Tamsin
hat Zwangsurlaub. Es sind Osterferien und die Anleiter wollen Urlaub haben. Nur
die neue Chefin ist alleine da. Eine neue Teilnehmerin, die noch keinen
Urlaubsanspruch hat, bekommt eine Hausaufgabe. Sie soll und muss nicht alleine
dort anwesend sein, während alle anderen Urlaub haben. Demnach hätte dieser
Urlaubszwang wohl gar nicht sein müssen. Aber JOBB wäre nicht JOBB, würde dort alles
logisch, strukturiert und wohlwollend dort ablaufen.
Tamsin
ist nicht glücklich. Endlich Ferien – eine Woche ohne Schüler und Kasse, und
sie muss zuhause sitzen. Dabei kann die Maßnahme ohne Kiosk beinahe angenehm
sein.
Nun
sitzt sie zuhause und grübelt. Weint, weil die Zwänge, Dinge tun zu müssen, die
sie hasst, ihr nicht guttun. Aber das kümmert niemanden. „Es tut dir gut und du
wirst schon viel offener.“, meinte Frau Ti einmal. Anstatt sich über die freie
Zeit zu freuen, klagt Tamsin über die nächste Woche, in der alles wieder von
vorne losgeht.
Dave
wollte sich diese Woche mit ihr treffen und auch seine Festplatte mitbringen.
Filme schauen. Doch seit gestern war er noch nicht online, um das Treffen
abzumachen. Tamsin hat Angst davor, weiß nicht, wie er auf sie reagieren wird. „Wie
ich reagieren werde!?“ Tamsin will es nicht vermasseln. Am liebsten würde sie
es einfach bleibenlassen. Doch dann würde sie nie erfahren, ob sie vielleicht
doch eine Chance gehabt hätte. Wenn das Schicksal nicht wollen würde, dass Dave
in ihr Leben tritt, wieso hat sie denn seit zwei Jahren Kontakt zu ihm? Und
welche Rollen spielt Don, den sie ebenfalls vor zwei Jahren auf dieselbe weite
im Chat kennengelernt hat?
In
der Nacht war sie wieder wach, hat über den Kiosk nachgegrübelt. Es ist nicht
die Kasse, die sie ärgert, sondern die Zwänge… Ob sich daran je etwas ändern
wird? „Ich habe bis halb acht morgens geschlafen.“ Tamsin hat von einem Blonden
Mann geträumt, der sich in sie verliebt hat. In letzter Zeit träumt sie viel
und stark – als wären die Bilder real. Das denkt sie, wenn sie erwacht. „Ich
träume gerne.“ Tamsin mag ihre Träume und sie schläft gerne viel, denn die Welt
in ihren Träumen ist viel schöner als die Realität. In Träumen leidet sie nur
selten.
Tamsin
wollte heute einen Marzipankuchen backen. Hat schon alle Zutaten beisammen. Bis
auf die Waage. Aufm Flohmarkt hatte sie keine Gefunden. Die von ihrer Mom zeigt
nur KG an. Tamsin muss aber Gramm wissen. „Toll, und nun!?“ Frustriert hatte
die Backmischung zurück in den Schrank geschoben und sich Nudeln gemacht.
Nach dem Putzen setzt sie sich an den
Laptop. Würde gerne einen Saft auspressen. „Ich habe den naiven Gedanken, dass
Dave sich plötzlich spontan mit mir treffen will. Und wenn ich jetzt einen Saft
trinke, müsste ich ständig auf Klo.“ Das wäre ihr dann unangenehm.
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