Wenn man etwas nicht tun möchte, gibt es
zwei Wege, dem zu entrinnen: Sich dabei dumm anstellen oder Zeit schinden.
Beides ist nicht nett. Wenn nicht sogar
asozial, tut man es bewusst. Doch letztlich kommt es auf den Grund an. Ist man einfach
faul, oder will man sich selbst schützen?
Auf Grund einer Änderung im Tagesablaufplan
– Es gab Diabetes Unterricht und daran hatte Tamsin kein Interesse, weil sie den
schon einmal mitgemacht hat, deswegen wurde ihre Wenigkeit wieder einmal dem
Küchenbereich zugeordnet. „Ich mag Großküchen nicht. Mochte ich noch nie.“
Besonders nicht, seit sie vor kurzem für ein Zwanzig-Leute-Essen die Zwiebeln
schneiden durfte, welche sie prompt überwältigt und ihren tränenden Augen
jegliche Sicht genommen hatten. Dieses Erlebnis wollte sie niemals wiederholen,
was jedoch nicht ganz so gut klappte. Wochen später hatte der Koch ihr abermals
die Zwiebeln in die Hand gedrückt.
Naja, jedenfalls gehörte sie diesmal zu
denen, die einen Obstsalat zubereiten sollten. Birnen zerstückeln war nichts
Schlimmes. Aber weil ihre Haut ein wenig empfindlich auf Säure reagiert, hatte sie
kein Verlangen, die glitschigen Pfirsiche oder die säurehaltigen Orangen zu
schneiden. „Einmal musste ich Pflaumen entkernen. Ohne Handschuhe. Danach
fühlten sich meine Finger an wie ausgeleiertes Leder.“ Dies will sie kein
zweites Mal erleben.
Also ist sie nach einer Weile immer
langsamer geworden, in der Hoffnung, dass die Orangen etc. fertig sind, wenn
auch sie mit den Birnen fertig war. „Ich glaube, die anderen haben nie solche
Gedanken. Die sehen die Arbeit, die getan werden muss und kennen die Zeit, in
der alles fertig sein muss - was sie dazu veranlasst, zügig zu arbeiten.“
Tamsin hatte so getan, als ob sie
müßig alles ganz klein zurechtschneide. Am Schluss blieb nur noch eine Orange
für sie übrig. Das war dann noch … „Ok.“
Zu den unangenehmen Aufgaben
gehört ebenso der Abwasch. Es gibt keine feste Einteilung – so lange jeder eine
Aufgabe erfüllt. Wer rumsteht und nichts tut, bekommt eine zugewiesen.
Der Abwasch in einer Großküche ist
kein Kinderspiel, auch wenn es in einigen Einrichtungen für Besteck und Teller
eine Spülmaschine gibt. „Ich weiß nicht, ob andere mich für pingelig oder
asozial halten, aber ich mag es einfach nicht, in gebeugter Haltung mit den
schweren Töpfen vor dieser tiefen Wanne zu stehen und meine Hände in diese
klebrige, braune Brühe zu tauchen.“
Sobald das Essen vorüber ist,
schnappt Tamsin sich einen Lappen und beginnt, die Tische abzuwischen. Oder räumt
die Marmelade weg. „Ich gebe zu, wenn gerade niemand an der Spüle steht und die
Anleiterin in der Nähe ist, wische ich den bereits gewischten Tisch ein zweites
Mal ab, nur um zu vermeiden, dass sie sagt: „Ah, Tamsin, hast du nichts zu tun?
Dann kannst du ja abwaschen!“
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