Da es die letzten Tage
warm, ja sogar heiß war, wurde für heute ein Spaziergang am Strand geplant.
Dieser Morgen begann schon
recht kühl. Aber es war nun mal geplant, und so machte sich Tamsin mit ihrer
Jobb Gruppe auf nach Dame.
Eiskalte Böen
empfingen sie. Tamsin war froh, doch noch Mütze und die dicke Jacke dabei zu
haben. Anders als bei den anderen, die jobb unterschätzten und sich fröstelt
die menschenleere Promenade entlang schleppten.
Irgendwann hieß es
dann: Hier ist es kalt und windig, fahren wir nach Heiligenhafen, vielleicht
ist es dort angenehmer.
Das taten sie.
Angenehmer war es dort
jedoch nicht. Der Sturm pustete Tamsin beinahe die Kapuze vom Haupt, hätte sie
die aufgesetzt, was sie nicht tat, weil es zum Aktiv Hus nicht so weit war.
Ihre Freude wieder im
warmen zu sein verglüht, als alle sich etwas beim Bäcker bestellen. Tamsin hat
keinen Hunger auf Brötchen, wartet lieber bis sie später Nudeln essen kann. Die
Gruppe setzt sich, Tamsin ignorierend, an einen Tisch. Dort war kein freier
Platz mehr, daher folgt Tamsin den beiden Anleitern zu einer Sitzecke im ersten
Stock. Da war dann Platz für Tamsin.
Die Gruppe wollte sie
nicht ignorieren, weiß sie. Alle wissen wie und das man zusammensitzt und
Tamsin hat sich nur nicht getraut, sich einzufügen. “Ich bin es gewohnt, dass
man sagt: Setz dich zu uns.“
Tamsin ist traurig,
auch wenn sie es gewohnt ist ausgegrenzt zu werden und glaubt, dass sie nur
nicht herangezogen wurde, weil sie nichts gegessen hatte und daher auch keinen
Platz am Tisch brauchte.
Frau Ti bietet ihr
einen Keks an.
Tamsin lehnt ab, weil
sie das nicht versteht und wohl auch nicht verdient hat.
Den anderen
Teilnehmern gefällt die Maßnahme. Auch das versteht Tamsin nicht. Naja, die
anderen müssen auch nicht tun, was sie hassen. Die dürfen tun, was ihnen Freude
bereitet. Bis auf Coraline, der es von Anfang an keinen Spaß gemacht hat. Kara
erzählt, das Coraline einmal Fensterputzen sollte, gesagt hat: So was gehört
nicht zu meinen Aufgaben, und dann nach Hause gegangen ist. Einfach so. Den
Konsequenzen zum Trotz.
Tamsin könnte das
auch. „Ja, ich könnte…“
Sie ist froh, als es
dann wieder weiterging, zurück zur Maßnahme. Im Auto gab es ein kurzes Drama,
weil die Teilzeit-Leute früher gehen und damit auch direkt an der Haltestelle rausgelassen
werden sollten. Tamsin musste den Platz an der Tür räumen. Egal. Weil Ferien
sind darf Tamsin auch einen früheren Bus nehmen und wird damit noch Zeit zum Kochen
haben.
Auf der Rückfahrt: Die
anderen reden und lachen, nur Tamsin grübelt bedrückt vor sich hin. Wie immer.
Gestern hat sie das
Zeit Problem bei ihrer Therapeutin angesprochen. Auch wenn sie das nicht stark
beeinflussen kann, ist es Tamsin doch ein Trost gewesen, als diese meinte, dass
eine Teilzeit Ausbildung doch eine gute Idee ist, wenn alles andere zu
schwierig ist. Das zusammen mit der Behauptung, sie könnte ihr Leben selbst
bestimmen und müsse sich nicht ausnahmslos alles vorschreiben lassen, hat
Tamsin Hoffnung gegeben.
Dort angekommen, war
es genau 12 Uhr. Nun war Tamsin mit Kara alleine. Dazu die beiden Anleiter. Die
hatten Hunger. Auf Döner. Kara auch. Also wurde die Speisekarte eines
Lieferservice durchforstet. Alle freuen sich. Nur Tamsin ist unentschlossen.
Sie weiß nicht, was alles auf den Döner rauf kommt, weil ihre Mom den bisher
immer gekauft hat. Gerade hatte sie ihre Kekse und eine Müllermilch zu sich
genommen und dadurch auch wenig Hunger auf Derartiges. "Das ist doch alles
Zeitverschwendung.", denkt sie. "Dies ist eine von Steuergeldern finanzierte
Harts 4 Maßnahme!" Eine ganze Stunde später; 13Uhr: Tamsin hat beschlossen
nichts zu essen und der Anleiter, der losfuhr, um alles zu holen, kam mit
leeren Händen zurück. Grund: Der Laden hatte geschlossen.
Tamsin
verspürt Schadenfreude. Sie hatte echt keine Lust gehabt, die nächste Stunde
damit zu verbringen, den drei Leuten beim Essen zuzusehen. Aber Heim durfte sie
nicht. Nein, die nächste Stunde dürfen sich in den EDV Raum. Dumm nur, dass das
Internet dort nicht funktionierte. Tamsin erkundigt sich nach einer Aufgabe.
"Das lohnt sich jetzt nicht mehr, noch etwas anzufangen. Unterhalte dich
doch noch ein bisschen mit Kara. Und um 14 Uhr könnt ihr dann gehen."
So
war es geschehen. Obwohl Tamsin die Unterhaltung gefallen hat, ärgert sie sich
darüber, wieder mal zwei Stunden Lebenszeit sinnlos vergeudet zu haben.
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