Hunger

Heute plagt Tamsin ein Hunger, wie sie ihn schon lange nicht mehr verspürt hat. In der Maßnahme isst sie immer einen Keksriegel. Den hatte sie heute schon sehr früh verspeist. Die ganze Woche über saß sie dort im Computerraum, und da viele dort immer Essen oder Kaffee trinken, mussten heute alle eine Nutzungsverordnung dieses Raumes unterschreiben. Essen ist dort verboten. Trinken ebenso - besonders aus nicht-geschlossenen Behältern. Tamsins Gruppe war alleine, und Tamsin hat Angst, dass sie es später vielleicht nicht mehr schafft. Zum Essen rausgehen hat sie keine Lust. Sie krümelt ja nichts voll. Eine Kollegin hat ihr Brot in der Tasche versteckt und immer mal wieder schnell und heimlich davon abgebissen. 

Gegen Nachmittag ist ihr Hunger so stark, dass sie davon Kopfweh bekommt. Dummerweise hatte sie gerade drei Minuten zu spät Feierabend - der Bus war gerade weg. "Ich hasse es. Nie weiß man, wann Schluss ist. Bei Vollzeit ist es nach oben offen und wird spontan verkündet." Tamsin mag keine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten und ruft ihren Dad an, der sie abholt. Der Anblick der auf der Ablage liegenden McDonalds Gutschiene scheint ihren unermesslichen Hunger noch zu verstärken. Ihre Konzentration ist im Eimer.