Dienstag, 14. Mai 2024

Woche 2

Seitdem ich in der Tagesklinik bin schlafe ich tagsüber so gut wie gar nicht mehr. Das wundert mich, da ich doch eigentlich durch die Aktivität viel müder sein müsste als vorher, wo ich nichts zu tun hatte. 
Sollte ich dort bin habe ich auch jeden Tag beim Essen mitgegessen .. zwar nicht immer alles oder manchmal nur ganz wenig, aber im Gegensatz zu 2014 in der Maßnahme, wo ich nicht mal Brötchen oder immer nur eine halbe Tasse Kaffee genommen habe, ist das schon erstaunlich. 
Teilweise schmecken die Sachen sogar ziemlich gut und ich muss nicht selbst kochen oder abwaschen. 

Lediglich der vergangene Betreuerwechsel drückt meine Stimmung ein wenig. Obwohl ich am Anfang froh war, weil ich dachte dass ich dann bezüglich der Langeweile und den Aktivitäten etwas ändern würde. Aber nun bin ich traurig, weil mir ihre Fröhlichkeit fehlt. Die neue ist der zurückhaltend. Gleichzeitig hat sie mein vermeidungsverhalten z.b bezüglich telefonieren erkannt und will dass ich es überwinde. Einerseits ist das gut. Andererseits will ich nicht mit Ängsten konfrontiert werden.
Ein bisschen erinnert mich das an früher in der WG, als ich mir nach Einzug gewünscht habe, dass ich doch lieber die andere Betreuerin dort hätte - woraufhin der Wunsch einige Wochen später in Erfüllung gegangen ist... Und ich es nach einer Weile sehr bereut habe. Obwohl ich mir eigentlich sicher sein sollte, dass ich solche Dinge nicht nur durch Wünsche und Gedanken beeinflussen kann. 

Naja.
 Mit ihr habe ich beim sozialkaufhaus angerufen und wollte fragen wie es dort mit Beschäftigung aussieht. Ich will nämlich auch nach diesen sechs Wochen nicht wieder zurück in die Isolation und den ganzen Tag alleine nur drinne sitzen. Da das kaufhaus aber keine Auskunft geben konnte und ich vormittags noch mal anrufen sollte, was ich dann alleine auch nicht gemacht habe, mache ich mir weiter Gedanken. Wie realistisch das ist, dass ich da alleine hingehe und mich vorstelle, während ich es noch nicht einmal alleine schaffe dort anzurufen? 
Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr Angst macht das alles. Ich würde gerne im Büro Arbeiten, am PC oder Verwaltung oder mit den Elektrogeräten. Gleichzeitig will ich aber nicht nur von Männern umgeben sein, mit Kunden zu tun haben und der Gedanke an das Jobcenter lässt alles schon wieder ganz schwarz aussehen.

Dann meinte sie auch, ich könne in einen sportverein oder ähnliches. Sie versteht aber nicht, dass ich es ablehne, weil das alles abends ab 18 Uhr stattfindet. Abends ist die einzige Zeit, wo ich keine Langeweile habe und meine Ruhe haben will, manchmal früh schlafe. Und ich will nicht den ganzen Tag darauf warten müssen, dass ich am Abend was zu tun habe.
Dass ich bei zu viel Langeweile Alkohol trinke habe ich auf ein Fragebogen in der TK geschrieben, traue mich aber nicht das selbst irgendjemanden zu erzählen. Anna weiß es und hat mir dazu geraten. Insgeheim hoffe ich schon, dass ich irgendwie irgendwas ergeben kann, zb. Dass ich computerunterricht geben kann und so mein Leben wieder mehr Sinn hat und ich nicht mehr aus Langeweile sowas trinke, um mich aufzuheitern. 
Aber man muss vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht! Mit Unglück im Glück kommen sonst wieder irgendwelche Leute die meinen, dass ich richtige Arbeit brauche oder nicht das Privileg habe, mir die Art der Arbeit selbst auszusuchen... Und es wieder in Richtung Toilettenputzen geht, weil ich ja keine anderen Qualifikationen habe...
Hm. Aktuell trinke ich vergleichsweise zu letztes Jahr relativ wenig und vor allem nicht jeden Tag. Und das fühlt sich gut an. Beim letzten Suff hatte ich danach so starke Kopfschmerzen, dass mir die Lust regelrecht vergangen ist. 

Für die TK früh aufstehen, jeden Tag losfahren und zwischen 13 Uhr und 15 Uhr wieder zu Hause zu sein, fällt mir in der zweiten Woche gar nicht mehr allzu schwer. Vor allem weil der Weg nur fünf Minuten dauert und ich nicht durch die Stadt oder irgendwelche doofen Wege mit Einbahnstraßen oder Fußwegen fahren muss. 

Ich bin danach nicht müde und habe sogar noch Motivation, Dinge wie die Post oder aufräumen zu erledigen. Nur für die Pfandflaschen habe ich keine Lust. Habe heute von der Apotheke was geholt, war zur Post und musste danach noch mal zur TK zum Arztgespräch. Obwohl ich auch dort noch mal eine Stunde warten musste und erst nach 17 Uhr wieder zu Hause war, fühle ich mich nicht so elend und kaputt wie erwartet. Auch wenn bei dem nach Hause gehen um diese Zeit starke Erinnerungen an 2008 wach werden, wo ich jeden Tag um diese Zeit müde vom Putzen die Einrichtung verlassen durfte.

Mit Anna Rede und telefoniere ich zurzeit viel und das ist schön. Wir wollen eine drei Tage Kreuzfahrt nach Norwegen machen. Aktuell kommen uns aber die Termine in die Quere. Zudem habe ich erst Zeit wenn ich mit der Klinik fertig bin. Dann hätten wir zwei Wochen ein Angebot und danach wird es wieder teurer. In diesen zwei Wochen findet aber auch noch ein Telekom Termin statt wegen dem anbieterwechsel, den ich nicht verschieben kann und will. 
Einerseits will ich nicht mal 230 € dafür ausgeben. Andererseits habe ich das Geld und keine Geld sorgen und diese Gelegenheit ist einmalig! 

Irgendwie bin ich wieder traurig und weiß selbst nicht genau warum. Vielleicht, weil sich alles so schwer anfühlt. Oder weil ich es mir schwer mache?

Ich soll mir positive Dinge aufschreiben...
2 Gameboys habe ich neulich auf dem Flohmarkt gefunden. Beide kaputt. Aber ich weiß wie sie zu reparieren sind und das ist nicht kompliziert. Löten. Ein neues Gehäuse habe ich auch noch hier und das andere bestellt. Danach werden sie wie neu aussehen. Die Beschäftigung damit lenkt ab und macht Spaß. Auch wenn ich weiß, dass die danach sowieso nur in irgendein Karton rumliegen. Vielleicht kann ich einen gegen was anderes tauschen, GameCube... Es fällt mir so schwer, auch nur einen aus der Sammlung abzugeben oder zu verkaufen. 

Mit Anna war ich neulich zweimal in Reinfeld , weil ihr Vater einen neuen Router bekam und keiner weiß, wie das angeschlossen wird. Danach waren wir noch im Wald, Sittiche besuchen.

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