Angefangen hatte es mit
zwei Tage langandauernden Halsschmerzen. Die zweite Nacht war unruhig, da
Tamsin immer wieder aufgewacht war, weil es heiß oder kalt war und sie sich die
Nase putzen musste. Dabei hatte sie immer wieder an ihrem Salbeitee genippt.
Am dritten Tag waren die
Halsschmerzen fort. Dafür meldete sich ihre Nase umso mehr. Ununterbrochen. Die
Augen tränten, doch da der Schmerz fort war, hatte Tamsin schon gedacht, das
Schlimmste überstanden zu haben. Den Tag verbrachte sie vor dem Fernseher.
Leichtsinniger Weise hatte sie etwas Scharfes gegessen, weil nichts anderes da
war..
Am frühen Abend wechselte
es dann wieder. Ihrer Nase ging es besser, dafür entstand in ihrem Hals ein
unangenehmes Kratzen, welches mit Übelkeit einherging. Der Husten hielt sich
bislang in Grenzen. Doch das Kratzen wurde so stark, dass Tamsin kaum schlafen
konnte. In Panik vor einer Mandelentzündung begann sie zu googeln. Was wenig
erfolglos verlief, wie bei Krankheiten so üblich. Nicht auf jedes Leiden weiß
Dr. Google eine Antwort.
Inzwischen ist
Donnerstag. Draußen ist es war, ja gar heiß. Gerne wäre Tamsin zum Strand
gefahren, Eis essen. Doch sie ist krankgeschrieben und darf somit nicht in die
Öffentlichkeit. Der Druck im Hals zusammen mit der Übelkeit hält weiterhin an.
Abermals googelt sie die Symptome. Sie überlegt, den Arzt abermals aufzusuchen.
Doch heute ist die Neueröffnung der modernsten Lidl Filiale in der Umgebung.
Mit super – ätzenden – Gewinnspielen, die sich ihre Eltern auf keinen Fall
entgehen lassen können! „Zum Arzt kannst du auch morgen noch.“, meint ihr Dad,
der sich bereits ausmalt, wie sein Name in der Ziehung des Hauptpreises
ausgerufen wird. Tamsin mag keine Gewinnspiele, weil sie noch nie im leben bei
so etwas gewonnen hat und wenn ihr Dad mal gewinnt, ist es zu 99% immer nur
irgendein Zweitgewinn, den man nicht wirklich gebrauchen kann. Wie Duftstäbchen
mit Zitrone, Einen Schulranzen, Teddys oder einen Tauch/reit-gutschein.
Tamsin macht sich Sorgen um die kommende Nacht. Wenn
die Übelkeit nicht aufhört, ja wenn sie stärker wird... Wenn es wirklich mehr
als ein banales Erkältungssymptom ist... Tamsin hasst diese Nächte, in denen
sie irgendetwas hat, was sie nicht schlafen lässt. Seien es Zahnschmerzen, ein
stechen im Auge oder Übelkeit.
In dem Wunsch gesünder zu
leben, hat sie bereits eine ganze Woche auf McDonalds verzichtet. Darauf ist
sie stolz. So ein frisches Vollkornbrötchen am Abend schmeckt sowieso viel
besser und man fühlt sich nicht so vollgefressen.
Daran hätte sie lieber
nicht denken sollen. Am Nachmittag war Tamsin abermals beim Arzt, weil das
Druckgefühl ihr Unbehagen bereitete. Doch es war nichts ernstes; hatte nur mit
der „Erkältung“ zu tun. Danach war sie noch einkaufen, in Aldi, wo es nichts
von dem gab, was sie brauchte. Gegen ihren Willen begiebt sich Tamsin zu
McDonalds. Seltsamerweise ging es ihrem Hals nach dem Burger sogar ein wenig
besser. Das Essen muss den Schleim irgendwie gelöst und mit sich gerissen
haben, so ihre Vermutung.
Freitags ging es ihr
schon halbwegs besser. Tamsin hat, um sich zu schonen, Mission to Mars
geschaut. „Es ist schon seltsam, einen alten Film der im Jahre 2020 spielt zu
sehen, in dem es weder Smartphones noch Tablets gibt, mit denen ständig alle in
der Hand herumlaufen.“ Unlogisch ist auch: Riesigen Felsbrocken werden von
diesem Tornadomonster angesaugt, doch die Astronauten bleiben standhaft.
Trotz der entspannten
Behaglichkeit des Bettes und des Nichts-tuns verspürt Tamsin doch einen Anflug
von Langeweile. Ja, sie hasst die Großküche und das, was sie in der Maßnahme
tun muss, aber ewig nur alleine zuhause sitzen ist ebenfalls öde.
Am Sonntag, genau sieben
Tag nach Einbruch des Leides, kann Tamsin behaupten, sich abgesehen von
unergründlicher Müdigkeit wieder gut zu fühlen.
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