Der Sommer
ist vorbei?
Der Sommer
ist vorbei. Das merkt Tamsin daran, dass sie heute das erste Mal wieder im
Dunkeln erwacht. Sie ist müde, freut sich aber auch, wieder loszumüssen. Naja, abgesehen von dem Schulbus.
„Wenn ich
im August schon mit Jacke raus muss, ist das wohl doch kein Traumsommer!“ Das
ärgert
„Ich habe
mich wieder einmal zu früh! Denn wieder einmal lief alles ganz anders als
erwartet. Der Tagesplan begann damit, dass wir alle, na ja in der Gruppe wann
bin nur vier Leute, in die Holzwerkstatt gegangen waren, um dort sauber zu
machen. War ja auch in Ordnung. Wir waren ja auch da drinnen und haben die
Ordnung, die daraus bestand, dass das Werkzeug und die Arbeitsutensilien für
die Schulbücher bereitgelegt waren. Durcheinanderzubringen. Danach ging es in
Kiosk. Auch dort sollte geputzt werden. So Aufgaben gehörte es auch,
Süßigkeiten für die Schüler in kleine Tüten zu füllen. Während die Aufgaben
verteilt worden, ruft Kara sofort, dass sie das machen will. Das darf sie dann
auch. Ich habe mich nicht getraut etwas zu sagen, was zur Folge hatte, dass ich
Tische und den Tresen abputzen musste. Dabei habe ich ganz langsam gemacht. Ich
wusste nicht, was ich danach tun sollte und hasse es, herumkommandiert zu
werden: >Tamsin, putz die Fensterbank, Tamsin, wische über die Ablage, Tamsin
mach dies, mach das…<
Während
sie gemütlich am Tisch saß und ihre Aufgabe nachgehen, fühlte ich Rückenschmerzen
aufkommen, als ich die schweren Tische an die Wand rücken musste. Zwischendurch
habe ich mich oft hingesetzt, was für eine der Anleiterinnen wahrscheinlich so
ausgesehen haben musste, als würde ich gar nichts tun und nur umsetzen. Später
hat sie mich dann zum Feudeln geschickt. Daraus wurde dann aber nichts. Aber
bevor es dazu kam, sollte ich noch mit zwei Leuten Kisten mit Brause und Kakao
aus dem warmen Keller hinauf schleppen. Ich war sowieso schon in schlechter
Stimmung wegen den überfüllten Schulbus und der Panik, die ich darin hatte, als
ich ganz vorne saß und der Bus immer voller und voller wurde, bis die Leute
schon vorne an der Tür standen. Ich hatte Panik, dass ich es nicht durch das
Gedränge nach draußen schaffen würde und der Bus dann weiterfährt. Und dass ich
mich nicht traue etwas zu sagen. Na ja, das habe ich dann schließlich doch
geschafft, habe mich einfach raus gedrängelt ganz vorne. Bin eine Haltestelle
früher ausgestiegen, weil ich es da drin nicht mehr ausgehalten habe.
Um nochmal
auf das Feudeln zurückzukommen: Während Kara und die andere Helferin sich mit
uns in den Gruppenraum gesetzt haben, da sie nach den Kistenschleppen erschöpft
waren, wurden ich und Frau Mo in den Speisesaal beordert. Saugen und Feudeln. „Ich
sauge!“, verkündet Frau Mo. Tamsin spürt Wut. Denn die JOBB Feudel sind ein dunkles
Relikt aus grauer Vorzeit. Alle paar Minuten müssen sie mühsam von Hand vom
Schrubber genommen und in den Eimer getaucht und wieder draufgefummelt werden. Das
ist ätzend! Das ist zu viel! Warum bestimmt die Frau alleine, was sie tun soll,
und warum bekommt Tamsin damit automatisch die andere Aufgabe, die Frau Mo
damit ablehnt? Warum muss sie sich dem fügen?
Innerlich
beschlossen, den Wischlappen dranzulassen und immer nur neu zu befeuchten
anstatt ihn umständlich auszuwaschen, habe ich mich auf die Suche nach dem
Mistding gemacht. Alle Wischlappen waren jedoch zu groß für das Teil, das an der
Wand stand. Frau Mo, die für die Kinder immer alles perfekt haben muss und sich
sogar selbst fertigmacht, wenn die zu lange an der Kasse stehen und deswegen
ihre Pause nicht genießen können, ist genervt. Im Eimer sehe ich einen größeren
Wischer, auf dem die Lappen passen könnten, sage jedoch nichts. Frau Mo, die
ihn nicht sieht, gibt die Suche frustriert auf. Die Chefin kam, wusste aber
auch von nichts, und wir haben uns erstmal alle in den Garten gesetzt.
Ausruhen.
Es fehlte
nur noch ein dummer Spruch wie „das Leben ist nun mal hart“, und mein Vulkan
wäre ausgebrochen…
Na ja,
nachdem ich mich über die Ungerechtigkeit, dass einige im Sitzen arbeiten
können und tun können was sie gerne machen und ich tun muss was ich hasse, und damit
das tun muss was andere nicht wollen und damit nur die Aufgaben kriege, die übrigbleiben
und die keiner will, erledigen muss und damit auch noch Rückenschmerzen
ertragen muss, gedanklich beklagt habe, kamen die Tränen. Ich habe mich erstmal
auf Toilette ausgeheult. Denn ich wollte nicht, dass die anderen davon etwas
mitbekam. Doch ich konnte das auch danach nicht mehr zurückhalten. Zusätzlich
zu dem Ärgernis kam die Tatsache, dass es Essen gab und ich nicht wusste ob man
vorbestellen darf oder was es überhaupt heute zu essen gibt. Eine Frau isst
Pommes mit Hähnchen. Das war der Moment, als ich rausgegangen bin. Ich habe den
Geruch von diesem Essen nicht ausgehalten, mit dem Wissen, dass ich nichts
davon bekommen würde – traue mich auch nicht zu fragen - und erst in zwei
Stunden daheim etwas essen könne. Dabei hasse ich es, so ausgehungert nach
Hause zu kommen. Kara tut mir nur noch wenig Beachtung schenken. Wahrscheinlich,
weil sie selbst so viel Stress hat, sie sucht Arbeit und hat sich beworben und
ist so ungeduldig, weil die Firma sich nicht meldet oder der Chef in Urlaub ist
und der Moment der Einstellung noch etwas dauert. Jedenfalls gibt mir, dass das Gefühl, dass es
jetzt damit alles vorbei ist. Mit der Freundschaft, die anfangs zu erblühen
drohte. Wegen der Entfernung können wir uns nicht öfters treffen und
wahrscheinlich hat das deswegen alles keinen Zweck mehr. Und wieder wird das
Gefühl von Einsamkeit stärker.“
Nach der
halblauwarmen, abgelaufenen Lasagne gings Tamsin wieder besser!
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