Tamsin wünscht sich nichts mehr, als ihren
Geburtstag mit Freunden zu feiern. Torte essen, etwas unternehmen. Spaß haben.
Party!
Aber sie hat keine Freunde. Daher fährt
sie wie üblich mit ihren Eltern irgendwo hin. Es ist langweilig und niemand
weiß so recht, wohin… Es regnet. Ist kalt. Einen richtig heißen, langen Sommer
gab es schon lange nicht mehr.
Noch ist Tamsin keine Dreißig, aber der
Gedanke, dass sie nun ungefähr 1/3 ihrer Lebenszeit nutzlos zuhause vergeudet
hat, ist erschreckend. Zurückblickend ist eine Maßnahme in Vollzeit, in der es
ihr gar nicht so schlecht geht immer noch besser, als eine Ewigkeit nur Zuhause
zu sitzen, während das Leben still und unbedeutend vorüberzieht. Aufstehen,
Computer, Essen, Computer, Fernsehen, Schlafen. Es mag entspannt und sorglos
klingen, aber nachdem sie dadurch beinahe dem Wahnsinn verfallen war, weiß
Tamsin, dass dies die grausamste aller Alternativen wäre. „Ewig alleine.
Unbemerkt. Ein Niemand sein. Von niemandem wahrgenommen werden.“
„Vielleicht schaffe ich es nächstes Jahr.“
Noch dieses Jahr zieht sie aus. Irgendwann. Und auch wenn sie in ihrer Wohngruppe
keine Freunde findet, alleine wird sie nicht mehr sein.
Gratuliert von den Verwandten hat ihr
keiner. Aber das wundert Tamsin nicht. Sie ist schüchtern und findet so etwas
auf telefonischem Wege unpersönlich. „Auf Facebook wurde mir gratuliert.“ Von
einigen Bekannten.
Mit den Eltern war Tamsin
Sushi essen. Um der Torte willen sind sie zuvor noch im kalten Regen durch die
Lübecker Innenstadt gewandert. „Dies ist der erste Geburtstag, an dem ich eine
Jacke trage.“ Und dann auch noch eine Dickere.
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