Heute
fuhr Tamsin mit ihren Eltern wieder einmal nach Lübeck. Vielleicht zum letzten
Mal. Jedenfalls in diesem Jahr. Es war kalt und hat geregnet. Und der Ablauf
folgt einem sich immer wiederholenden Ritual: Parken an der MUK. Dann nach
Niederegger, Torte kaufen. In ein paar Geschäfte. Sushi kaufen. Und zum Auto.
Nach Hause.
Tamsin
sucht nach einer Jacke. Und neuen Klamotten. Doch in modernen
Standartgeschäften, die sich nur auf den Mainstream ausgerichtet haben, ist für
sie nichts zu finden. Jacken gab es dutzende! So viel Auswahl, und doch waren
sie letztlich alle gleich. „Ich mag keine Plastikjacken.“ Darin fühlt Tamsin
sich, als hätte sie einen Müllsack angezogen. Doch auch die vielen schlicht und
identisch aussehenden Stoffjacken konnten nicht überzeugen. Ebenso wie die
Pullis: Alle fast gleiche Schnitte.
Einfarbig – und dann auch noch solchen hässlichen Farben; grau, beige, grün -
oder Gestreift. Mit Schriftzügen oder komischen Bildern drauf.
Letztlich
fand Tamsin
wieder nichts, was sich vom trendigen Standard abhebt. „Die wollen Mein Geld
wohl nicht. Tja.“
„Ich mag
die Modernität nicht. Sie ist schlicht, grau und langweilig.“
Tamsins
Auszug rückt näher. Sie weiß nicht, wie die Dinge danach stehen. Wie wütend ihr
Dad sein wird. Ob und wann sie je wieder nach Lübeck fahren. „Werde ich das
nächste Mal vielleicht alleine nach Lübeck fahren?“ Einerseits wäre es schön.
Andererseits ist Tamsin nicht gerne alleine.
Der
Sommer ist zu Ende. Tamsin zögert den Einsatz ihres Gasofens so lange es geht
hinaus. Sie fürchtet den Gestank. Hasst die Kälte, die sich über Nacht ausbreitet.
Zittert allein bei der Vorstellung, bei 12Grad aufzustehen und dann warten zu
müssen, bis der Ofen den winzigen Raum einigermaßen erwärmt hat. Und warten
kann sie nicht – nicht mit dem Frühstück, da sie, sobald es warm geworden ist,
auch schon wieder los muss.
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