Donnerstag, 29. Dezember 2016

Tamsin lässt sich gehen.

Es war einmal eine junge Frau. Ihr Name war Tamsin und sie teilte sich ihren Kopf mit ihren beiden anderen Persönlichkeiten Lucy, die Herrin des Zornes und des Hasses, und Mira, einem Anhängsel des Regenbogenlandes. Zusammen lebten sie in einer Festung an der Grenze zur unsichtbaren Welt. Seit kurzem wird diese Festung von einem bösen Unheil heimgesucht! Ein schriller, quetschender Pfeifton, dessen Ursprung Tamsin nicht zu deuten vermag. Er schwächt sie, zwingt sie in die Knie, treibt sie schier in den Wahnsinn - sofern dies nicht schon längst geschehen ist. Die Intensität des Pfeifens wechselt. Mal schwillt es an, mal schwächt es ab und bleibt dann wieder konstant. Welch übler Zauber mag dahinter stecken!?
Also beschloss Tamsin, den Ursprung dieser penetranten Quälerei ausfindig zu machen. In der Hoffnung, die flackernde Glühbirne, die in einer Fassung lose an der Decke baumelt, wäre der Übeltäter, knipst sie das Licht aus. Doch das Pfeifen pfeift weiterhin unerbittlich. Mürrisch mustert sie ihr Radio. Musik übertönt das Geräusch, doch auf Musik hat sie momentan keine Lust. Ihre Stimmung ändert sich und sie beschließt, dem heimtückischen Ursprung später auf die Schliche zu kommen.


Tamsin lässt sich gehen. Ja, genau, das war das Thema! Also...

Tamsin kann nicht von sich behaupten, gerne Sport zu treiben. Gerne würde sie abnehmen. Aber wie, ohne Motivation!? „Es gibt zwei Arten von Sport & Abnehmen. Beides hängt eng zusammen. Einmal gibt es das Fitnesscenter. Man quält sich auf Sportgeräten, stets nur die Uhr im Blick. Es kostet Geld und macht nicht wirklich Spaß. Jedenfalls nicht mir. Aber dann gibt es noch die Sportarten, die großen Spaß machen und bei denen man mindestens genauso gut abnehmen kann. Federball, Frisbee. Zwei von vielen Tätigkeiten, bei denen man sich viel Bewegt. Leider besteht darin der große Nachteil, dass man für all diese Dinge einen Partner braucht.“ Und den hat Tamsin nicht. „Die einzige angenehme Sportart, die mir sonst noch einfallen würde, wäre Walking.“ Aber es ist Winter. Es wird schnell dunkel. Und es ist kalt. Und Tamsin sitzt immer noch in diesem Dorf fest. Ihr Dad würde niemals zulassen, dass sie alleine im Dunkeln die einsame Landstraße entlang walkt. Sie könnte entführt werden! „Außerdem hätte ich sowieso keine Lust, alleine durch die Kälte zu ziehen.“ Und wer sollte sie dafür schon motivieren? „Ich vermisse die Zeiten, in denen wir mit der großen Gruppe jeden Tag zweieinhalb Kilometer gewandert sind!“ Diese Gruppe existiert nicht mehr. „Ich überlege, Gymnastik zu machen. Alleine. Vor einem Internetvideo. Aber dabei komme ich mir albern vor.“
Abgesehen von ihrer bewussten Faulheit hat Tamsin viel damit zu tun, ihre Weihnachtsgeschenke zu verspeisen. „Ich weiß, Pralinen halten sich eine ganze Weile. Aber sie sind da, und die Versuchung ist so groß...“ Momentan ist Tamsin ihre Ernährung so wichtig wie ein Stück Laub in der Regenrinne. Gerne verzehrt sie die leckeren, fettigen Twisterpommes, ohne über die Folgen nachzudenken. Dabei weiß sie von einer Ernährungsexpertin, dass gerade Frittiertes das schlimmste aller schlimmen Lebensmittelsünden ist! „Oft frage ich mich, wie ein einzelner Burger von McDoof so ungesund sein kann. Viele beklagen das fettige Fleisch. Dabei sieht es gar nicht so fettig aus. Nichteinmal Fett tropft aus, wenn man es zusammendrückt. Der Rest ist Gemüse. Das Schlimmste ist wohl die Soße. Aber auch das ist eher ein kleiner Klecks im Vergleich zu den dicken Salatblättern.“

Heute hatte Tamsin wieder einen sonderbaren Traum.
„Ich lag im Bett. Hinter mir stand ein Stuhl über dem ein schwarzes Handtuch hing. Ich wollte einschlafen, doch vernahm ein bizarres Rascheln. Mit dem Handy leuchtete ich zu dem Stuhl. Das Handtuch hat sich bewegt! Ich habe es eine Weile beobachtet. Angst stieg in mir auf. War es wohl möglich eine Maus, die sich in den Fängen des Handtuchs verfangen hat? Egal. Unsicher lösche ich das Licht, will schlafen. Doch es lässt mir keine Ruhe. Nach einer Weile schalte ich es wieder ein und stelle fest, dass das Handtuch plötzlich anders hängt, als zuvor. Ein Geist, schießt es durch meine verträumten Gedanken. Ich wiederhole diesen Vorgang mit dem Licht mehrere Male. Jedes Mal, wenn ich das Licht einschalte, liegt das Handtuch anders. Am Schluss liegt es zusammengefaltet neben meinem Bett. Der Schrecken darüber – welch übersinnliche Macht mochte wohl dahinter stecken? - war so enorm, dass ich in Wirklichkeit aufgewacht bin. Mein Herz klopfte wie wild. Ohje. Schnell wurde mir bewusst, dass nichts von alldem real war. Also schlief ich wieder ein. Ende.“ Ja, echt ein komischer Traum, oder?

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