Dies war ein angenehmer
Tag. Keine Panikattacken und fast kein Stress. Allerdings weiß Tamsin nicht, ob
sie froh oder enttäuscht darüber sein sollte, anstatt alleine nun mit einer
kleinen Gruppe einkaufen gegangen zu sein. Zu müssen. „Wie üblich wurde direkt nach
Aufbruch wieder angefangen zu rauchen. Tamsin ging hinter der Gruppe, weshalb
sie die fiesen Wolken direkt ins Gesicht bekam. „Wäre ich auf Abstand gegangen,
hätten sie gefragt, ob alles in Ordnung ist, ob ich eine Pause bräuchte.“
Natürlich geht Tamsin gerne, und schnell! „Hätte ich die Wahrheit gesagt....
Ja, was dann? Hätten sie dann gesagt, ich solle mich nicht so anstellen!?“ Man
weiß es nicht... „JOBB kannte noch nie... Gnade.“
Während der insgesamt 3Km
langen Tour brauchten sie drei Kippen. Eine davor, eine nach dem Einkauf und
eine, als wieder wieder am Ziel ankamen. Im Grunde kann es ihr egal sein. Jeder
Raucher erhält schon seine Strafe. Irgendwann. „Raucher würden niemanden
stören, würde sich der Gestank nicht immer wie eine Pestwolke um sie herum
ausbreiten und anderen Menschen die Luft zum Atmen nehmen. „Das ist
egoistisch!“ Gerne würde Tamsin in der Nähe einer dieser Raucher, der neben ihr
in der Haltestelle auf den Bus wartet und sich dabei zufrieden eine Kippe nach
der anderen ansteckt, ganz provokant etwas versprühen, dass nach Kacke riecht.
Einfach nur, um den zu ärgern... Die Luft ein bisschen zu verunreinigen. Es
gibt Parfüm mit Imbissduft. Aber das duftet zu gut. „Hmmm...“
Naja, da nach dem Einkauf
die Zeit knapp war und Tamsin sich um Wohnungssuche gekümmert hat, brauchte sie
heute weder in die Küche, noch in den Verkauf. Ihr anfänglich gute Stimmung,
ausgelöst durch eine amüsante Teilnehmerin, die bei jeder Kleinigkeit direkt an
die Decke geht: „Ja, ey, ich hatte gestern meinen Bus verpasst und das war der
letzte. Ich sollte da den Zug nehmen, alta, von Gleis sieben ¾ über Moskau,
oder was!? Und dann noch fünfzehn Euro zu bezahlen, ey! Was für'n Scheiß, man!“
Tamsins Stimmung hielt
sich im oberen Bereich. Tamsin würde sich nicht wundern, in die Küche zu
müssen. Ihre Gleichgültigkeit dem gegenüber verdrängt die Realität ein
bisschen. „Manchmal fühle ich mich wie ein Zombie, der stumpf und gedankenlos
die verlangten Arbeiten ausführt, ohne Freude, Glück oder Ehrgeiz zu
empfinden.“ Gefühle sind schlecht. Negativ. Tamsin kann sie nicht
kontrollieren. Wenn Trauer kommt, tja, dann kommt sie. Tamsin versucht, sie
auszublenden. Wie Ein Zombie, der nichts denkt, nichts fühlt, sich nicht
beklagt, weil dies sowieso zwecklos ist. Der Kuchen wird gebacken, Vorschriften
werden eingehalten, Berichte können geschrieben werden.
„Morgen geht es übrigens
erneut einkaufen.“ Einkaufen, einkaufen,
einkaufen. Küche, Verkauf, Einkauf. In ihrer alten Maßnahme war Tamsin immer
froh, wenn diese Aufgaben auf Freiwillige abgewälzt wurden. Jeder war
glücklich. Niemand war wütend, weil er gezwungen wurde, nur, weil es in
irgendwelchen Vorschriften steht, oder weil jemand sagt: „Du musst das lernen!
Du warst noch nie dran.“ … Tamsin wurde
die Einkaufsliste anvertraut.
Tamsin graust es vor dem
Tag, an dem sie 3Km „Wandern“, in die Küche und danach noch den langen Weg zum
Bus nehmen muss. Der Tag wird kommen. Nur stehen, sich den Schmerz hingeben,
wie in guten, alten JOBB-Zeiten. „Ich habe erwähnt, nicht belastbar zu sein.
Habe meine Ängste offenbart. Ebenso die Abneigung zur Küche und der Kasse.“ Und
bisher wurde Tamsin allem ausgesetzt. Gnadenlos. „Es verfolgt mich bis in meine
Alpträume...“ Tamsin überlegt, am besten nichts mehr zu sagen. Denn so können
die sie auch nichts Unangenehmen mehr aussetzen, damit sie sich daran
„gewöhnt“.
„Ich verzichte auf freie
Entscheidungen, wenn sie angeboten werden. Denn egal, wozu ich mich entscheide,
das andere Übel wird mich dennoch einholen. Wenn nicht heute, dann morgen.“
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