Samstag, 6. Mai 2017

Die Ruhe vor dem Sturm

„Wir fahren nur zum Flohmarkt und dann wieder nach Hause.“, sagt ihre Dad zu Tamsin, die, naiv wie sie eben ist, ihm natürlich glaubt. Immer, und immer wieder. Natürlich waren ihre Eltern nach dem Flohmarkt nicht nur in einem Laden, sondern gleich in drei. „Das, was ich brauche gibt es nicht bei Famila. Also müssen wir nochmal nach Aldi!“, bekräftigt ihre Mom, während Tamsin genervt auf die Uhr schaut. Mehr als eine Stunde war sie gezwungen, sinnlos Zeit damit zu vertrödeln, im Auto auf ihre Eltern zu warten. Lust, währenddessen spazieren zu gehen; bei dem trüben Wetter über den Parkplatz zur Straße und zurück zu wandern, hatte sie keine. Tja…

An diesem Wochenende bereitet Tamsin sich auf die nächste Woche vor. Demnächst wird es mit Vollzeit losgehen. Sie weiß nur noch nicht, wann genau. „Die Zeit soll langsam aufgestockt werden, damit man sich dran gewöhnt.“, wie gesagt wurde. Dennoch fühlt es sich für Tamsin an, als würde sie ihr komplettes Leben, wie sie es bisher kannte, aufgeben. Einerseits freut sie sich, etwas, naja… Sinnvolles zu tun. Andererseits lässt sich die Furcht vor einem Leben, dass nur noch aus Arbeit, Essen und Schlafen besteht, einfach nicht abschütteln.
In letzter Zeit ging Tamsin schon kurz nach 20Uhr zu Bett. Sie war einfach müde. Käme sie um 17Uhr nach Hause, blieben ihr drei Stunden vom Tag, von denen mindestens eine mit Essen/Essen besorgen, Körperpflege; Zähneputzen, evtl. Duschen, gefüllt wird. Ein Einkauf mit den Eltern könnte zwei Stunden dauern. Würde sie dies ohne Eltern tun, würde es dennoch dauern, da sie Tamsin hinfahren und währenddessen selbst Einkaufen. „Ich müsste wieder auf sie warten.“
Tamsin spielt keine Computerspiele, und den Chat, in dem sie 2007 viele Freunde hatte und in dem sie viel abhing, gibt es nicht mehr – jedenfalls ist er nicht mehr so wie damals, da heute nicht mehr die familiäre Gemeinschaft, sondern Erotik im Vordergrund steht. Uah. Wie langweilig.

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