Da Tamsin gestern nicht
in die Küche „konnte“, durfte sie heute. Das hatte sie wenig überrascht. „Es
gibt kein Entkommen.“, denkt sie, wobei sie sich gleichzeitig fragt, ob es wirklich
so etwas wie Schicksal ist. Sie hat den Smoothie rausgesucht. Insgeheim will
sie lernen, wie macht den macht. Keine Gelegenheit wurde genutzt. Und heute ist
Tamsin dran! (Hey, das klingt wie in der Grundschule; da wurde der, der in der
Pause verkloppt werden sollte auch immer gewarnt mit: Heute bist du dran!“)
Eigentlich sollte Tamsin
einspringen, wenn „Not am Mann“ ist. Doch heute waren noch drei andere
Teilnehmer da. Diese gingen allesamt in den Verkauf. Sie mussten, obwohl sie
selbst es überflüssig fanden, zu dritt beim Kassieren zuzusehen.
Dass Tamsin in der Küche
ganz alleine war, empfand sie letztlich sogar als positiv. (Abgesehen von
dieser komischen roten Mütze, die ihr alle zwei Minuten vom Kopf rutschte und
den unbequemen Schuhen, die sich anfühlten und aussahen wie... äh... was auch
immer). So konnte sie unter Anleitung aktiv mitmachen, anstatt nur teilnahmslos
ignoriert daneben zu stehen. Zudem waren es keine dieser extrem unangenehmen
Aufgaben, wie für ein zwanzig-Leute-Essen die Zwiebeln zu schneiden, oder
Eimerweise Pflaumen entkernen, bis sich von der Säure die Haut von den Fingern
pellt. „Das Backen der Muffins weckt Kindheitserinnerungen.“ Und abwaschen
brauchte sie auch nicht. Das übernahm eine andere Schüler-Gruppe, die im anderen
Küchenabteil gekocht haben.
Im Anschluss sollte
Tamsin einkaufen. Doch daraus wurde aus Zeitnot nichts. „Dann gehst du eben
morgen einkaufen.“, wurde kurzerhand bestimmt. Einerseits, hm, ok, Tamsin hat die Zutaten verbraucht und es
müssen neue her (Auch wenn weder Getränk noch Smoothie von den Schülern
angerührt wurden. Die bevorzugen eher Donuts.)
Andererseits: Warum muss
Tamsin das unbedingt, wenn es andere gibt, die es viel lieber täten? Andere
sind froh, da raus zu können, unterwegs ein paar Kippen durchzuziehen und sich
zu unterhalten. „Wieder etwas Unausweichliches. Klappt es heute nicht, dann
eben morgen.“
Naja, letztlich ging
Tamsin dann wieder mit an die Kasse. Heute stand die Dame von gestern an der
Kasse, was bedeutete, dass Tamsin die Getränke reichen musste. Doch diesmal war
ihr Unbehagen gar nicht so groß. Diese Angst von gestern, jemanden etwas geben
zu müssen, war fort. Wo war sie nur hin? Womöglich war sie von der Küche schon
ein wenig abgehärtet, was den Druck betrifft. Viele Getränke wurden verkauft.
Nur kein Smoothie.
Als Tamsin im späteren
Gespräch gefragt wurde, wie es ihr in der Küche erging, meinte sie nur: „Okay.“
Es hat keinen Zweck, sich zu beklagen. Zudem, was sollte sie sonst machen?
Andere Aufgaben gibt es dort zur Zeit keine.
Zuhause gab es Kabeljau.
Zum Nachtisch aß Tamsin eine Praline. Sie wollte eigentlich eine mit Nüssen,
doch da hat sie das Nougatherz bereits mit der Fingerspitze berührt. Mist. Nun
musste sie es auch essen!
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