Donnerstag, 6. Oktober 2016

Tricks


Wenn man etwas nicht tun möchte, gibt es zwei Wege, dem zu entrinnen: Sich dabei dumm anstellen oder Zeit schinden.
Beides ist nicht nett. Wenn nicht sogar asozial, tut man es bewusst. Doch letztlich kommt es auf den Grund an. Ist man einfach faul, oder will man sich selbst schützen?

Auf Grund einer Änderung im Tagesablaufplan – Es gab Diabetes Unterricht und daran hatte Tamsin kein Interesse, weil sie den schon einmal mitgemacht hat, deswegen wurde ihre Wenigkeit wieder einmal dem Küchenbereich zugeordnet. „Ich mag Großküchen nicht. Mochte ich noch nie.“ Besonders nicht, seit sie vor kurzem für ein Zwanzig-Leute-Essen die Zwiebeln schneiden durfte, welche sie prompt überwältigt und ihren tränenden Augen jegliche Sicht genommen hatten. Dieses Erlebnis wollte sie niemals wiederholen, was jedoch nicht ganz so gut klappte. Wochen später hatte der Koch ihr abermals die Zwiebeln in die Hand gedrückt.

Naja, jedenfalls gehörte sie diesmal zu denen, die einen Obstsalat zubereiten sollten. Birnen zerstückeln war nichts Schlimmes. Aber weil ihre Haut ein wenig empfindlich auf Säure reagiert, hatte sie kein Verlangen, die glitschigen Pfirsiche oder die säurehaltigen Orangen zu schneiden. „Einmal musste ich Pflaumen entkernen. Ohne Handschuhe. Danach fühlten sich meine Finger an wie ausgeleiertes Leder.“ Dies will sie kein zweites Mal erleben.
Also ist sie nach einer Weile immer langsamer geworden, in der Hoffnung, dass die Orangen etc. fertig sind, wenn auch sie mit den Birnen fertig war. „Ich glaube, die anderen haben nie solche Gedanken. Die sehen die Arbeit, die getan werden muss und kennen die Zeit, in der alles fertig sein muss - was sie dazu veranlasst, zügig zu arbeiten.“
Tamsin hatte so getan, als ob sie müßig alles ganz klein zurechtschneide. Am Schluss blieb nur noch eine Orange für sie übrig. Das war dann noch … „Ok.“

Zu den unangenehmen Aufgaben gehört ebenso der Abwasch. Es gibt keine feste Einteilung – so lange jeder eine Aufgabe erfüllt. Wer rumsteht und nichts tut, bekommt eine zugewiesen.
Der Abwasch in einer Großküche ist kein Kinderspiel, auch wenn es in einigen Einrichtungen für Besteck und Teller eine Spülmaschine gibt. „Ich weiß nicht, ob andere mich für pingelig oder asozial halten, aber ich mag es einfach nicht, in gebeugter Haltung mit den schweren Töpfen vor dieser tiefen Wanne zu stehen und meine Hände in diese klebrige, braune Brühe zu tauchen.“
Sobald das Essen vorüber ist, schnappt Tamsin sich einen Lappen und beginnt, die Tische abzuwischen. Oder räumt die Marmelade weg. „Ich gebe zu, wenn gerade niemand an der Spüle steht und die Anleiterin in der Nähe ist, wische ich den bereits gewischten Tisch ein zweites Mal ab, nur um zu vermeiden, dass sie sagt: „Ah, Tamsin, hast du nichts zu tun? Dann kannst du ja abwaschen!“
Dies geschah einmal. Und seitdem: nie wieder.

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