Dienstag, 10. April 2018

Netter Strandspaziergang in Gesellschaft. Pustekuchen.

 
Da es die letzten Tage warm, ja sogar heiß war, wurde für heute ein Spaziergang am Strand geplant.
Dieser Morgen begann schon recht kühl. Aber es war nun mal geplant, und so machte sich Tamsin mit ihrer Jobb Gruppe auf nach Dame.
Eiskalte Böen empfingen sie. Tamsin war froh, doch noch Mütze und die dicke Jacke dabei zu haben. Anders als bei den anderen, die jobb unterschätzten und sich fröstelt die menschenleere Promenade entlang schleppten.  

Irgendwann hieß es dann: Hier ist es kalt und windig, fahren wir nach Heiligenhafen, vielleicht ist es dort angenehmer.
Das taten sie.
Angenehmer war es dort jedoch nicht. Der Sturm pustete Tamsin beinahe die Kapuze vom Haupt, hätte sie die aufgesetzt, was sie nicht tat, weil es zum Aktiv Hus nicht so weit war.
Ihre Freude wieder im warmen zu sein verglüht, als alle sich etwas beim Bäcker bestellen. Tamsin hat keinen Hunger auf Brötchen, wartet lieber bis sie später Nudeln essen kann. Die Gruppe setzt sich, Tamsin ignorierend, an einen Tisch. Dort war kein freier Platz mehr, daher folgt Tamsin den beiden Anleitern zu einer Sitzecke im ersten Stock. Da war dann Platz für Tamsin.
Die Gruppe wollte sie nicht ignorieren, weiß sie. Alle wissen wie und das man zusammensitzt und Tamsin hat sich nur nicht getraut, sich einzufügen. “Ich bin es gewohnt, dass man sagt: Setz dich zu uns.“

Tamsin ist traurig, auch wenn sie es gewohnt ist ausgegrenzt zu werden und glaubt, dass sie nur nicht herangezogen wurde, weil sie nichts gegessen hatte und daher auch keinen Platz am Tisch brauchte.
Frau Ti bietet ihr einen Keks an.
Tamsin lehnt ab, weil sie das nicht versteht und wohl auch nicht verdient hat.
Den anderen Teilnehmern gefällt die Maßnahme. Auch das versteht Tamsin nicht. Naja, die anderen müssen auch nicht tun, was sie hassen. Die dürfen tun, was ihnen Freude bereitet. Bis auf Coraline, der es von Anfang an keinen Spaß gemacht hat. Kara erzählt, das Coraline einmal Fensterputzen sollte, gesagt hat: So was gehört nicht zu meinen Aufgaben, und dann nach Hause gegangen ist. Einfach so. Den Konsequenzen zum Trotz.
Tamsin könnte das auch. „Ja, ich könnte…“

Sie ist froh, als es dann wieder weiterging, zurück zur Maßnahme. Im Auto gab es ein kurzes Drama, weil die Teilzeit-Leute früher gehen und damit auch direkt an der Haltestelle rausgelassen werden sollten. Tamsin musste den Platz an der Tür räumen. Egal. Weil Ferien sind darf Tamsin auch einen früheren Bus nehmen und wird damit noch Zeit zum Kochen haben.

Auf der Rückfahrt: Die anderen reden und lachen, nur Tamsin grübelt bedrückt vor sich hin. Wie immer.

Gestern hat sie das Zeit Problem bei ihrer Therapeutin angesprochen. Auch wenn sie das nicht stark beeinflussen kann, ist es Tamsin doch ein Trost gewesen, als diese meinte, dass eine Teilzeit Ausbildung doch eine gute Idee ist, wenn alles andere zu schwierig ist. Das zusammen mit der Behauptung, sie könnte ihr Leben selbst bestimmen und müsse sich nicht ausnahmslos alles vorschreiben lassen, hat Tamsin Hoffnung gegeben.

Dort angekommen, war es genau 12 Uhr. Nun war Tamsin mit Kara alleine. Dazu die beiden Anleiter. Die hatten Hunger. Auf Döner. Kara auch. Also wurde die Speisekarte eines Lieferservice durchforstet. Alle freuen sich. Nur Tamsin ist unentschlossen. Sie weiß nicht, was alles auf den Döner rauf kommt, weil ihre Mom den bisher immer gekauft hat. Gerade hatte sie ihre Kekse und eine Müllermilch zu sich genommen und dadurch auch wenig Hunger auf Derartiges. "Das ist doch alles Zeitverschwendung.", denkt sie. "Dies ist eine von Steuergeldern finanzierte Harts 4 Maßnahme!" Eine ganze Stunde später; 13Uhr: Tamsin hat beschlossen nichts zu essen und der Anleiter, der losfuhr, um alles zu holen, kam mit leeren Händen zurück. Grund: Der Laden hatte geschlossen.

Tamsin verspürt Schadenfreude. Sie hatte echt keine Lust gehabt, die nächste Stunde damit zu verbringen, den drei Leuten beim Essen zuzusehen. Aber Heim durfte sie nicht. Nein, die nächste Stunde dürfen sich in den EDV Raum. Dumm nur, dass das Internet dort nicht funktionierte. Tamsin erkundigt sich nach einer Aufgabe. "Das lohnt sich jetzt nicht mehr, noch etwas anzufangen. Unterhalte dich doch noch ein bisschen mit Kara. Und um 14 Uhr könnt ihr dann gehen."

So war es geschehen. Obwohl Tamsin die Unterhaltung gefallen hat, ärgert sie sich darüber, wieder mal zwei Stunden Lebenszeit sinnlos vergeudet zu haben.

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