Nachdem ihr Zahn Tamsin eine
unangenehm schlaflose Nacht beschert hatte, ereilt sie am nächsten Morgen das
Glück, dass ihr Termin zur Zahnentfernung, wenn auch mit über einer Stunde
Wartezeit, vorgezogen werden konnte. Das unangenehmste dabei war die Spritze. „Der
Doc war recht grob. Es musste wohl schnell gehen. Mein Termin war nicht ohne
Grund erst in vier Wochen.“ Aber sie war froh, dass sie überhaupt so schnell
rankam.
Nachdem nun die eine Sorge vorüber
ist, plagen sie neue Sorgen…. Ob sie den nötigen Zahnersatz, um die Lücke zu füllen,
überhaupt erhalten wird. Wie teuer wird es sein, und wie groß wird ihr
Eigenanteil sein? „Werde ich mir das überhaupt leisten können?“ Wenn oben und
unten die letzten zwei Zähne fehlen, fühlt es sich an, als hätte man ein großes
Loch im Mund. Die Zunge rutscht rein. Probleme beim Sprechen… Beim Trinken
sammelt sich das Wasser darinnen wie in einem Brunnen, aus dem es abläuft,
sobald ich die Position der Zunge verändere.
Naja. Den Tag verbrachte sie vor dem
Fernseher. Natürlich hatte sie einen 3D Film und danach ihre Lieblings Anime
Serie geschaut.
Der darauffolgende Tag verlief nicht
anders. Doch obwohl so viel Freizeit, in der sie einfach nur faul vor der
Glotze hängen kann, schon etwas Reizvolles an sich hat, wusste sie, dass sie
dem spätestens nach einer Woche überdrüssig werden würde. „Ja, es ist toll,
sich bis auf Zahnarzttermine um nichts kümmern zu müssen. Keine Verpflichtungen.
Aber die Langeweile lauert unter jedem Sonnenaufgang, und der Tag wird kommen, an
dem sie mich einholen wird.“, weiß Tamsin. Mit der Langeweile kommen
Depressionen. Lustlosigkeit. Nichts macht mehr Spaß. So war es, bevor sie in
die Maßnahme kam. „Ich habe nur gelebt, um zu träumen, denn im Traum gibt es
keine Langeweile.“, erinnert sie sich an die damalige Zeit von vor zwei Jahren.
Wirklich, noch nie in ihrem Leben hat sie einen Traum geträumt, in dem sie sich
gelangweilt hat.
Bereits nächste Woche beginnt eine
neue Maßnahme. Es geht voran. Ein neuer Abschnitt wird beginnen. Doch diese kurzen
Anflüge von Hoffnungslosigkeit lassen sich einfach nicht abschütteln. Wird
Tamsin jemals das Leben führen, dass sie sich so sehr wünscht? Wird sie je
Freunde finden, die zu ihr stehen? Einen Job, der ihr Freude bereitet? Einen
Ehemann? Manchmal denkt sie „Klar, nichts unmöglich, auch das nicht!“ Aber es
ist schon so viel Zeit vergangen, in der sie nichts erreicht hat. Wieso sollte
sich das irgendwann noch ändern? Ihre Chancen stehen verdammt schlecht. Tamsin
ist schwach, unsportlich und sieht auch nicht besonders gut aus. Sie ist auch
Lustig und kreativ, aber die Welt ist oberflächlich. „Es ist, als ob ein Fluch
auf mir liegt. Je mehr ich mir etwas wünsche, desto weiter rückt es in die
Ferne.“ Eine eigene Wohnung ist nur eines von vielen.
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