Tamsins Zahnprobleme nehmen kein
Ende. Wieder ist diese scharfe Kante da, die an ihrer Zunge kratzt und sie
schier in den Wahnsinn treibt. Obwohl weiteres Abschleifen sinnlos scheint,
sucht sie wieder ihre Zahnärztin auf. "Ich habe einen Termin bei einem anderen
Zahnarzt, aber dieser ist in fast zwei Monaten." So lange wird sie den
Schmerz nicht aushalten. "Ich hoffe, ein anderer Arzt weiß mehr Rat."
Nun, wo die Chefin ihren
wohlverdienten Urlaub angetreten hat, ist es in der Maßnahme wieder ein wenig
langweilig. Ausflüge waren geplant. Es war so viel geplant! Letzte Woche war
der Bus in der Werkstatt. Diese Woche frühstücken wir jeden Tag, um Zeit
totzuschlagen,- die Vorbereitung mit Tische eindecken, Einkauf usw. Dauert
schon ein wenig. Die Anleiter wirken ratlos. "Es ist, als hätte die
Ferienplanung nie stattgefunden." Nach dem Frühstück, an dem Tamsin leider
nicht teilnehmen kann, da sie Zahnwachs auf ihre scharfe Kante gelegt hat, die
sie zum Essen nicht rausnehmen mag, weil es immer so ein Gefummel ist, neues Wachs
daraufzulegen, ohne dass es sofort wieder abfällt, ist nichts Besonderes mehr
zu tun. Rumsitzen und reden. Oder am Computer sitzen.
Der heutige Tag hat wieder
bewiesen, dass Freiheit und freie Entscheidungen nur Illusionen sind. Andere
werden gefragt, was sie gerne möchten. Und dies wird oftmals akzeptiert. Tamsin
wurde gefragt, ob sie in die Küche möchte. Tamsin fragt, ob sie nicht lieber
Tische eindecken kann. Prompt wird bestimmt: Nein, Tamsin du gehst in die
Küche.
Gut, Tamsin musste nicht kochen,
lange stehen oder bis zum Umfallen Gemüse schneiden. Dinge aus der Kühlung an
die Theke bringen war kein übler Job. Die Zeit verging schnell. Doch die
Tatsache, dass ihre freie Entscheidung wieder einmal so niederschmetternd
abgelehnt wurde, war nicht sehr berauschend. Es war ein richtig JOBB-typischer
Tag in diesen vertrauen, unbequemen, ausgeleierten Arbeitsschuhen. Tamsin soll
Gläser bringen, weiß aber nicht, wo die stehen. Ungeduldig verlangt die
Anleiterin: "Dann gehst du halt mal an den Schrank und guckst nach.
Irgendwo werden sie schon sein!"
Tamsin hasst es, in
unfreundlichem Ton herumkommandiert zu werden. Ihre Stimmung erreicht einen
kleinen Tiefpunkt. Im damaligen JOBB waren auch alle so unfreundlich. Gerne
würde sie diese Zeiten – JOBB, Schmerzen, Hektik, Vollzeit.- hinter sich
lassen. Positiv in die Zukunft blicken.
Das einzig gute derzeit ist, dass
wir früh gehen dürfen, um den früheren Bus um halb zwei zu bekommen Der nächste
käme um halb vier, und so lange hier rumzusitzen und eventuellen Unterhaltungen
zu lauschen, scheint selbst den Anleitern zu anstrengend.
Tamsin soll eine Bewerbung für
ein Praktikum im Amtsgericht schreiben. Jemand meinte, die Chancen stehen
gering. Tamsin weiß nicht, wie sie mit einer möglichen Zusage umgehen soll. Die
Angst, alleine zu einem Vorstellungsgespräch zu müssen, ist groß.
"Seltsamerweise ist die Furcht vor den Arbeitszeiten noch
größer."
Letzte Woche habe wir ein Glückstagebuch gebastelt.
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