnell zu tun, damit ich bei mir zu Hause auch richtig und schnell alles sauber bekommen.“ Tamsin ist irritiert. Das klang, als wäre sie ein Dreckspatz, der sowas nicht auf die Reihe kriegt. Dabei ist sie das Gegenteil. Keine fremde Wohnung in der sie je war, war so sauber, wie ihre!
Offenbar will Frau Ti ihr wirklich nur helfen, jedoch weiß sie nicht genau, welcher Weg der Richtige ist. Damals hatte ich mich mal über die Küchenarbeit beklagt. Dass damit nicht jeder Küchentag gemeint war und alle Situationen anders sind, ist für die Menschen schwer zu begreifen.

Nunja, es endete damit, dass demnächst neue Maßnahmen ergriffen werden, ihr richtig zu helfen.

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