Dienstag, 16. Januar 2018

"Erkenne das Gute"


Tamsin fühlt sich müde. Sie bekommt Halsschmerzen, vergisst ihre Tabletten daheim und nimmt einen Bus zu früh, wodurch sie noch ein wenig Zeit hatte, sich bei Edeka welche zu kaufen. 
Eine Kollegin muss Putzen. Die anderen gehen in den EDV Raum. Die Luft ist dort so chemisch unangenehm und kratzt in ihrem wunden Hals, weshalb Tamsin sich nicht ärgert, dass sie wieder in den Kiosk muss, während die anderen Chatten etc. "Man, bin ich müde. Wenigstens muss ich nicht das ganze Haus putzen – in diesem Zustand." 

Neben dem scharfen Zahn ist eine Krone eingerissen. Tamsin wird es bei einem neuen Zahnarzt versuchen. Morgen? 

Im Laufe des Tages steigern sich die Halsschmerzen, sodass Tamsin nach Urlaub fragt. Der wird ihr nicht gewährt, weil es zu kurzfristig ist und Tamsin "sich nicht so anstellen soll." Andere Menschen nehmen Halsschmerzen nicht ernst, bis sie selbst welche bekommen. "Wenn es ist, wie immer, steigert es sich so sehr, dass es morgen unerträglich ist."  
Unerträglich. Die Kollegen reden über Probleme, die wirklich heftig sind. Tamsins Halsschmerzen sind nichts dagegen – noch nicht. "Ich sollte froh sein, denn es gibt immer Schlimmeres." Das Zahnleiden ist lästig, doch das Wachs nimmt den Schmerz.  

Nachdem der Kiosk fertig ist, fragt Tamsin nach einer neuen Aufgabe. Mh. Sie soll sich am PC über Hochbeete informieren. Mit einer Kollegin zusammen. Denn bald soll draußen eins gebaut werden. Tamsin hat wenig Interesse, einzig die Behauptung, dort würde auch Klee gepflanzt werden, treibt sie an. Um 15 Uhr war Feierabend. Tamsin tappst hungrig zum Bus. Sie freut sich auf Pesto - ein schnelles Essen so spät am Nachmittag, wenn sie in eineinhalb Stunden daheim angekommen ist.
Betrübt stellt sie fest, dass das Glas vollkommen dichtgeschimmelt ist. So ist Mist. Doch die Nudeln müssen weg! Also taut Tamsin eine Dose Soße auf. Das schmeckt auch, doch nachdem sie mit Abwaschen und Duschen fertig war, ist es 17:30.
Sie ist müde, will ihre Serie schauen. Zu mehr hat sie keine Zeit mehr. Oder Lust. So ein Tag ist ein verlorener Tag.

„Eine Kollegin musste heute nach dem Toilettenputzen auf Knien den Boden von Klebe befreien. Die Schüler waren anscheinend ungezogen.“
Dieser Gedanke begleitet sie bis in die Nacht.
„Ich hatte wohl doch mal wieder Glück.“ Denn sie war im Kiosk.
Mitternachts wacht sie auf. Drei Stunden liegt sie wach, schaut aufs Handy und kämpft mit den Tränen, als ihre alte Chefin sie fragt, ob sie Glücklich wäre. „Wie sollte ich!“

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