Dave
fragte, ob ich heute vorbeikommen will. Ich war mir anfangs unsicher. Zum
Grillen oder Fahrradfahren ist es so kalt. Und sehr windig. Viel Lust hatte ich
dazu sowieso nicht. Wir könnten auch Videospiele spielen.
Vormittags
waren die Eltern hier, um mir eine Salbe zu bringen, weil ich eine Stelle habe
die weh tut. Dann habe ich noch Pommes gekriegt. Es war ungefähr 12 Uhr dann.
Die waren nicht begeistert darüber, dass ich nicht noch mit und irgendwo
rumfahren wollte und die dann wieder nach Hause geschickt habe. Alleine ohne
mich wollten die hier nicht in die Stadt gehen oder irgendwas machen. Ich
konnte den aber auch nicht sagen, dass ich noch was vorhaben würde. Ich habe
keine Lust darauf, mich ausfragen zu lassen oder mir Kommentare anzuhören, wie,
dass ich ermordet werde und so weiter. Dad sagt, wenn ich alleine mit dem
Fahrrad irgendwo fahre, kann ich ermordet werden.
Zu
Dave habe ich mich dann ein bisschen später doch auf den Weg gemacht. Ich hatte
keine Lust, den ganzen Tag alleine hier drin zu sein vor dem Fernseher sitzen
oder Langeweile zu haben. Und so würde ich wenigstens mal etwas anderes
erleben.
Irgendwie
bin ich mir nicht mehr so sicher, ob er wirklich mein Mann fürs Leben sein
würde. Trotz vieler guter Eigenschaften und abgesehen von dem Rauchen wenig Negatives,
finde ich ihn zu ruhig. Wenn wir uns treffen bin ich meistens genauso aufgeregt
wie am ersten Tag. Nicht positiv auf hörig, sondern eher nervös und unsicher.
Er meinte, ich könne mal bei ihm übernachten. Aber wir reden nicht darüber, was
wir dann machen, Essen, was ich mitnehme und so weiter. Das wäre mir schon
wichtig.
Aber
immerhin geht er mir das Gefühl, nicht ganz allein auf der Welt zu sein.
Komplett ohne Freunde.
Kummer
bereitet mir aktuell, dass ich an den Freitagen Erzbistum Schluss bleiben soll,
also eine halbe Stunde mindestens länger, was ich nicht mache, weil die
Betreuerin mit der das abgesprochen wurde, zurzeit freitags gerne mal freimacht,
um Überstunden abzubauen. Ich glaube die andere weiß noch nichts von meiner
Situation. Teilweise verstehe ich selbst nicht, wieso mich das so ärgert.
Vielleicht, weil ich solchen Hunger dann habe und noch putzen muss und
wahrscheinlich die Küche besetzt ist und die Zeit vergeht so langsam, während
ich nur da sitzen kann und nichts tue und die anderen in ihren Werbezeitungen
rum blättern…
Abends
bin ich müde und will schlafen, aber ich kann nicht einschlafen. Ich denke viel
nach. Auch über eine eigene Wohnung. Im Reporter habe ich öfters eine Anzeige
Gesehen, in der steht, dass eine Person 1000 € Belohnung für die Vermittlung
einer kleinen Wohnung bietet. Da frage ich mich, wie ich es ihr schaffen soll,
eine Wohnung zu bekommen? Der würde für die Einrichtung ja gar nichts mehr übrigbleiben.
Das
Leben in der WG ist nicht schlimm. Eigentlich ganz angenehm. Nur der Waschraum
nervt nicht. Das Zimmer ist ein bisschen klein. Wenn etwas gut oder positiv
läuft, ist die Betreuerin sehr nett. Aber wenn ich irgendwas nicht kann oder
nicht will, wird sie ein bisschen zickig. Auch die anderen Leute erzählen, dass
die schon immer ziemlich streng war. Erinnert mich ein bisschen an die Lehrerin
in der dritten Klasse. Die war auch streng und wurde unfreundlich, wenn
irgendwas nicht gut läuft. Mit sowas kommt man aber bei mir nicht weiter. Ganz
im Gegenteil. Tatsächlich habe ich ein bisschen Angst. Seit die damals gemeint
hätte, ich würde mich wie eine Diva Verhalten, wie ein Mensch der etwas Besseres
ist, weil ich in der Tagesstätte gar nicht mehr mitesse, hängt ein dunkler
Schatten über meiner Seele. Damals hatte ich dort gar nicht mehr mitgegessen,
weil ich wütend war, dass dann immer ich die Teller einsammeln und abspülen
musste, wenn ich mitgegessen habe. Inzwischen habe ich diesen Groll überwunden.
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