Sonntag, 30. Dezember 2018

Vergangenheit vs Zukunft


Ich fühle mich nach wie vor freudlos und unglücklich. Denke viel nach. Damals als ich noch in Lensahn im Förderzentrum war, war ich viel beschäftigt. Ich bekam dort Aufträge am Computer und dementsprechend Anerkennung. Ich konnte alles. Grafiken erstellen und bearbeiten. Ich konnte anderen Leuten helfen, wenn die da nicht weiterwussten. Wenn es Fragen darüber gab, kamen immer alle zu mir. Es hat mich glücklich gemacht, diese Anerkennung zu bekommen. Oder wenn ich Aufgaben besonders zufriedenstellend erledigt habe. Auch wenn die ist erst in den letzten Monaten war. Wo ich nicht mehr an die Kasse musste.

In der Tagesstätte gibt es so etwas nicht. Weder etwas Negatives noch etwas Positives, was ich machen kann oder muss. Einerseits gut, andererseits habe ich oft Langeweile. Da ich keine Aufgaben habe, die mir Anerkennung bringen, vertiefe ich mich entsorgen. Die Einsamkeit und dass alleine sein fühlt sich dadurch noch stärker an als je zuvor. Oft sitze ich alleine an meinem Platz und du am Computer an meinem Buch weiterschreiben. Inzwischen ist es nahe zu fertig geschrieben. Zwar sagen einige, dass sie es gerne lesen würden, aber es ist nicht so ernst wie damals im Förderzentrum, als eine der Betreuerinnen mich immer um neue Kapitel zum Lesen gebeten hat. Damals war ich nahezu euphorisch glücklich darüber, wenn sie es gelesen hatte und lächelnd verkündet hat, dass sie gerne mehr haben wollen würde. Und dass ich es eines Tages wirklich veröffentlichen könnte. Und dass sie mir helfen würde. Damals hatte ich das Gefühl, dass dieser Traum wirklich wahr werden würde.
Nun ist es vorbei und ich bin mir nicht mehr sicher. Es gibt einfach keinen Menschen mehr, der mir das Gefühl gibt, dass es wert ist dieses Leben zu leben. Oder dass ich einen Wert habe oder die Welt irgendwie bereichern würde.
Ja, damals hat mir das ein Sinn gegeben. Ich habe die Freunde, die ich gar nicht habe, gar nicht vermisst. Nun vermisse ich alles. Alles, was ich nicht habe.

Dave feiert Silvester mit jemand anders. Obwohl ich Angst davor hatte nicht mit den Eltern feiern zu können und mal etwas anderes an diesem Tag zu erleben, fühle ich Enttäuschung. Auch dieses Jahr wird es so sein wie immer. Ich darf nicht sehen, lesen oder hören, dass andere Menschen mit ihren besten Freunden glücklich feiern. Denn das macht mich noch trauriger.
Mit dem Wochenende und den Feiertagen sind es nun vier freie Tage, die ich habe. Ich fahre mit den Eltern weg und tue sonst nur fernsehen. Was soll ich sonst machen?

Heute denke ich viel darüber nach, wie die Vergangenheit war und wie die Zukunft werden wird. Meine Gedanken sind schon wieder bei 2007. Dazu die Angst, dass die Zukunft wie diese Vergangenheit werden wird. Gerade erinnere ich mich, wie ich 2016 zu Jobb kam und wie mir für einen Moment schwarz vor Augen wurde, als dort gesagt würde, dass der Arbeitstag auch hier bis 16:30 Uhr gehen würde. Nie war es so. Es stand nur an den Papieren so. Um 16 Uhr da 15 Uhr zu Hause zu sein war anstrengend. Nach ungefähr 9 oder 10 Jahren habe ich es immer noch nicht hinter mir gelassen und bin dann zu nichts mehr fähig außer zu essen und schlafen zu gehen. Bei der Erinnerung wird mir schlecht und ich verliere jeden Lebenswillen, wenn ich mir vorstelle, dass dies eines Tages wieder jemand zu mir sagen wird. Es scheint heutzutage schlimmer zu sein als damals. Vielleicht, weil ich mich heutzutage noch schwächer, erschöpfter und seelisch am Ende Fühle, noch mehr als damals.
Jetzt habe ich Zeit Freunde zu finden und tun zu können was mich glücklich macht. Aber ich schaffe es nicht, weil die Ängste zu stark sind.
Irgendwann werden vielleicht die Ängste weg sein. Dann werde ich arbeiten können und ein Leben führen wie alle anderen. Aber dann werde ich keine Zeit mehr haben Freunde zu finden, selbst wenn die Angst weg ist und ich dazu fähig wäre.
Ich habe immer nur Unglück. Egal was passiert, es ist negativ. Endlich komme ich mit der Diagnostik und wahrscheinlich auch bald mit einer Therapie voran, aber dann habe ich das Pech, dass die es in Lübeck ist so dass ich mit dem Zug vier bis fünf Stunden unterwegs bin und dann auch noch das Pech, dass diese Termine nachmittags nach der Tagesstätte sind. Ich gehe dann dorthin und fahre danach nach Lübeck und wäre dann wohl erst um 18 Uhr zu Hause und würde damit den ganzen Tag nichts essen können. Denn dazu ist keine Zeit.
Das Unglück hält sich eben nicht zurück.

Dave wird es ein Mensch in mein Leben, der mich wahrscheinlich mag und mir das Gefühl gibt nicht alleine zu sein, und trotzdem kann ich nicht glücklicher sein als damals. Ich sollte mich eigentlich freuen. Denn immerhin bin ich nicht völlig alleine auf dieser Welt. Trotzdem kommen mir immer wieder die Tränen. Dieses Glück ist nur ein kleiner unscheinbarer Funke an einem Entschluss schwarzen Horizont. Unsichtbar. Kaum wahrnehmbar. Es ist da, erreicht mich jedoch kaum. Zu dicht sind die schwarzen Wolken aus Angst und Verzweiflung.

Der Besuch der Eltern brachte mich auf andere Gedanken. Wir waren in Grömitz. Dort habe ich Sushi bekommen. Danach waren wir noch einkaufen.

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