Ich
fühle mich nach wie vor freudlos und unglücklich. Denke viel nach. Damals als
ich noch in Lensahn im Förderzentrum war, war ich viel beschäftigt. Ich bekam
dort Aufträge am Computer und dementsprechend Anerkennung. Ich konnte alles.
Grafiken erstellen und bearbeiten. Ich konnte anderen Leuten helfen, wenn die
da nicht weiterwussten. Wenn es Fragen darüber gab, kamen immer alle zu mir. Es
hat mich glücklich gemacht, diese Anerkennung zu bekommen. Oder wenn ich
Aufgaben besonders zufriedenstellend erledigt habe. Auch wenn die ist erst in
den letzten Monaten war. Wo ich nicht mehr an die Kasse musste.
In
der Tagesstätte gibt es so etwas nicht. Weder etwas Negatives noch etwas
Positives, was ich machen kann oder muss. Einerseits gut, andererseits habe ich
oft Langeweile. Da ich keine Aufgaben habe, die mir Anerkennung bringen,
vertiefe ich mich entsorgen. Die Einsamkeit und dass alleine sein fühlt sich
dadurch noch stärker an als je zuvor. Oft sitze ich alleine an meinem Platz und
du am Computer an meinem Buch weiterschreiben. Inzwischen ist es nahe zu fertig
geschrieben. Zwar sagen einige, dass sie es gerne lesen würden, aber es ist
nicht so ernst wie damals im Förderzentrum, als eine der Betreuerinnen mich
immer um neue Kapitel zum Lesen gebeten hat. Damals war ich nahezu euphorisch
glücklich darüber, wenn sie es gelesen hatte und lächelnd verkündet hat, dass
sie gerne mehr haben wollen würde. Und dass ich es eines Tages wirklich
veröffentlichen könnte. Und dass sie mir helfen würde. Damals hatte ich das
Gefühl, dass dieser Traum wirklich wahr werden würde.
Nun
ist es vorbei und ich bin mir nicht mehr sicher. Es gibt einfach keinen
Menschen mehr, der mir das Gefühl gibt, dass es wert ist dieses Leben zu leben.
Oder dass ich einen Wert habe oder die Welt irgendwie bereichern würde.
Ja,
damals hat mir das ein Sinn gegeben. Ich habe die Freunde, die ich gar nicht
habe, gar nicht vermisst. Nun vermisse ich alles. Alles, was ich nicht habe.
Dave
feiert Silvester mit jemand anders. Obwohl ich Angst davor hatte nicht mit den
Eltern feiern zu können und mal etwas anderes an diesem Tag zu erleben, fühle
ich Enttäuschung. Auch dieses Jahr wird es so sein wie immer. Ich darf nicht
sehen, lesen oder hören, dass andere Menschen mit ihren besten Freunden
glücklich feiern. Denn das macht mich noch trauriger.
Mit
dem Wochenende und den Feiertagen sind es nun vier freie Tage, die ich habe.
Ich fahre mit den Eltern weg und tue sonst nur fernsehen. Was soll ich sonst
machen?
Heute
denke ich viel darüber nach, wie die Vergangenheit war und wie die Zukunft
werden wird. Meine Gedanken sind schon wieder bei 2007. Dazu die Angst, dass
die Zukunft wie diese Vergangenheit werden wird. Gerade erinnere ich mich, wie
ich 2016 zu Jobb kam und wie mir für einen Moment schwarz vor Augen wurde, als
dort gesagt würde, dass der Arbeitstag auch hier bis 16:30 Uhr gehen würde. Nie
war es so. Es stand nur an den Papieren so. Um 16 Uhr da 15 Uhr zu Hause zu
sein war anstrengend. Nach ungefähr 9 oder 10 Jahren habe ich es immer noch
nicht hinter mir gelassen und bin dann zu nichts mehr fähig außer zu essen und
schlafen zu gehen. Bei der Erinnerung wird mir schlecht und ich verliere jeden
Lebenswillen, wenn ich mir vorstelle, dass dies eines Tages wieder jemand zu
mir sagen wird. Es scheint heutzutage schlimmer zu sein als damals. Vielleicht,
weil ich mich heutzutage noch schwächer, erschöpfter und seelisch am Ende
Fühle, noch mehr als damals.
Jetzt
habe ich Zeit Freunde zu finden und tun zu können was mich glücklich macht.
Aber ich schaffe es nicht, weil die Ängste zu stark sind.
Irgendwann
werden vielleicht die Ängste weg sein. Dann werde ich arbeiten können und ein
Leben führen wie alle anderen. Aber dann werde ich keine Zeit mehr haben
Freunde zu finden, selbst wenn die Angst weg ist und ich dazu fähig wäre.
Ich
habe immer nur Unglück. Egal was passiert, es ist negativ. Endlich komme ich
mit der Diagnostik und wahrscheinlich auch bald mit einer Therapie voran, aber
dann habe ich das Pech, dass die es in Lübeck ist so dass ich mit dem Zug vier
bis fünf Stunden unterwegs bin und dann auch noch das Pech, dass diese Termine
nachmittags nach der Tagesstätte sind. Ich gehe dann dorthin und fahre danach
nach Lübeck und wäre dann wohl erst um 18 Uhr zu Hause und würde damit den
ganzen Tag nichts essen können. Denn dazu ist keine Zeit.
Das
Unglück hält sich eben nicht zurück.
Dave
wird es ein Mensch in mein Leben, der mich wahrscheinlich mag und mir das
Gefühl gibt nicht alleine zu sein, und trotzdem kann ich nicht glücklicher sein
als damals. Ich sollte mich eigentlich freuen. Denn immerhin bin ich nicht
völlig alleine auf dieser Welt. Trotzdem kommen mir immer wieder die Tränen.
Dieses Glück ist nur ein kleiner unscheinbarer Funke an einem Entschluss
schwarzen Horizont. Unsichtbar. Kaum wahrnehmbar. Es ist da, erreicht mich
jedoch kaum. Zu dicht sind die schwarzen Wolken aus Angst und Verzweiflung.
Der
Besuch der Eltern brachte mich auf andere Gedanken. Wir waren in Grömitz. Dort
habe ich Sushi bekommen. Danach waren wir noch einkaufen.
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