Wieder hat Tamsin im Geschäft nach Ohrhörern
gesucht. „Dort waren fünf Regale voll! Und ausnahmslos alles nur diese In-Ear-Ohrenschmalzstopfer!“
Die Normalen sind wohl Out. Unmodern. Vielleich mögen diese Neuen wirklich
besseren Sound haben. Dies ist jedoch kein Kompromiss für die Nachteile, die
dadurch entstehen. Sie sind unhygienisch. Können den Gehörgang schädigen. „Einmal
habe ich solche Dinger ausprobiert. Einmal. Nach zwei Sekunden lagen sie aufm
Boden, obwohl sie nicht einmal bis zur Hälfte im Gehörgang steckten.“
Wahrscheinlich war dies ihr Fehler. Und selbst danach klebte der Schmalz dran. Nachdem
sie sie vom Boden aufgehoben hatte, hatte Tamsin sich geweigert, sie noch
einmal, dies Mal tiefer ins Ohr zu pressen. Seitdem hat sich das Thema In-Ear
für sie erledigt.
Die Suche nach einem Smartphone mit
Tastatur hat Tamsin vor 3 Jahren aufgegeben. > Auch so ein Nischenprodukt,
dass viele wollen, aber niemand bekommt, weil es nicht hergestellt wird, obwohl
die Industrie weiß, wie doof das Schreiben auf Touchscreen ist. Ständig
vertippt man sich. „Der angebliche Grund ist: Es wäre zu teuer in der
Produktion und niemand würde so etwas kaufen.“ Weil Tastaturen unmodern sind. Klingt
absurd, aber Tamsin könnte das sogar glauben. Immerhin gibt es Menschen, die
sich ein IPhone kaufen, nur um mit so einen coolen, modernen Teil anzugeben,
selbst wenn das Ding weniger kann als ein normales Handy.
Damals hatte Tamsin nachgefragt, warum es
das damals neue Honor Handy nur in China in Gold zu kaufen gibt. In Deutschland
kam dies nur in Schwarz und Weiß raus. Die Antwort war: „In Deutschland wäre
Gold nicht so beliebt.“ Ja, in Deutschland sind die Trendfarben eher grau, weiß,
schlicht und langweilig. In jeder Hinsicht. Beim Wohnen, bei Kleidung. Aber
muss sich deswegen jeder dem anschließen?
Inzwischen fahren auf den Straßen wieder
vermehrt bunte Autos. Vor einigen Jahren hieß es, schlichte Farben wären
seriös. Dass es kaum bunte Autos gab, war Tamsin aufgefallen. Wahrscheinlich
war dies jedoch nicht so, weil die Menschen seriös wirken wollten. Die
Industrie wollte, dass alle seriös rüberkommen und hat wohl einfach weniger
farbige Autos produziert. Als Kunde hat man dann keine große Auswahl mehr. Man
ist auf das Produkt angewiesen und dann heißt es: Entweder das Weiße, oder gar keins.
Bei Möbeln ist es nicht anders. Moderne
Möbel sind kantig, dezent, schlicht und werden in „normalen“ Farben gehalten.
Braun, weiß, grau, manchmal auch schwarz. Komplett goldene Möbel zu finden ist
unmöglich. Und wenn, dann wird ein ganz dezentes, helles Gold verwendet. Möbel,
die von der schlichten Masse abweichen findet man höchstens in teuren
Spezialgeschäften. Barockmöbel findet man, wenn, dann nur noch in grau oder
weiß. Gold ist out. „Die meisten, die ich kenne, kaufen im Discounter.“ Das hat
zur Folge, dass alle Wohnungen „modern“ eingerichtet sind, ob sie wollen oder
nicht.
Gut, dass Flohmärkte aus diesem Raster
rausfallen. Hätte Tamsin dort nicht ihre Barockmöbel gefunden, wäre sie jetzt
auch von modernen Standards umzingelt.
„Heute habe ich mir die Nägel komplett
bunt lackiert. Weil ich es kann.“ Dabei gefällt Tamsin Schwarz viel lieber. Normalerweise
bemalt sie sie immer schwarz. Andere finden schwarze Nägel „mutig“ oder anders. Tamsin fühlt sich damit wohl. „Schwaz
macht schön.“ Die Bösen Wesen aus Gruselfilmen haben oft schwarze Nägel.
Im Kontrast zu diesem Wöchentlichen Bunt
stehen ihre schwarzen Gewänder. Manch einer mag meinen, im Sommer sollte man
nichts Schwarzes tragen. Aber das ist Tamsin egal.
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