An diesem Montag schleppt Tamsin
sich müde aus dem Bett. Die halbe Stunde, die sie nun immer früher aufstehen
muss, macht sich langsam bemerkbar. Kein helles Sonnenlicht schimmert durch ihr
halbabgedunkeltes Fenster. Keine Vögel, die sie aus dem Schlaf reißen.
"Ich fühle mich, als wäre es noch mitten in der Nacht." Tamsin
verabscheut das Gefühl, sich vom Wecker geweckt aus dem Bett quälen zu müssen,
weshalb sie schon früh schlafen geht. Doch offenbar ist dies noch nicht früh
genug. Tamsin hasst dieses frühe Müdigkeitsgefühl so sehr, dass sie oft bereits
eine Stunde vor dem Klingeln des Weckers unwillkürlich aufwacht, nur, um noch
ein wenig entspannt liegen zu können, ehe sie wirklich hochmuss.
Die Nächte werden kälter.
Inzwischen hat sie wieder ihre zweite Bettdecke rausgeholt. "Ich hoffe,
ich kann ausziehen, bevor es so kalt wird, dass ich den Gasofen wieder benutzen
muss."
Die Chefin ist aus dem Urlaub
zurück. Und doch hält sich die allgemeine Freude in der Maßnahme in Grenzen.
"Wir sitzen im Computerraum. Recherchieren." Einige sind gelangweilt,
weil sie nach Arbeit suchen müssen, aber keine finden. Auch davor hat Tamsin
Angst. Sobald sie umgezogen ist und nicht mehr nach Möbeln suchen muss, wird
auch sie nach Arbeit suchen müssen. Es ist nicht so, dass sie das nicht gerne
täte. Sich möchte arbeiten. Nur den ganzen Tag die Jobbörse durchforsten,
ununterbrochen, bis man etwas findet... "Das ist anstrengend."
"Einige bekommen
vorgeschrieben, wo sie sich bewerben müssen." Aufgrund ihrer Ängste hatte Tamsin
bisher Glück. Zwar sucht sie immer mal wieder nach für sie passenden Stellen,
musste bisher jedoch abgesehen von der Küche in der Maßnahme nirgendwo hin, wo
sie sich unwohl fühlt. "Meine größte Sorge ist nach wie vor die
Küche." Irgendwann wird Tamsin geheilt sein. Irgendwann wird jemand kommen
und sagen: "Bewerbe dich in der Großküche Stehplatz XXL, sonst
gibst Kürzungen!"
Was für ein Leben.
Da diese Vorstellung ihr
Übelkeit bereitet, denkt Tamsin nicht weiter darüber nach.
"Über mehrere Stunden
hinweg kam niemand rein. Wir konnten hier rumsitzen und machen, was wir
wollen." Tamsin freut dies. Während die Stunden im Computerraum –
zumindest für Tamsin - zäh aber schnell dahinkriechen, schreibt Tamsin an ihrem
Roman weiter. Zwischendurch geht sie sogar einmal kurz in den Chat. Aber das
war total öde, weil die gelangweilten Chatter alle das gleiche schrieben; dieselben
öden Fragen wie immer. Einzig anders sind die Perversen - die bieten
Abwechslung mit ihren vielen verschiedenen Fetischen und Vorlieben und
sonstigen Dreck, mit dem sie die Webchats verpesten.
Ein Bett ist schwer zu finden.
Zu teuer, zu groß, zu weiß, zu schlicht, zu modern, zu …. oohje!
Der Suche überdrüssig, hat Tamsin
dann ein paar Horrorfilme rausgesucht, die sie später gerne schauen
würde.
Da eine Kollegin Kopfweh
hatte und früher gehen durfte, konnte Tamsin kurz darauf auch früher gehen. Der
15Uhr-Bus, mit dem sie noch nie zuvor gefahren war, führ über die Dörfer, was Tamsin
zunächst nicht wusste. Panisch schaltete sie ihr Navi ein, bereit, an der
nächsten Haltestelle auszusteigen und ihren Dad anzurufen. „Es sah aus, als
würde er in die falsche Richtung fahren.“
Letztlich erreichte sie
ihr Ziel dennoch, wenn auch mit Umwegen.
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