Dienstag, 26. September 2017

Wovor hatte sie Angst?

Tamsin ist aufgeregt. Der Moment ihres Umzuges rückt näher. Ihre Eltern wissen dies nicht. Sie wären verletzt, wenn Tamsin es ihnen nur 3 Tage vorher verraten würde, aber gefühllos, wie Tamsin gegen ihren Willen manchmal ist, verspürt sie deswegen keinen großen Kummer. Sie hat genug Sorgen um sich selbst, besonders mit ihrem nervigen Zahn, der ihr wieder schlaflose Nächte beschert. Da will sie sich nicht auch noch die Kommentare ihrer Eltern anhören. Im Grunde haben sie nichts damit zu tun. Alles Wichtige wird aus der Maßnahme heraus geregelt.  
Und doch hat Tamsin an diesem Tag ein schlechtes Gewissen. "Im Bus saß ich wie üblich an der Tür. Eine Kollegin saß auf der anderen Seite neben mir. Vor uns befand sich eine Rollstuhlfahrerin mit einer Tüte Einkäufe im Gepäck. Bereits beim Platznehmen hatte Tamsin eine große, volle Colaflasche bemerkt, die im Gang lang. Als der Bus anfuhr kullerte sie gegen die Tür. Die Frau kam nicht ran, konnte während der Fahrt auch nicht ihre Bremsen ihres Stuhles lösen und nach der Flasche greifen. Kurz darauf erreichte der Bus die nächste Haltestelle. Im hinteren Bereich wollte jemand aussteigen, und alle Türen glitten auf. Die Colaflasche fiel auf die Straße, und der Bus fuhr weiter." Tamsin hat dies unbehaglich beobachtet. Es ist traurig, so hilflos zu sein wie diese Frau. Doch ihre Angst, die Flasche aufzuheben und der Frau zu geben, hatte sie nicht überwinden können.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen