Seit
Tamsin sich vor einiger Zeit eine Schallplatte von Nightwish gekauft hat, ist
sie auf der Suche nach einem neuen Plattenspieler. „Richtig gute Platten klingen auf meinem alten, billigen Fünf-euro-Flohmarkt-Plattenspieler zum
Weglaufen. Ich höre gerne Plattenspieler, und ich brauche endlich einen
Plattenspieler mit richtig gutem Sound!“ Doch die sind teuer und auch auf ihrer
zwei Jahre alten Grammophon-USB-Anlange lässt das wahre Heavy Metal Gefühl sehr
zu wünschen übrig. Doch Tamsin weigert sich, sich vom Flohmarkt einen zu
kaufen. Zu oft schon wurde sie bei Elektrogeräten übers Ohr gehauen. Von allen
Arten von Menschen. Man sieht es ihnen nicht an! Kinder, alte Damen, junge
freundliche Männer. Am Preis könnte man es vielleicht erkennen; nur ein Narr
würde beispielsweise einen einhundertprozentig funktionsfähigen Camcorder fürn
Zehner verscherbeln, während die bei Ebay für fast das zehnfache gehandelt
werden! „Aber der funktioniert wirklich noch! Ich habe nur vergessen, den, äh,
Akku vorher aufzuladen.“, so die lächelnden Worte des damaligen Verkäufers.
Tamsin
weiß, dass sie für einen guten Plattenspieler mit Verstärker mehrere hundert
Euro ausgeben müsste. Von günstigen Kompaktanlagen mit eingebautem Radio,
Kassettenteil, USB hält sie nicht viel. Auf dem Flohmarkt entdeckt sie einen
Plattenspieler. „Ja, niemand verkauft etwas Gutes günstig, wenn es nicht einen
Grund dafür gibt. Irgendeine Macke gaben Flohmarktgeräte immer! Und sei es nur
ein Insekt, dass in einen LCD Flachbildschirm gekrochen und dort verendet ist!
Im Grunde war „Er funktioniert noch einwandfrei!“ in diesem damaligen Fall
keine Lüge. Der Funktioniert; ich hatte sogar die Gelegenheit, ihn
auszuprobieren. Nur dass es ein nicht zu entfernender Käfer und kein Staubkorn
auf der Scheibe war, hätte ich ja beim Erkennen des schwarzen Punktes nicht
ahnen können. Dennoch, so etwas wäre sogar ein Reklamationsgrund und die
Verkäufer hätten es erwähnen müssen!“
Zurück
zum Plattenspieler. Tamsin musterte das Gerät mit der kaputten Nadel, die nur
noch an einem Kabel schief zur Seite baumelt. Kaputt. Offensichtlich. „Werde
ich doch über hundert Euro für einen Neuen ausgeben müssen?“
Nein.
Die nette Verkäuferin erklärt: „Der Plattenspieler funktioniert noch! Doch
gerade stand hier ein älterer Herr, der so lange an der Nadel herumgefummelt
hat, bis diese plötzlich kaputt war. Nun ist er als Bastlerstück zu
verschenken.“
Trotz
geringer Hoffnung nimmt Tamsin das Gerät mit. Kopfschmerzen plagen sie und als
sie wieder zuhause ankam, hat sie den Plattenspieler, den ihrer Mom zum
Reparieren in die Küche mitnimmt, schon wieder völlig vergessen. Sie glaubt
nicht so recht, dass es ihrer Mom gelingt, die dünnen Kabel zu löten. „Okay, am
ehesten hatte ich gedacht, die Scheibe würde sich nicht mehr drehen, wie es
meistens bei Flohmarkt- Plattenspielern der Fall ist.“
Zu
ihrem Staunen funktioniert Plattenspieler inzwischen tadellos. An ihrer
Mikro-Anlage zwar etwas leiser, aber er läuft! „Wie seltsam. Gerade jetzt, wo
ich kurz davorstehe, mein für etwas anderes gespartes Geld notgedrungen
auszugeben, fällt mir so ein Ding in die Hände.“ Tamsin glaubt nicht an
Zufälle. Selbst, wenn der Plattenspieler nicht kaputtgefummelt wäre, hätte sie
ihn nicht genommen. Nicht einmal für zehn Euro. „Es ist kein Vollautomatischer,
aber der Klang ist bei weitem Besser als bei meinem alten! Es ist, als hätte es
so ein sollen.“
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