Montag, 12. November 2018

Regeln


Heute hat die Kochgruppe in der Tagesstätte Pizza gemacht. Weil die da auf die vegetarische Pizza auch Zwiebeln rauf gemacht haben, habe ich nicht mitgegessen. Das hat aber niemanden interessiert. Niemand hat gefragt warum ich nicht mit esse. Dann hätte ich gesagt dass das wegen den Zwiebeln ist. Die mag ich nicht. Vielleicht hätte ich sagen können vorher, dass ich die nicht mag und hätte ein Stück ohne Zwiebeln bekommen, aber die Gleichgültigkeit Verstärker als der Hunger. Wobei der Hunger nicht gerade schwach war. Egal. Es ist eben so, dass man in solchen Gruppen in denen für   alle gekocht wird keine Extrawünsche erfüllt bekommen kann, wie es so schön heißt. Man muss sich der Masse anpassen. Den Massengeschmack. Oder verzichten.
Wer nicht mitessen will, muss trotzdem am Tisch sitzen und zugucken. Dabei ist es verboten das Handy in der Hand zu halten und rauf zu gucken.
Komisch. Beim Frühstück ist Zeitung lesen erlaubt. Aber nur wenn die Zeitung aus Papier besteht. Wenn man sich diese online runterlädt und auf dem Handy lesen will, heißt es… das Handy muss ausgeschaltet werden! Man würde ja nur rum spielen damit.

Meine Stimmung ist heute nicht so gut. Don hat seine Therapie abgebrochen, weil er mit den Leuten nicht klarkam. Ich dachte der hat durch würde er noch mal werden und nun weiß ich nicht, wie es weitergehen wird. Auf seine Probleme habe ich keine Lust.

Gespräch mit Frau Flora, Therapeutin:
Ich fühle mich traurig. Habe gesagt, dass ich gerne in eine eigene Wohnung ziehen würde. Daraufhin wurde nur gemeint, dass ich das nicht schaffen würde, wenn ich noch nicht einmal in der WG klarkomme. Dass ich nicht oft mit Sachen überfordert fühle und nicht den Mut habe es anzusprechen habe ich nicht gesagt.
Heute ist wieder so ein Tag, wo ich überhaupt nicht weiterweiß. Wo meine Zukunft schwarz aussieht. Ich soll einen Antrag auf Fahrtkosten Übernahme schreiben. Habe aber vergessen was da reingehört und traue mich nicht noch mal zu fragen.
Frau Flora hatte damals gesagt, dass sie mich während der Diagnose Zeit immer aus Lübeck abholt und auch hinfährt. Es war unklar, wie viele Termine das sein würden. Beim letzten Mal hatte sie dann gesagt, dass ich in den vier Wochen, bis der nächste Termin anfällt, dass Zug fahren üben soll. Und dann soll ich es alleine machen. Hinfahren und zurückkommen.
Ich fühle mich belogen. Als ob die ganze Welt nur Lügen würde. Denn demnach war die Behauptung, dass sie mich während der ganzen Diagnose Zeit fahren oder Abhören würde, eine Lüge.
Ich bin immer froh, wenn ich zu Hause bin und habe danach keine Lust noch Zug fahren zu üben. Egal ob ich es heute tue, am Wochenende oder am Tag des Termins. Ich werde alleine und hilflos am Bahnhof sein und an welchem Tag das ist, spielt letztlich keine Rolle. Gerade sorge ich mich um die Rückfahrkarte und weiß nicht, ob man die auch hier am Automaten schon kaufen kann. Ich traue mich aber auch nicht davon zu erzählen, aus Angst dann wieder angemeckert zu werden. Oder komische Kommentare hören zu müssen.
Ich wünschte ich hätte ein normales Leben. Mit Freunden und einer schönen Arbeit. In einer Wohnung würde ich leben und nicht alleine sein.

In der WG wurde vor zwei Wochen gemeldet, das Essen geklaut wurde. Aus den Kühlschränken von anderen. Dort wohne ich abgeschlossen war. Zuerst hat jeder jeden verdächtigt. Das war auch mir unangenehm. Denn ich weiß, dass auch ich im Verdacht von den anderen stehe. Genauso wie ich es bei denen mache. Heute wurde mir mitgeteilt, dass der Schuldige sich freiwillig in der Gruppe gemeldet hat. Ich bin froh, denn so weiß wenigstens jeder wer es war. Derjenige darf jetzt nicht mehr hier schlafen. Vorerst. Diese strenge der Regelung ist beängstigend.

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