Dienstag, 3. April 2018

Erster Urlaubstag. Dienstag.

 

Tamsin hat Zwangsurlaub. Es sind Osterferien und die Anleiter wollen Urlaub haben. Nur die neue Chefin ist alleine da. Eine neue Teilnehmerin, die noch keinen Urlaubsanspruch hat, bekommt eine Hausaufgabe. Sie soll und muss nicht alleine dort anwesend sein, während alle anderen Urlaub haben. Demnach hätte dieser Urlaubszwang wohl gar nicht sein müssen. Aber JOBB wäre nicht JOBB, würde dort alles logisch, strukturiert und wohlwollend dort ablaufen.

Tamsin ist nicht glücklich. Endlich Ferien – eine Woche ohne Schüler und Kasse, und sie muss zuhause sitzen. Dabei kann die Maßnahme ohne Kiosk beinahe angenehm sein.
Nun sitzt sie zuhause und grübelt. Weint, weil die Zwänge, Dinge tun zu müssen, die sie hasst, ihr nicht guttun. Aber das kümmert niemanden. „Es tut dir gut und du wirst schon viel offener.“, meinte Frau Ti einmal. Anstatt sich über die freie Zeit zu freuen, klagt Tamsin über die nächste Woche, in der alles wieder von vorne losgeht.

Dave wollte sich diese Woche mit ihr treffen und auch seine Festplatte mitbringen. Filme schauen. Doch seit gestern war er noch nicht online, um das Treffen abzumachen. Tamsin hat Angst davor, weiß nicht, wie er auf sie reagieren wird. „Wie ich reagieren werde!?“ Tamsin will es nicht vermasseln. Am liebsten würde sie es einfach bleibenlassen. Doch dann würde sie nie erfahren, ob sie vielleicht doch eine Chance gehabt hätte. Wenn das Schicksal nicht wollen würde, dass Dave in ihr Leben tritt, wieso hat sie denn seit zwei Jahren Kontakt zu ihm? Und welche Rollen spielt Don, den sie ebenfalls vor zwei Jahren auf dieselbe weite im Chat kennengelernt hat?

In der Nacht war sie wieder wach, hat über den Kiosk nachgegrübelt. Es ist nicht die Kasse, die sie ärgert, sondern die Zwänge… Ob sich daran je etwas ändern wird? „Ich habe bis halb acht morgens geschlafen.“ Tamsin hat von einem Blonden Mann geträumt, der sich in sie verliebt hat. In letzter Zeit träumt sie viel und stark – als wären die Bilder real. Das denkt sie, wenn sie erwacht. „Ich träume gerne.“ Tamsin mag ihre Träume und sie schläft gerne viel, denn die Welt in ihren Träumen ist viel schöner als die Realität. In Träumen leidet sie nur selten.

Tamsin wollte heute einen Marzipankuchen backen. Hat schon alle Zutaten beisammen. Bis auf die Waage. Aufm Flohmarkt hatte sie keine Gefunden. Die von ihrer Mom zeigt nur KG an. Tamsin muss aber Gramm wissen. „Toll, und nun!?“ Frustriert hatte die Backmischung zurück in den Schrank geschoben und sich Nudeln gemacht.

Nach dem Putzen setzt sie sich an den Laptop. Würde gerne einen Saft auspressen. „Ich habe den naiven Gedanken, dass Dave sich plötzlich spontan mit mir treffen will. Und wenn ich jetzt einen Saft trinke, müsste ich ständig auf Klo.“ Das wäre ihr dann unangenehm.

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