Freitag, 22. Dezember 2017

Weihnachtsbrunch

Für den heutigen Brunch, also ein etwas „besseres“ Frühstück, bereitet Tamsin Waffelteig zu. So etwas hat sie noch nie zuvor alleine gemacht. Und sie wäre sicher dran verzweifelt, hätte ihr nicht jemand aus der Gruppe zur Seite gestanden. Denn dass die Butter zuerst mit dem Zucker gemixt werden muss, ist ihr neu.
Im Gruppenraum wurde gestern ein Tannenbaum aufgestellt. Tamsin schlägt vor, Weihnachtsmusik zu hören und kann ihr Radio holen, da das Dortige keinen USB Anschluss hat. Die anderen scheinen moderne Weihnachtsmusik zu mögen, doch die Betreuerin ist wenig begeistert, und so wurde die Musik rasch durch das normale Radio ersetzt, das stets beim Essen vor sich hin dudelt. Nun ja, letztlich war sogar das immer noch besser, als solch ein altmodischer Weihnachtschor oder ähnliche standarisierten, langsamen Schlaflieder, wie die meisten sie bevorzugen.

Das Leben in dieser Einrichtung ist gar nicht so übel. Tamsin freut sich sehr, im Winter ein warmes Zimmer zu haben, das nicht nach Gasofen stinkt. Es ist groß und sauber, ohne Spinnen, Mäuse, Schimmel. Die Lage in der Stadt ist spitze. Obwohl ihr gesagt wurde, sie würde, sobald sie geheilt ist, eine schöne Wohnen auch hier in der Stadt finden, zweifelt Tamsin nach wie vor an ihrer Zukunft. Andere Menschen ziehen aufs Dorf, weil kleine Wohnungen in der Innenstadt so selten/teuer sind. Tamsin hasst das Dorfleben, genauso wie in der Abgeschiedenheit am Stadtrand zu wohnen. Kilometer weit vom Supermarkt entfern. Immer vor Bussen abhängig. So stark hat sie sich immer dagegen gewehrt. Wird dieser Alptraum sie irgendwann letztlich doch einholen?

In der Maßnahme findet heute ebenfalls ein Frühstück statt. Da dort auch früh Schluss ist, muss Tamisn nach ihrem Frühstück nicht mehr hinkommen. Nun hat sie erst mal ne Woche Urlaub.





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