Dienstag, 21. August 2018

Putzen. Tränen. Angst. JOBB.


Der Sommer ist vorbei?
Der Sommer ist vorbei. Das merkt Tamsin daran, dass sie heute das erste Mal wieder im Dunkeln erwacht. Sie ist müde, freut sich aber auch, wieder loszumüssen.  Naja, abgesehen von dem Schulbus.
„Wenn ich im August schon mit Jacke raus muss, ist das wohl doch kein Traumsommer!“ Das ärgert

„Ich habe mich wieder einmal zu früh! Denn wieder einmal lief alles ganz anders als erwartet. Der Tagesplan begann damit, dass wir alle, na ja in der Gruppe wann bin nur vier Leute, in die Holzwerkstatt gegangen waren, um dort sauber zu machen. War ja auch in Ordnung. Wir waren ja auch da drinnen und haben die Ordnung, die daraus bestand, dass das Werkzeug und die Arbeitsutensilien für die Schulbücher bereitgelegt waren. Durcheinanderzubringen. Danach ging es in Kiosk. Auch dort sollte geputzt werden. So Aufgaben gehörte es auch, Süßigkeiten für die Schüler in kleine Tüten zu füllen. Während die Aufgaben verteilt worden, ruft Kara sofort, dass sie das machen will. Das darf sie dann auch. Ich habe mich nicht getraut etwas zu sagen, was zur Folge hatte, dass ich Tische und den Tresen abputzen musste. Dabei habe ich ganz langsam gemacht. Ich wusste nicht, was ich danach tun sollte und hasse es, herumkommandiert zu werden: >Tamsin, putz die Fensterbank, Tamsin, wische über die Ablage, Tamsin mach dies, mach das…<
Während sie gemütlich am Tisch saß und ihre Aufgabe nachgehen, fühlte ich Rückenschmerzen aufkommen, als ich die schweren Tische an die Wand rücken musste. Zwischendurch habe ich mich oft hingesetzt, was für eine der Anleiterinnen wahrscheinlich so ausgesehen haben musste, als würde ich gar nichts tun und nur umsetzen. Später hat sie mich dann zum Feudeln geschickt. Daraus wurde dann aber nichts. Aber bevor es dazu kam, sollte ich noch mit zwei Leuten Kisten mit Brause und Kakao aus dem warmen Keller hinauf schleppen. Ich war sowieso schon in schlechter Stimmung wegen den überfüllten Schulbus und der Panik, die ich darin hatte, als ich ganz vorne saß und der Bus immer voller und voller wurde, bis die Leute schon vorne an der Tür standen. Ich hatte Panik, dass ich es nicht durch das Gedränge nach draußen schaffen würde und der Bus dann weiterfährt. Und dass ich mich nicht traue etwas zu sagen. Na ja, das habe ich dann schließlich doch geschafft, habe mich einfach raus gedrängelt ganz vorne. Bin eine Haltestelle früher ausgestiegen, weil ich es da drin nicht mehr ausgehalten habe.
Um nochmal auf das Feudeln zurückzukommen: Während Kara und die andere Helferin sich mit uns in den Gruppenraum gesetzt haben, da sie nach den Kistenschleppen erschöpft waren, wurden ich und Frau Mo in den Speisesaal beordert. Saugen und Feudeln. „Ich sauge!“, verkündet Frau Mo. Tamsin spürt Wut. Denn die JOBB Feudel sind ein dunkles Relikt aus grauer Vorzeit. Alle paar Minuten müssen sie mühsam von Hand vom Schrubber genommen und in den Eimer getaucht und wieder draufgefummelt werden. Das ist ätzend! Das ist zu viel! Warum bestimmt die Frau alleine, was sie tun soll, und warum bekommt Tamsin damit automatisch die andere Aufgabe, die Frau Mo damit ablehnt? Warum muss sie sich dem fügen?
Innerlich beschlossen, den Wischlappen dranzulassen und immer nur neu zu befeuchten anstatt ihn umständlich auszuwaschen, habe ich mich auf die Suche nach dem Mistding gemacht. Alle Wischlappen waren jedoch zu groß für das Teil, das an der Wand stand. Frau Mo, die für die Kinder immer alles perfekt haben muss und sich sogar selbst fertigmacht, wenn die zu lange an der Kasse stehen und deswegen ihre Pause nicht genießen können, ist genervt. Im Eimer sehe ich einen größeren Wischer, auf dem die Lappen passen könnten, sage jedoch nichts. Frau Mo, die ihn nicht sieht, gibt die Suche frustriert auf. Die Chefin kam, wusste aber auch von nichts, und wir haben uns erstmal alle in den Garten gesetzt. Ausruhen.
Es fehlte nur noch ein dummer Spruch wie „das Leben ist nun mal hart“, und mein Vulkan wäre ausgebrochen…
Na ja, nachdem ich mich über die Ungerechtigkeit, dass einige im Sitzen arbeiten können und tun können was sie gerne machen und ich tun muss was ich hasse, und damit das tun muss was andere nicht wollen und damit nur die Aufgaben kriege, die übrigbleiben und die keiner will, erledigen muss und damit auch noch Rückenschmerzen ertragen muss, gedanklich beklagt habe, kamen die Tränen. Ich habe mich erstmal auf Toilette ausgeheult. Denn ich wollte nicht, dass die anderen davon etwas mitbekam. Doch ich konnte das auch danach nicht mehr zurückhalten. Zusätzlich zu dem Ärgernis kam die Tatsache, dass es Essen gab und ich nicht wusste ob man vorbestellen darf oder was es überhaupt heute zu essen gibt. Eine Frau isst Pommes mit Hähnchen. Das war der Moment, als ich rausgegangen bin. Ich habe den Geruch von diesem Essen nicht ausgehalten, mit dem Wissen, dass ich nichts davon bekommen würde – traue mich auch nicht zu fragen - und erst in zwei Stunden daheim etwas essen könne. Dabei hasse ich es, so ausgehungert nach Hause zu kommen. Kara tut mir nur noch wenig Beachtung schenken. Wahrscheinlich, weil sie selbst so viel Stress hat, sie sucht Arbeit und hat sich beworben und ist so ungeduldig, weil die Firma sich nicht meldet oder der Chef in Urlaub ist und der Moment der Einstellung noch etwas dauert.  Jedenfalls gibt mir, dass das Gefühl, dass es jetzt damit alles vorbei ist. Mit der Freundschaft, die anfangs zu erblühen drohte. Wegen der Entfernung können wir uns nicht öfters treffen und wahrscheinlich hat das deswegen alles keinen Zweck mehr. Und wieder wird das Gefühl von Einsamkeit stärker.“

Nach der halblauwarmen, abgelaufenen Lasagne gings Tamsin wieder besser!

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