Sonntag, 12. August 2018

Flohmarkt und Zeitdruck


„Dad ist heute als wir auf dem Weg zum Flohmarkt waren nach McDonald’s gefahren. Und zwar nicht bevor wir losgefahren sind so wie üblich, sondern weil wir so früh das losgefahren sind und der Laden noch geschlossen hat sind wir erst dahingegangen als wir schon beim Flohmarkt da waren. Also vor dem Flohmarkt noch schnell was rausholen. Der Grund war, dass wir gesagt um 7 Uhr noch geschlossen war und als wir um 8 Uhr in Segeberg angekommen sind war dort offen und mir ging es besser wenn ich mit vollem Magen unterwegs bin. Dabei haben wir gesehen, dass hinter der Möbel Kraft Halle ein großer freier Parkplatz war. Ich wusste natürlich, dass du es von einer ist wo man parken kann, aber er glaubt das nie und parkt immer auf der anderen Seite. Dort auf einer ungepflegten Wiese, wo ein paar Kinder sich mit einer Kasse hingesetzt haben und einen freien Parkplatz 4 € verlangen. Damals war es auch schon mal 5 €. Es sind immer andere Kinder. Natürlich bin ich neidisch, weil niemand weiß was mit dem Geld gemacht wird und die sich möglicherweise irgendwas davon kaufen. Viele Leute ärgert das. Die setzen sich einfach dahin und kassieren. Wenigstens hat der Flohmarkt sich diesmal gelohnt und ich habe was gefunden. Um 12 Uhr ungefähr waren wir fertig. Er ist ein ziemlich großer Platz und das dauert eben bis man dadurch ist. Eine Tasche habe ich nicht gefunden. Und ich will keine 20 bis 30 € dafür ausgeben, wenn die noch nicht mal so richtig hübsch ist. Nur damit sie ihren Zweck erfüllt. So bin ich nicht. Ich wollte eigentlich früh zu Hause sein um noch den Tag für mich zu haben, aber ich musste dann noch mal mit zu den Eltern, weil ich etwas brauchte aus meinem alten Zimmer. Dann war ich erst kurz vor 15 Uhr zu Hause. Den war das egal. Die sind froh, wenn ich da bin und die sich nicht langweilen. Mich hingegen ärgert dies obendrein.

Oft denke ich über das Thema Arbeit nach. Wann ich denn Arbeit bekomme, ob ich überhaupt Arbeit bekomme, und welche das sein wird. Es ist falsch zu sagen, dass man überhaupt nicht arbeiten will. Das finde ich zumindest. Denn es kommt immer auf die Art der Arbeit an. Ob sie einen gefällt und man damit gut leben kann, oder ob man nur gezwungen wird in Vollzeit den ganzen Tag in einer Fabrik zu stehen ist ein jeder Knochen weh tut und das 7 Tage leihen 5 Tage die Woche und das mehrere Jahrzehnte lang. Einmal, weil im Fernsehen einen Bericht über ein Grundeinkommen. Dass jeder Mensch 1000 € zur freien Verfügung bekommt. Ich glaube, dass es sowas niemals geben wird. Man muss dann zwar nicht arbeiten oder zumindest nicht Vollzeit, aber irgendwie funktioniert das dann nicht. Zum einen weil dann viele Stellen die niemand haben will und keiner gerne freiwillig arbeitet von vorne rein unbesetzt geben. Z.b. Putzstellen wo man noch unter Mindestlohn bezahlt wird und dafür schwer ackern muss. Solche Arbeit würde dann niemand mehr machen. Außer man würde dort das Zehnfache verdient. Aber das wäre unmöglich. Und wenn jeder ein Grundeinkommen hat und die zwei bis 400 € für eine anstrengende Putzstelle dann nicht mehr braucht, bleiben solche Stellen unbesetzt und die Toiletten bleiben dreckig. Viele Arbeiten würden dann gar nicht mehr gemacht werden wollen, weil die Menschen das eben nicht mehr brauchen. Und dann würde eine ganz große Lücke im System der Arbeit und Beschäftigung entstehen. Na ja wenn die Betreiber oder Besitzer der Toilette selbst putzen dann würde sie sauber sein auch ohne Angestellten. Das ist alles kompliziert.

Ein Vollzeitjob bedeutet für mich: Nur fürs Wochenende leben, Stress, Zeitdruck, viel Geld für Dinge die man nicht braucht.

