Montag, 14. August 2017

Montag




"Freitags fühlt es sich an, als würde mir eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen werden." Das Wochenende war entspannt. Nun ist wieder Montag, und wieder fühlt die diese Last, die mit jedem neuen Tag ein kleinwenig leichter wird, nur, um am nächsten Montag erneut ihre Seele zu erdrücken. Ist es nicht die Angst, Dinge tun zu müssen, die sie hasst, ist es die Soge, in ihrer Vollzeit erst am späten Abend heimzukommen. Die Zeiten sind unwillkürlich.  

Wieder hat Tamsin einen recht ermüdenden Tag in ihrer Maßnahme hinter sich: Einen halben Tag am Computer sitzen. Ohne richtigen Arbeitsauftrag. Die Chefin führt mit den anderen Teilnehmern Gespräche. "Ich habe mich wie üblich in die letzte Reihe gesetzt." So kann sie tun was sie will und niemand schaut zu oder gibt seine Kommentare ab. 

Tamsin war schon genervt, als jemand sie immer wieder fragte, warum sie nicht den Bus nimmt und sich von ihrem Dad fahren lässt. "Dreißig Minuten früher los und dann noch über 1 KM laufen.", denkt Tamsin und murmelt irgendwas vor sich hin, einfach, weil sie ja etwas antworten muss. Daraufhin meint die Chefin, Tamsin muss mit dem Bus fahren, so wie alle anderen auch. Dann müsste Tamsin noch früher aufstehen – noch früher schlafen gehen. "Halte ich dann überhaupt noch bis zu den zwanziguhr-Nachrichten durch?" Oder fällt Tamsin schon früher ins Bett? "Wen kümmerts?" 
Wen kümmert es, ob Tamsin mit dem Bus fährt? Wenn sie jetzt damit anfängt, wird sie es auch nach den Ferien noch müssen. Schulbusstress, Gedrängel warten auf sie. Dies war etwas von den Dingen, die sie in ihrer vorigen Maßnahme fertiggemacht haben. Dort hatte Tamsin es nichtmal einen Monat ausgehalten.  
Anstehende Praktika, Vollzeit... "Als ob nicht so schon genug Sorgen hätte..." 

Der Tag war so öde, dass es beinahe anstrengend war. Eine andere Anleiterin erklärt einer Ausländerin die Regeln in einem Kindergarten. Ihre laute, erhobene Stimme schallt mehrere Stunden durch den Computerraum. "Ich habe gegoogelt, wie Menschen mit Sozialphobie im Berufsleben die Hölle durchmachen." Tamsin ist nicht alleine.  
Dann versucht Tamsin, an ihrem Roman weiterzuschreiben, kann sich aber kaum konzentrieren. "Es mangelt mir an Ideen."  
Aber was soll sie sich beklagen? Wäre sie nicht in der Maßnahme, hätte sie zuhause am Computer rumgehangen.  




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