Mittwoch, 7. März 2018

Aus Freude wird Wut

Tamsin hat erfahren, dass ihre Chefin nächste Woche in eine andere Maßnahme wechselt. Das ist schade, denn sie war sehr menschlich. Hat das leibliche Wohl über sinnlose Bürokratie gestellt und gerne getan, was gut war. Hat sich bemüht und brachte ein wenig Abwechslung in die Maßnahme. 
Nun hofft Tamsin, dass die im Anschluss neue Chefin ebenso ist.  

Obwohl Tamsin ihren plan kennt, hat die morgendliche Info, dass sie wieder in den Kiosk muss, ihrer Freude einen Dämpfer verpasst. Zwischendurch sollte sie sich neue Frisuren aussuchen und hat Kara beim Haarefärben zugesehen.  
"Morgen wollten wir nach Lübeck fahren." Wir machen uns einen schönen Tag hieß es, als Tamsin dort plötzlich einen Arzttermin bekam, die Chefin beschloss, sie dort hinzufahren und den Rest des Tages in der Stadt zu nutzen. Tamsin sagt ihren Therapietermin telefonisch ab, weil sie mit nach Lübeck will. "Wir wären nur zu viert." Keine große Gruppe, wo Tamsin nur ein Mitläufer wäre. Shoppen. Torte kaufen. Kaffeetrinken. Sie freut sich. Wie alle anderen auch.  
Saby, eine Kollegin die ebenfalls aus Neustadt kommt, braucht nicht in die Maßnahme zu fahren und wird von dort aus abgeholt. "Warum? Warum muss ich kommen und sie nicht?" 

Da Tamsin heute von ihren Eltern abgeholt wurde, weil es bei McDonalds gerade heute ein günstiges Angebot gab, lehnt sie den vorzeitigen Feierabend dummerweise ab. Noch eine halbe Stunde in den EDV Raum nach Frisuren schauen, hieß es.  
Derweil ging Kara auf Wohnungssuche. Die Suche endete damit, dass der einzige letzte Freie Termin, eine gefundene Wohnung zu besichtigen, morgen Vormittag wäre. Im selben Moment, als dies bekannt wurde kam Tamsins Chefin zur Tür herin, die einer Erkenntnis hatte: "Ach Tamsin, du wohnst ja auch in Neustadt! Hey, dann brauchst du ja gar nicht kommen. Wir holen dich zusammen mit Saby ab!" 
Tamsins Freude verpufft, als nur zwei Sekunden später beschlossen wird, dass die Besichtigung der Wohnung wichtiger ist als Shoppen. 

Ja... Das war das Ende des Shoppingtages. Denn die Besichtigung ist wichtiger. Tamsin ist enttäuscht, zumal sie weiß, wie gering die Chance zwischen dutzenden anderen Bewerbern ist, eine Wohnung zubekommen. "Das ist wie Lotto." Mittlerweile sogar schon auf öden Dörfern und kleinen Städten. Tamsin ruft erneut an; versucht ihren Termin wiederzubekommen. Aber der war mittlerweile vergeben. Sie ärgert sich. Nicht wegen dem frühen aufstehen, nein. "Ein Tag mehr, an dem ich in den vollgestopften Schulbus steigen muss!" Tamsin bekommt immer Panik, wenn es im Gang bis zur Fahrerkabine so voll ist, dass sie nicht weiß, wie sie überhaupt vom Sitz hochkommen soll, geschweige denn, sich beim kurzen Halt zur Tür drängen soll.  

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