Sonntag, 9. Juli 2017

Flohmarktglück im Unglück

Heute ist Flohmarkt in Danau. Der größte Flohmarkt in der Gegend. Bereits zu frühen Morgenstunden sind beinahe alle Parkplätze voll. Gerne würde Tamsin früh losfahren, um die besten Schnäppchen zu ergattern, doch ihre Eltern machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie mögen es nicht, als erste irgendwo zu sein. Haben sich eine Uhrzeit in den Kopf gesetzt und sind ganz versessen darauf, diese einzuhalten. „Wenn wir so früh da sind, könnten uns Bekannte sehen, und die reden dann über uns und lästern, dass wir schon so früh da sind...“, meint ihr Dad, was Tamsin ärgert. Was kümmert es sie, was andere Leute, die sie nicht kennt, von ihr denken!?
„Ich hoffe, dort eine DV Camera zu finden.“ Aber die sind selten und sehr begehrt, da sie nicht mehr gebaut werden und Tamsin nicht der einzige Mensch ist, der diese alten Kassetten noch rumliegen hat und nicht abspielen kann. Die Sonne scheint und es ist windstill. Dad sitzt im Garten, Mom liest Zeitung, während Tamsin mürrisch auf die Uhr starrt. Wenns nach ihren Eltern geht, würden sie erst um 11 losfahren, damit sie anschließend noch einkaufen können.
„Bald werde ich in die Wohngruppe nach Neustadt ziehen.“ Direkt am Markt, auf dem des Öfteren große Flohmärkte stattfinden. Tamsin hat sich vorgenommen, sobald dies möglich ist, diesen Flohmarkt ganz früh zu besuchen. Alleine aus dem Haus gehen. Ohne Eltern, die nörgeln oder auf die Tamsin warten muss. „Ich freue mich auf diesen Tag.“

Weniger erfreulich ist die Sache mit dem Auge. „Erst der Zahn, dann die Ohren, nun wieder das Auge.“, seufzt Tamsin. Es sticht im Auge, was scheinbar und hoffentlich dem zu langen Starren auf den Monitor zuzuschreiben ist. Vorm Zahnarzt hat sie keine Angst. Das Auge ist allerdings ein echtes Problem!

Wie Tamsin weiß und was ihre Eltern wie jedes Jahr ins Staunen versetzt hat: Um halb acht waren sie da, und der Parkplatz war bereits wegen Überfüllung geschlossen. Mehr oder weniger hatte Tamsin Glück im Unglück. Sie fanden schnell einen Platz; den Allerletzten! Dann fand Tamsin ein Radio. Wie üblich meine der Verkäufer, es wäre Top in Ordnung! Zudem war es Billig, wenn auch ein wenig sehr alt und nicht ganz so schick. Aber Tamsin kann es ausprobieren, da es in der Nähe Strom gibt – und zurückbringen, falls es defekt ist. Der Händler war fair. „Ich habe eine Kassette eingelegt und ein dumpfes Summen vernommen.“ Tamsin versucht etwas aufzunehmen. Da ertönt ein schrilles Pfeifen, gemischt mit einem trommelnden Knacken und Knistern. Auf so etwas hatte Tamsin keine Lust und bringt es zurück, erleichtert, diesen Schrott nicht mit nach Hause nehmen zu müssen. Der Verkäufer legt es zurück auf den Tisch, auf dass sich der nächste, naive Dummie findet.

Letztlich fand Tamsin zwei Glasaugen. Die waren hübsch. Nur keine Camera. „Man findet stets, was man am wenigsten erwartet.“

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