Donnerstag, 23. Februar 2017

Tamsins erster Computer

> „Tamsin, erzähle etwas über deinen allerersten Computer.“


Tamsin fand ihren ersten Computer enttäuschend. „Damals war ich, ich schätze, elf Jahre alt. Ich habe ihn von meiner Tante geschenkt bekommen, weil diese sich wohl einen neuen zugelegt hat. Zu erst dachte ich, es wäre ein Fernseher. Juhu! Damals habe ich Fernsehen geliebt. Dann erklärte mir Mom: Das ist kein Fernseher. Das ist ein Computer; viel besser als Fernsehen!“

Wenn ich mich richtig erinnere, lief darauf Windows NT. Weiß aber nicht mehr, welche Version. Spiele liefen darauf nicht. Ich hatte einige Disketten, aber wusste nicht, wie man die startet. Eigentlich konnte ich mit dem Ding nur malen. Und schreiben – aber mit meinen Grundschulkenntnissen habe ich es nie getan. Mit einem Drucker habe ich die bunten Paint-Kreise, die ich heiter zustande brachte, oft ausgedruckt - damals eine Sensation!
Beim Herunterfahren hatte ich die Programme nie geschlossen. Irgendwie hatten sie sich im Autostart festgesetzt und jedes mal, wenn ich das Gerät eingeschaltet hatte, hat sich alles, was ich vorher offen hatte, erneut geöffnet. Letztlich endete es damit, dass sich bei einem Start unzählige übergelappte Paint-Fenster öffneten. Heute vermute ich, das hat die alte Kiste überlastet, denn irgendwann war er kaputt und kam in den Müll.

Rasch bekam ich einen neuen Computer. Einen Gebrauchten mit Win. 95. Aber auch der hielt nicht lange. Ich glaube, das war der, der eines Tages ganz plötzlich in Rauch aufging. Hellgrauer Qualm schoss hinaus, und so landete auch dieser in der Tonne.

Meine Eltern hatten die Nase von Gebrauchtgeräten voll und beschlossen, diesmal ein nagelneues Gerät zu kaufen. Es war 2000, Win XP kam auf den Markt! Man, was war ich enttäuscht, als meine Eltern dann mit Win ME nach Hause kamen! Ich mochte die graue Oberfläche schon bei Win. 95 nicht und habe oft mit den Farben herumexperimentiert. Wenigstens hat man damals beim Kauf eines Multimedia-PCs noch richtig viel Software dazu erhalten. Gratis. Und als Vollversion! Word, Bildbearbeitung, Nero + Zusatzsoftware und Spiele. Alles Werbefrei. Was für ein Luxus im Vergleich zu heute, wo neue Rechner mit Demos zugemüllt sind, die man nach Ablauf der Zeit kaufen oder löschen muss.
Ich weiß noch, wie ich vor Begeisterung fast ausgerastet war, als meine Mom ihn das erste mal eingeschaltet hatte und ich das Wort „Autostart“ gelesen hatte. Ich dachte, es wäre ein Autorennspiel. Rasch folgte die Gewissheit und eine noch größere Enttäuschung.
Mein Lieblingsprogramm war Logox3. Neuwert war damals – ich hab mal gegoogelt – über einhundert Euro. Ich bekam es für zwei Mark aufm Flohmarkt. Logox3 war das genialste, was es damals gab! Stunden verbrachte ich damit, irgendwelchen Quatsch in den PC einzugeben und mir diesen von verschiedenen Stimmen vorlesen zu lassen. Jede Minute wurde mir die Uhrzeit angesagt.
Monatlich hat Dad mir die Zeitung Computer Bild Spiele gekauft. Wegen der Spiele. Ich habe mich immer sehr gefreut, auch wenn ich nur eine Stunde täglich spielen durfte.
Irgendwann gab meine Mom meinem Wunsch nach Win XP nach. Soweit ich weiß, konnte ich damals schon formatieren, aber Mom zog es vor, diese Umrüstung vom Fachmann durchführen zu lassen. Aber als mir mein Win XP System eines Tags zu langsam wurde, kehrte ich zu Win ME zurück. Die über Hundert Euro für XP waren damit die Katz. Da es keine Installation CD dazu gab, gab es auch keinen Weg zurück.
Dieser Win ME von Medion hat erstaunlich lange gehalten! Zwölf Jahre lief er, bis er geschlachtet und entsorgt wurde, weil er mit 128 MB Ram selbst für Linux zu langsam war. Schade, denn heute würde ich gerne mal wieder in Win ME reinschauen.“

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