Freitag, 4. August 2017

Teamwork!

Tamsin ist kein Teamspieler. Noch nie gewesen. Umso unbehaglicher fühlt sie sich, als es heute plötzlich hieß: Wie basteln im Team! Naja, letztlich kommt es immer auf die Leute an. Es gibt Menschen, die ignorieren die schweigsame Tamsin, die oft hilflos am Rand sitzt und nicht weiß, was sie sagen soll oder sich schlichtweg nicht traut.
Aus solchen Leute bestand ihr Team. Überwiegend. "Es wurden Logik Aufgaben gestellt." Zuerst sollte eine Murmelbahn gebaut werden. Tamsin hat eine Idee, während die anderen noch vor sich hin grübeln. Doch es ist laut. Kinder schreien hinter ihr, spielen und toben. Letztlich ist es ihr nicht gelungen, die Stimme zu erheben und ihren Vorschlag der Gruppe zu präsentieren. Aber ihr Ärger verfliegt rasch, weich alter Gleichgültigkeit. "Nur eine Stunde, dann ist es endlich wieder vorbei", denkt sie.
"Die anderen halten mich wahrscheinlich für dumm.", vermutet sie, aber auch das kümmert sie wenig. Dennoch war sie dankbar, als ihr dann doch noch eine Aufgabe zuflog. Während die anderen weitere "Bahnen" für die Kugel falten, sollte Tamsin die bereits fertigen Bahnen mit der Tochter der Chefin an die Wand kleben. Ihr anfängliches Unbehagen schwindet rasch, abgelöst von der Konzentration auf die Aufgabe. Tamsin hat Angst zu reden und besonders Kinder können derartige Ängste nicht nachempfinden. Tamsin bemüht sich daher umso mehr, normal zu wirken. Vielleicht gelang ihr dies sogar. Mit der Zeit und umgeben von weniger Leuten fiel es ihr immer leichter, Dinge und Fehler bezüglich der Konstruktion anzusprechen.
„Ob es mir Spaß gemacht hat?“ Ja, sobald sie nicht mehr nur hilflos daneben saß und sich endlich nützlich machen konnte, verspürte Tamsin tatsächlich einen Anflug von Freude.

Im Anschluss sollte das fliegende Ei gebastelt werden. Das Ei sollte bei einem Sturz aus vier Metern Höhe nicht zerbrechen. Zu Verfügung stand viel Papier. Wieder kehren Tamsins unbegründete Ängste zurück, auch wenn sie sich diesmal traut, einen Vorschlag einzuwerfen.

„Ich hasse die Ängste.“ Immer wieder zeigen sie Tamsin, wer sie ist. „Kann ich sie nicht bezwingen, werde ich als einsamer Außenseiter enden.“ Ignoriert von der Gesellschaft. Vergessen von der Welt.

Tamsin arbeitet an ihrem Roman weiter. Es gibt ihr zumindest das Gefühl, jenes Leben, dass sie vielleicht niemals selbst haben wird, in Gedanken zu vollbringen. Mit Freunden zu reisen. Von anderen vermisst und gebraucht zu werden.

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