Heute
hat die Kochgruppe in der Tagesstätte Pizza gemacht. Weil die da auf die
vegetarische Pizza auch Zwiebeln rauf gemacht haben, habe ich nicht mitgegessen.
Das hat aber niemanden interessiert. Niemand hat gefragt warum ich nicht mit
esse. Dann hätte ich gesagt dass das wegen den Zwiebeln ist. Die mag ich nicht.
Vielleicht hätte ich sagen können vorher, dass ich die nicht mag und hätte ein
Stück ohne Zwiebeln bekommen, aber die Gleichgültigkeit Verstärker als der
Hunger. Wobei der Hunger nicht gerade schwach war. Egal. Es ist eben so, dass
man in solchen Gruppen in denen für
alle gekocht wird keine Extrawünsche erfüllt bekommen kann, wie es so schön
heißt. Man muss sich der Masse anpassen. Den Massengeschmack. Oder verzichten.
Wer
nicht mitessen will, muss trotzdem am Tisch sitzen und zugucken. Dabei ist es
verboten das Handy in der Hand zu halten und rauf zu gucken.
Komisch.
Beim Frühstück ist Zeitung lesen erlaubt. Aber nur wenn die Zeitung aus Papier
besteht. Wenn man sich diese online runterlädt und auf dem Handy lesen will,
heißt es… das Handy muss ausgeschaltet werden! Man würde ja nur rum spielen
damit.
Meine
Stimmung ist heute nicht so gut. Don hat seine Therapie abgebrochen, weil er
mit den Leuten nicht klarkam. Ich dachte der hat durch würde er noch mal werden
und nun weiß ich nicht, wie es weitergehen wird. Auf seine Probleme habe ich
keine Lust.
Gespräch
mit Frau Flora, Therapeutin:
Ich
fühle mich traurig. Habe gesagt, dass ich gerne in eine eigene Wohnung ziehen
würde. Daraufhin wurde nur gemeint, dass ich das nicht schaffen würde, wenn ich
noch nicht einmal in der WG klarkomme. Dass ich nicht oft mit Sachen
überfordert fühle und nicht den Mut habe es anzusprechen habe ich nicht gesagt.
Heute
ist wieder so ein Tag, wo ich überhaupt nicht weiterweiß. Wo meine Zukunft
schwarz aussieht. Ich soll einen Antrag auf Fahrtkosten Übernahme schreiben.
Habe aber vergessen was da reingehört und traue mich nicht noch mal zu fragen.
Frau
Flora hatte damals gesagt, dass sie mich während der Diagnose Zeit immer aus
Lübeck abholt und auch hinfährt. Es war unklar, wie viele Termine das sein
würden. Beim letzten Mal hatte sie dann gesagt, dass ich in den vier Wochen,
bis der nächste Termin anfällt, dass Zug fahren üben soll. Und dann soll ich es
alleine machen. Hinfahren und zurückkommen.
Ich
fühle mich belogen. Als ob die ganze Welt nur Lügen würde. Denn demnach war die
Behauptung, dass sie mich während der ganzen Diagnose Zeit fahren oder Abhören
würde, eine Lüge.
Ich
bin immer froh, wenn ich zu Hause bin und habe danach keine Lust noch Zug
fahren zu üben. Egal ob ich es heute tue, am Wochenende oder am Tag des
Termins. Ich werde alleine und hilflos am Bahnhof sein und an welchem Tag das
ist, spielt letztlich keine Rolle. Gerade sorge ich mich um die Rückfahrkarte
und weiß nicht, ob man die auch hier am Automaten schon kaufen kann. Ich traue
mich aber auch nicht davon zu erzählen, aus Angst dann wieder angemeckert zu
werden. Oder komische Kommentare hören zu müssen.
Ich
wünschte ich hätte ein normales Leben. Mit Freunden und einer schönen Arbeit.
In einer Wohnung würde ich leben und nicht alleine sein.
In
der WG wurde vor zwei Wochen gemeldet, das Essen geklaut wurde. Aus den
Kühlschränken von anderen. Dort wohne ich abgeschlossen war. Zuerst hat jeder
jeden verdächtigt. Das war auch mir unangenehm. Denn ich weiß, dass auch ich im
Verdacht von den anderen stehe. Genauso wie ich es bei denen mache. Heute wurde
mir mitgeteilt, dass der Schuldige sich freiwillig in der Gruppe gemeldet hat.
Ich bin froh, denn so weiß wenigstens jeder wer es war. Derjenige darf jetzt
nicht mehr hier schlafen. Vorerst. Diese strenge der Regelung ist beängstigend.
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