Mittwoch, 23. August 2017

Küchenhorror

 Tamsin steht immer früher auf. Heute schon um 6 Uhr. Da ihr Dadihre Mom zu dieser Zeit gerade zur Arbeit fährt und Tamsin in ihren Gemächern keine Teller bunkern kann - kein Platz - muss sie warten, bis er wiederkommt und die Küche aufgeschlossen wird. Derweil wird ihr Kaffee immer kälter. "Ich hasse kalten Kaffee." 

 In ihrer Maßnahme durfte Tamsin heute wieder in die Küche. " Es ist wie ein Fluch, der immer wiederkehrt. Egal, wo ich bin, was ich tu, ich muss immer wieder in eine Großküche. Ich muss!" Eigentlich hieß es nur Sachen; Marmelade, Käse etc. aus der Kühlung holen, damit die anderen sie auf dem Tisch anrichten können. Brötchen und das andere Essen auspacken, Eier schälen, Gurken schneiden ist im Grunde nicht schlimm. Dennoch ist Tamsins Stimmung im Keller. "Warum bin ich heute schonwieder in der Küche." Während sie auf die angerichteten Teller warten, spielen die anderen Karten. "Ich hasse Küchenarbeit." Nun, da es mit ihrem Zahn einigermaßen bessergeht, isst Tamsin diesmal mit. Brot und Joghurt.  
Danach kommt der Abwasch dran. "Dass dies ebenfalls meine Aufgabe ist, wurde mir nicht gesagt." Tamsin sieht nicht ein, dass sie das nach dem Tisch abdecken auch noch mitmacht, während die anderen sich, schonmal in den Computerraum setzen. "Ich finde die Einteilung ungerecht." Aus Kulanz räumt die Sachen zurück in die Kühlung, obwohl es ihr niemand gesagt hat. Tamsin fühlt sich mies, als sie daraufhin auf der Toilette verschwindet, um sich vor der Küche zu drücken. "Die anderen, die gar nichts machen sollten sich mies fühlen." 

Die unbequemen Arbeitsschuhe loszuwerden war eine Erleichterung. Tamsin verbrachte ungefähr zehn Minuten auf der Toilette, bevor sie sich zurück in den Gruppenraum begibt. Musste die quälenden Gedanken loswerden. "Ich hatte Angst, gefragt zu werden, ob in der Küche schon alles fertig ist." Vielleicht hätte Tamsin einfach Ja gesagt, nur, um zu verhindern, dass bestimmt wird, dass sie ihre Küchenkleidung erneut anziehen und die Küche aufräumen muss. Ja, das ist nicht nett, aber gerecht wäre es letztlich auch nicht. Einige kommen spät und gehen früh. Die sind nur zum Essen hier und tun gar nichts. Die anderen Decken den Tisch und ruhen sich danach aus. "Warum muss ausgerechnet ich ständig in die Küche!?" Und wäre diese Lüge durchschaut worden, wäre es ihr auch egal gewesen. "Manchmal ist mir einfach alles egal..." 

 Nachdem sie aus der Toilette kam und sich umgezogen hat, hat Tamsin sich in den Gruppenraum gesetzt. Die anderen waren im Computerraum, aber Tamsin hat sich nicht getraut, ohne Erlaubnis einfach darin zu gehen, Also saß sie da, alleine, und hat auf Anweisungen gewartet. Bis die Dameplötzlich wissen wollte, warum tamsin denn nichts sagt, wenn sie fertig ist. "Ich habe überlegt, etwas zu sagen." Tamsin denkt an JOBB 2007. Sobald sie mit einer Aufgabe fertig war, musste sie sich melden, damit sie schnell die nächste zugewiesen bekommt. Pausen, nur einmal kurz Sitzen - das gab’s da nicht. Von 8-16:45 mit dem Putzlappen auf den Beinen sein war da eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht hat Tamsin nur Angst gehabt, wie damals sofort eine nächste Aufgabe zugewiesen zu bekommen. Vom langen Stehen in der Küche taten ihr die Füße weh. "Ich wollte nicht noch mehr stehen."

Besonders glücklich ist Tamsin in ihrer Maßnahme nicht. Fühlt sich ausgeschlossen und ignoriert. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich nicht traut, mit den Leuten zu reden. Das macht sie traurig, obwohl sie weiß, dass sie nicht erwarten kann, zum Team dazuzugehören, ohne etwas dafür zu tun. "Vielleicht werde ich es nie schaffen."

 Am späten Abend spürt Tamsin immer noch einen unangenehmen Schmerz in ihren Füßen.
Ø  „Es gibt Tage voller Regen, doch danach kommt Sonnenschein.“

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