Ein Vollzeitjob für andere bedeutet: genug Geld zum Leben und für Luxus und dafür alle Anstrengungen in Kauf nehmen. „Nützt ja nichts.“

In der Maßnahme habe ich gehört, dass die Leute oder besser gesagt die einen Leute denken, dass es mir bessergeht und das Elend der Verzweiflung, welches mich damals während der putzaufgaben und anderen anstrengenden Unannehmlichkeiten heimgesucht hat verschwunden ist. Ich arbeite gut mit und es geht mir gut und ich lächle auch mal. Vielleicht ist es wirklich gut für mich und ja mir geht’s besser nun wo ich dort Dinge tun kann die mir Freude machen, doch in meinem Herzen sieht es nachwievor düster aus. Die Leute sehen das nicht und wissen das nicht. Ich zeige es ihnen auch nicht. Ich muss nicht mehr auf Toilette weinen, weil ich zwar keinen Grund mehr zum Weinen dort habe, trotzdem bleibe ich von dieser Trauer und Verzweiflung des Lebens und des Alltags nicht verschont. Wenn ich traurig bin dann will ich es verbergen, weil mir das unangenehm und peinlich ist. Ich weine dann nachts oder, wenn ich alleine bin. Am liebsten abends. In letzter Zeit bin ich sehr oft wütend und gereizt. Ich fühle diese innere Wut in mir aufsteigen. Ganz plötzlich. Z.b. gestern als ich im EuroShop war. Ich stehe vor dem Regal und gucke und suche etwas, bis sich plötzlich drei Leute zu mir stellen, sich um mich herum aufbauen und sich unterhalten. Die ebenfalls versuchen und sich vor mich stellen und mich unbewusst wegbringen. Ich will in Ruhe gucken und allein die Gespräche um mich herum und die Lautstärke nerven mich so sehr dass ich wütend werde, so sehr, dass ich am liebsten irgendwas ja schlagen würde. Ich gehe dann weg, damit die Wut nicht aus mir herausbricht. Ich habe oft Angst die Kontrolle zu verlieren. Seid ihr ich umgezogen bin war diese Wut größtenteils erloschen. Sie kam nur wenn die Eltern sie auslösten. Wenn Sie z.b. einkaufen wollte, obwohl ich nach Hause wollte und noch was Anderes tun wollte. Das konnte ich aber nicht, weil die einkaufen wollten, und wenn ich nicht mit den Laden will, dann muss ich im Auto warten. Und wenn die Mutter dann endlich rauskommt und plötzlich merkt, dass sie ein Teil vergessen hat oder ein paar Cent zu wenig Wechselgeld bekommen hat, dann geht sie noch mal rein. Und dabei guckt sie gleich noch mal nach weiteren Angeboten. Und das dauert und dauert und die Zeit vergeht. Ich bin echt froh, dass das endlich vorbei ist. Doch nun sind es andere Kleinigkeiten, die meinen Zorn wecken. Vielleicht liegt das aber auch nur an den Stress, den ich zu fühlen glaube. Ich fühle mich selten entspannt. Der montags in der Kochgruppe ist anstrengend und ich bin immer froh, wenn das und das Therapiegespräch vorbei sind und ich den Rest des Tages für mich allein habe. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag komme ich auch erst nachmittags nach Hause. Es ärgert mich, wenn ich dann ausgehungert heimkomme, weil es dort in der Maßnahme Weinregal niemals etwas zu essen gibt und ich von meinen Keksen und Kuchen und was ich mitnehme nicht satt werde. Das Frühstück am Freitag ist angenehm, aber auch da fühle ich eine gewisse Anstrengung. Ich habe Ängste und diese Ängste müssen ausgehalten werden. Das Putzen danach ist zwar nicht anstrengend, aber das kommt drauf an wo man putzen muss und kenne ich nicht den Flurdienst habe bin ich froh, wenn es geschafft ist. Dann Ärger ich mich jedoch wieder, wenn die Eltern ständig anrufen oder das Wochenende mit mir verbringen wollen und es denen egal ist, dass ich dann keine Zeit für mich habe. Weil ich ja eh nichts zu tun habe mein die. Da kann ich ja auch die Zeit bei denen verbringen.

Ja, ich fühle mich davon gestresst.
Dazu kommen dann noch die Alltagssorgen. Das Thema Freundschaft. Wie wird es da weitergehen? Und mit wem? Werde ich jemals richtige Freunde finden oder jemals eine gute Freundin an meiner Seite haben? Und wie sieht es mit Arbeit aus? Ich weiß nicht, wann und wo ich je arbeiten werde. Und ob ich wirklich selbst die Entscheidung treffen kann, oder andere mich irgendwo reinstecken…  einfach nur, weil ich es muss.
Ich brauche ein neues Fahrrad. Ich kann einige Ängste immer noch nicht überwinden. Und wie sieht es dann mit der Wohnung aus? Werde ich irgendwann wirklich meine Wunschwohnung hier in der Stadt oder am Hafen finden, oder doch nur am Stadtrand oder noch schlimmer in irgendein Dorf wo es nicht mal ein Lebensmittelladen gibt?“

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