Für den
heutigen Brunch, also ein etwas „besseres“ Frühstück, bereitet Tamsin
Waffelteig zu. So etwas hat sie noch nie zuvor alleine gemacht. Und sie wäre
sicher dran verzweifelt, hätte ihr nicht jemand aus der Gruppe zur Seite
gestanden. Denn dass die Butter zuerst mit dem Zucker gemixt werden muss, ist
ihr neu.
Im
Gruppenraum wurde gestern ein Tannenbaum aufgestellt. Tamsin schlägt vor,
Weihnachtsmusik zu hören und kann ihr Radio holen, da das Dortige keinen USB
Anschluss hat. Die anderen scheinen moderne Weihnachtsmusik zu mögen, doch die
Betreuerin ist wenig begeistert, und so wurde die Musik rasch durch das normale
Radio ersetzt, das stets beim Essen vor sich hin dudelt. Nun ja, letztlich war
sogar das immer noch besser, als solch ein altmodischer Weihnachtschor oder
ähnliche standarisierten, langsamen Schlaflieder, wie die meisten sie
bevorzugen.
Das Leben
in dieser Einrichtung ist gar nicht so übel. Tamsin freut sich sehr, im Winter
ein warmes Zimmer zu haben, das nicht nach Gasofen stinkt. Es ist groß und
sauber, ohne Spinnen, Mäuse, Schimmel. Die Lage in der Stadt ist spitze. Obwohl
ihr gesagt wurde, sie würde, sobald sie geheilt ist, eine schöne Wohnen auch
hier in der Stadt finden, zweifelt Tamsin nach wie vor an ihrer Zukunft. Andere
Menschen ziehen aufs Dorf, weil kleine Wohnungen in der Innenstadt so selten/teuer
sind. Tamsin hasst das Dorfleben, genauso wie in der Abgeschiedenheit am
Stadtrand zu wohnen. Kilometer weit vom Supermarkt entfern. Immer vor Bussen
abhängig. So stark hat sie sich immer dagegen gewehrt. Wird dieser Alptraum sie
irgendwann letztlich doch einholen?
In der
Maßnahme findet heute ebenfalls ein Frühstück statt. Da dort auch früh Schluss
ist, muss Tamisn nach ihrem Frühstück nicht mehr hinkommen. Nun hat sie erst mal
ne Woche Urlaub.
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