Samstag, 9. September 2017

Mit den Eltern in Lübeck




Heute fuhr Tamsin mit ihren Eltern wieder einmal nach Lübeck. Vielleicht zum letzten Mal. Jedenfalls in diesem Jahr. Es war kalt und hat geregnet. Und der Ablauf folgt einem sich immer wiederholenden Ritual: Parken an der MUK. Dann nach Niederegger, Torte kaufen. In ein paar Geschäfte. Sushi kaufen. Und zum Auto. Nach Hause.
Tamsin sucht nach einer Jacke. Und neuen Klamotten. Doch in modernen Standartgeschäften, die sich nur auf den Mainstream ausgerichtet haben, ist für sie nichts zu finden. Jacken gab es dutzende! So viel Auswahl, und doch waren sie letztlich alle gleich. „Ich mag keine Plastikjacken.“ Darin fühlt Tamsin sich, als hätte sie einen Müllsack angezogen. Doch auch die vielen schlicht und identisch aussehenden Stoffjacken konnten nicht überzeugen. Ebenso wie die Pullis: Alle  fast gleiche Schnitte. Einfarbig – und dann auch noch solchen hässlichen Farben; grau, beige, grün - oder Gestreift. Mit Schriftzügen oder komischen Bildern drauf.
Letztlich fand Tamsin wieder nichts, was sich vom trendigen Standard abhebt. „Die wollen Mein Geld wohl nicht. Tja.“
„Ich mag die Modernität nicht. Sie ist schlicht, grau und langweilig.“

Tamsins Auszug rückt näher. Sie weiß nicht, wie die Dinge danach stehen. Wie wütend ihr Dad sein wird. Ob und wann sie je wieder nach Lübeck fahren. „Werde ich das nächste Mal vielleicht alleine nach Lübeck fahren?“ Einerseits wäre es schön. Andererseits ist Tamsin nicht gerne alleine.
Der Sommer ist zu Ende. Tamsin zögert den Einsatz ihres Gasofens so lange es geht hinaus. Sie fürchtet den Gestank. Hasst die Kälte, die sich über Nacht ausbreitet. Zittert allein bei der Vorstellung, bei 12Grad aufzustehen und dann warten zu müssen, bis der Ofen den winzigen Raum einigermaßen erwärmt hat. Und warten kann sie nicht – nicht mit dem Frühstück, da sie, sobald es warm geworden ist, auch schon wieder los muss.

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