Freitag, 19. Mai 2017

Tamsins üble Woche

Angefangen hatte es mit zwei Tage langandauernden Halsschmerzen. Die zweite Nacht war unruhig, da Tamsin immer wieder aufgewacht war, weil es heiß oder kalt war und sie sich die Nase putzen musste. Dabei hatte sie immer wieder an ihrem Salbeitee genippt.

Am dritten Tag waren die Halsschmerzen fort. Dafür meldete sich ihre Nase umso mehr. Ununterbrochen. Die Augen tränten, doch da der Schmerz fort war, hatte Tamsin schon gedacht, das Schlimmste überstanden zu haben. Den Tag verbrachte sie vor dem Fernseher. Leichtsinniger Weise hatte sie etwas Scharfes gegessen, weil nichts anderes da war..

Am frühen Abend wechselte es dann wieder. Ihrer Nase ging es besser, dafür entstand in ihrem Hals ein unangenehmes Kratzen, welches mit Übelkeit einherging. Der Husten hielt sich bislang in Grenzen. Doch das Kratzen wurde so stark, dass Tamsin kaum schlafen konnte. In Panik vor einer Mandelentzündung begann sie zu googeln. Was wenig erfolglos verlief, wie bei Krankheiten so üblich. Nicht auf jedes Leiden weiß Dr. Google eine  Antwort.

Inzwischen ist Donnerstag. Draußen ist es war, ja gar heiß. Gerne wäre Tamsin zum Strand gefahren, Eis essen. Doch sie ist krankgeschrieben und darf somit nicht in die Öffentlichkeit. Der Druck im Hals zusammen mit der Übelkeit hält weiterhin an. Abermals googelt sie die Symptome. Sie überlegt, den Arzt abermals aufzusuchen. Doch heute ist die Neueröffnung der modernsten Lidl Filiale in der Umgebung. Mit super – ätzenden – Gewinnspielen, die sich ihre Eltern auf keinen Fall entgehen lassen können! „Zum Arzt kannst du auch morgen noch.“, meint ihr Dad, der sich bereits ausmalt, wie sein Name in der Ziehung des Hauptpreises ausgerufen wird. Tamsin mag keine Gewinnspiele, weil sie noch nie im leben bei so etwas gewonnen hat und wenn ihr Dad mal gewinnt, ist es zu 99% immer nur irgendein Zweitgewinn, den man nicht wirklich gebrauchen kann. Wie Duftstäbchen mit Zitrone, Einen Schulranzen, Teddys oder einen Tauch/reit-gutschein.

Tamsin  macht sich Sorgen um die kommende Nacht. Wenn die Übelkeit nicht aufhört, ja wenn sie stärker wird... Wenn es wirklich mehr als ein banales Erkältungssymptom ist... Tamsin hasst diese Nächte, in denen sie irgendetwas hat, was sie nicht schlafen lässt. Seien es Zahnschmerzen, ein stechen im Auge oder Übelkeit.
In dem Wunsch gesünder zu leben, hat sie bereits eine ganze Woche auf McDonalds verzichtet. Darauf ist sie stolz. So ein frisches Vollkornbrötchen am Abend schmeckt sowieso viel besser und man fühlt sich nicht so vollgefressen.

Daran hätte sie lieber nicht denken sollen. Am Nachmittag war Tamsin abermals beim Arzt, weil das Druckgefühl ihr Unbehagen bereitete. Doch es war nichts ernstes; hatte nur mit der „Erkältung“ zu tun. Danach war sie noch einkaufen, in Aldi, wo es nichts von dem gab, was sie brauchte. Gegen ihren Willen begiebt sich Tamsin zu McDonalds. Seltsamerweise ging es ihrem Hals nach dem Burger sogar ein wenig besser. Das Essen muss den Schleim irgendwie gelöst und mit sich gerissen haben, so ihre Vermutung.

Freitags ging es ihr schon halbwegs besser. Tamsin hat, um sich zu schonen, Mission to Mars geschaut. „Es ist schon seltsam, einen alten Film der im Jahre 2020 spielt zu sehen, in dem es weder Smartphones noch Tablets gibt, mit denen ständig alle in der Hand herumlaufen.“ Unlogisch ist auch: Riesigen Felsbrocken werden von diesem Tornadomonster angesaugt, doch die Astronauten bleiben standhaft.

Trotz der entspannten Behaglichkeit des Bettes und des Nichts-tuns verspürt Tamsin doch einen Anflug von Langeweile. Ja, sie hasst die Großküche und das, was sie in der Maßnahme tun muss, aber ewig nur alleine zuhause sitzen ist ebenfalls öde.

Am Sonntag, genau sieben Tag nach Einbruch des Leides, kann Tamsin behaupten, sich abgesehen von unergründlicher Müdigkeit wieder gut zu fühlen.

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