Der heutige
Donnerstag verlief für Tamsin wenig berauschend. Nachdem sie nach ihrem Termin
in die Maßnahme gefahren war, ging es wieder an den Kiosk. Inzwischen muss sie
die Kasse ganz alleine leiten. Immer dachte sie, dies wäre schlimm. Bis jetzt.
"Ich mache mir keinen Druck und nehme mir Zeit."
Da sie
mal wieder nur zwei Teilnehmer waren, dachte Tamsin, es wäre früh Schluss.
"Ich musste noch das Geld zählen." So... "Danach wurden wir in
einen großen, leeren Raum gebracht. Es gab keine Stühle. Nichts. Wir sollten
die Fensterbänke reinigen, das war ok. Ich hatte schon früher gesagt, dass ich
nicht auf die Knie gehen kann. Das taten dann die beiden Anleiter."
Ungefähr eine Stunde haben sie die Klebereste vom Boden gekratzt, ohne Tamisn
und ihrer Kollegin weitere Anweisungen zu geben. "Wir standen einfach nur
da. Die ganze Zeit. Haben zugesehen, sind auf und ab gegangen..."
Tamsin
starrt wie betäubt aus dem Fenster, verdrängt die Realität ein wenig. „Manchmal
stelle ich mir vor, ich bin in der Hölle und mein Leben ist eine Strafe für
etwas, das ich in einem anderen Leben getan habe. Oder in der Vergangenheit.
Ich war nie nett zu anderen. Als ich zwölf war gab es die Tochter eines Imbissbesitzers,
die mir mit Spielen wollte. Ich habe ihr die Zunge rausgestreckt und
Klingelstreiche gemacht. Dabei hätte ich in ihr eine Freundin finden können!"
Es schneit. Die andere Frau schien sich auch nicht sonderlich wohl zu fühlen. „Was
sollte das? Haben die Anleiter erwartet, dass wir freiwillig um einen Spachtel
bitten?“ Was anderes zu tun gab es nicht. "Ich kam mir vor wie in diesem
einen Horrorfilm, wo eine Gruppe Leute in einen leeren, weißen Raum gesperrt
wird... Wie hieß der noch gleich?"
Als dann
endlich Feierabend war - um die Zeit fuhr kein Bus mehr, sodass Tamsin bis zur
Kirch zu Fuß gehen musste - waren die Wege voller Schnee und Matsch! Auf ihren
glatten Sommerschuhen kommt Tamsin da kaum voran. Das Auto ist in der
Werkstatt, sodass ihr Dad sie nicht abholen konnte. "Ich musste auf der
Straße gehen/laufen!" Immer wenn ein Auto kam, sprang Tamsin auf den
Gehweg und ging, soweit sie konnte, ehe sie wieder auf die Straße geschlittert
war. Das war schrecklich.
Tamsin schaffte
es gottseidank rechtzeitig, bis ihr Bus kam, doch daheim angekommen, ging der
Horror weiter. "Ich habe einen Umweg gemacht, weil die Straßen in den
Gassen noch weniger freigeräumt und glatter waren."
Nie war
sie so erleichtert, dass sie morgen am Gemeinschaftsfrühstück teilnehmen darf
und nicht in die Maßnahme muss, wie heute! „Nur Kiosk, um 16 Uhr erschöpft
heimkommen und keine Lust und Zeit mehr für etwas Schönes zu haben, das ist lästig.“
Tamsin
genießt es, weil sie weiß, dass dies nicht ewig währt. In einer Ausbildung
müsste sie fünf volle Tage in der Woche los, von morgens bis abends, und abends
hätte sie nicht einmal mehr Zeit für einen Nudelbecher, so müde wie sie dann
wäre. „Ich müsste mich immer am Kantinenessen zugutetun. Ohne die freie Wahl,
was mir schmeckt. Immer essen, was auf dem Tisch kommt.“
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