"Freitags fühlt es sich an,
als würde mir eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen werden."
Das Wochenende war entspannt. Nun ist wieder Montag, und wieder fühlt die diese
Last, die mit jedem neuen Tag ein kleinwenig leichter wird, nur, um am nächsten
Montag erneut ihre Seele zu erdrücken. Ist es nicht die Angst, Dinge tun zu
müssen, die sie hasst, ist es die Soge, in ihrer Vollzeit erst am späten Abend
heimzukommen. Die Zeiten sind unwillkürlich.
Wieder hat Tamsin einen recht
ermüdenden Tag in ihrer Maßnahme hinter sich: Einen halben Tag am Computer
sitzen. Ohne richtigen Arbeitsauftrag. Die Chefin führt mit den anderen Teilnehmern
Gespräche. "Ich habe mich wie üblich in die letzte Reihe gesetzt." So
kann sie tun was sie will und niemand schaut zu oder gibt seine Kommentare ab.
Tamsin war schon genervt, als
jemand sie immer wieder fragte, warum sie nicht den Bus nimmt und sich von
ihrem Dad fahren lässt. "Dreißig Minuten früher los und dann noch über 1
KM laufen.", denkt Tamsin und murmelt irgendwas vor sich hin, einfach,
weil sie ja etwas antworten muss. Daraufhin meint die Chefin, Tamsin muss mit
dem Bus fahren, so wie alle anderen auch. Dann müsste Tamsin noch früher
aufstehen – noch früher schlafen gehen. "Halte ich dann überhaupt noch bis
zu den zwanziguhr-Nachrichten durch?" Oder fällt Tamsin schon früher ins
Bett? "Wen kümmerts?"
Wen kümmert es, ob Tamsin mit dem
Bus fährt? Wenn sie jetzt damit anfängt, wird sie es auch nach den Ferien noch
müssen. Schulbusstress, Gedrängel warten auf sie. Dies war etwas von den
Dingen, die sie in ihrer vorigen Maßnahme fertiggemacht haben. Dort hatte Tamsin
es nichtmal einen Monat ausgehalten.
Anstehende Praktika, Vollzeit...
"Als ob nicht so schon genug Sorgen hätte..."
Der Tag war so öde, dass es
beinahe anstrengend war. Eine andere Anleiterin erklärt einer Ausländerin die
Regeln in einem Kindergarten. Ihre laute, erhobene Stimme schallt mehrere
Stunden durch den Computerraum. "Ich habe gegoogelt, wie Menschen mit
Sozialphobie im Berufsleben die Hölle durchmachen." Tamsin ist nicht
alleine.
Dann versucht Tamsin, an ihrem
Roman weiterzuschreiben, kann sich aber kaum konzentrieren. "Es mangelt
mir an Ideen."
Aber was soll sie sich beklagen?
Wäre sie nicht in der Maßnahme, hätte sie zuhause am Computer
rumgehangen.
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