Tamsin hatte große Angst vor den Ferien. Inzwischen
hat sie sich beinahe an die mit ihnen gekommenen, neuen Umstände gewöhnt.
Abgesehen von der längeren Zeit, die sowieso irgendwann gekommen wäre, ist es
gar nicht so schlimm. Die Leute mit den Kindern haben Urlaub. Ab und zu sind
mal Kinder dabei, die kreischend durch die Flure rennen, aber mit denen hat Tamsin
nicht viel zu tun. Drei von sechs Wochen sind nun beinahe um. Bisher wurde nur
einmal gekocht, und an diesem Tag hatte Tamsin Urlaub. Juhu. Sie ist froh darüber,
dass die Küche kalt bleibt.
Derzeit ist der Bus in der Werkstatt, weswegen diese
ganze Woche keine Ausflüge stattfinden können. Das ärgert Tamsin, da die
Ausflüge, selbst wenn es keine sonderlich berauschenden Orte sind, doch
gefallen. Letztlich ist es besser, als den ganzen Tag vor dem Computer zu
sitzen. Tamsin schreibt zwischendurch heimlich an ihrem Roman weiter, was ihr
jedoch keine Freude bereitet, da sich ihre Einfälle sehr in Grenzen halten.
Gerne würde sie die Zeit nutzen, um mehr zu schaffen. "In letzter Zeit
habe ich einfach irgendwie keine... Lust." Und ohne Euphorie klingen die
Sätze fade und öde.
Heute sollte ein Frühstück stattfinden. Drei Stunden
später: Die anderen rätseln, und Tamsin fragt sich ebenfalls, was daraus
geworden ist, da sie von frühen Morgen an in den Computerraum verfrachtet
wurden – ohne eine ernsthafte Aufgabe zu bekommen. Hm, es gibt tausend Dinge
die Schlimmer sind. Angesichts dessen gibt es in einer Maßnahme keine bessere
Beschäftigung, als Dinge zu tun, die man auch zuhause getan hätte. Wobei Tamsin
bezweifelt, dass sie zuhause mehr Motivation zum Schreiben hätte. Den ganzen
Tag nur hier sitzen...Zwischendurch ein paarmal auf die Toilette hüpfen...
"Einige regen sich auf. Hocken gelangweilt vor Google und suchen
irgendwelchen Kram heraus."
"Gestern waren wir im Wald. Spazierengehen."
Es war grottig heiß. Tamsin konnte die Blicke der in den Gräsern lauernden
Zecken regelrecht auf sich spüren. Immer weiter sind sie; die drei Teilnehmer
mit den Hunden gewandert, bis es irgendwann hieß: Wann kommt denn überhaupt der
Bus? "Wir sind dann umgedreht und hatten 15Minuten Zeit, zum Bus zu
kommen." Tamsin war durchgeschwitzt, fühlte sich schwach und durstig. Bei
der Hitze noch über einen Kilometer zu hetzen? Ohje, denkt sie und lässt
sich von ihrem Dad abholen. "Eigentlich bin ich immer gerne Bus gefahren.
Immer rechtzeitig aufbrechen, wenige Minuten warten und entspannt
heimfahren..." Aber seit Vollzeit auf dem Plan steht, ist nichts mehr wie
es einst war. Niemand weiß, wann an welchem Tag schlussgemacht wird, da dies
willkürlich geschieht. Lässt sie sich abholen, muss Tamsin 20Min. Warten, bis
ihr Dad da ist. Letztlich geht dies schneller, als mit dem Bus.
"Vielleicht wird es nach den Ferien wieder anders.... besser?" Aber
vielleicht ist dies nur Wunschdenken.
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