Wieder
einmal zieht es Tamsin hinein in die bunte Online-Chat-Welt. Die
Einsamkeit nagt an ihr wie ein Geier an einem Kadaver. Mal mehr, mal
weniger. Der Chat ist für die der einzige Kontakt zur Gesellschaft.
„Eigentlich habe ich gar keine Lust auf Chatten. Diese
Langweil-standart-Flirt-kennenlern-Gespräche hängen mir so
sehr zum Halse raus! Wenn ich online bin, dann eigentlich nur, um
auszusortieren. Prompt wollen drei Leute wissen, was ich gerade
mache. Die Antwort kann ich mir sparen, weil ich weiß, dass danach
nichts mehr kommt. Zumindest nichts Sinnvolles.“
Ein anderer Typ wollte
gewisse Bilder von sich schicken, weil es ihn anmacht.
Dann waren da wieder die
üblichen Devoten, die behaupten, alles zu tun, sich dann aber doch
nichts trauen. Also Tamsin glaubt, die Aussage „Ich bin sehr Devot,
mache alles und suche eine Herrin.“ heißt im Chat so viel wie „Ich
bin dumm und unkreativ und suche jemanden, der für mich denkt.“
Von solchen Leuten kommt nichts. Nichtmal die kleinste Anregung.
Auch derartige,
schriftliche Rollenspiele sind in Chats sehr beliebt. So ein
durchschnittliches Chat-RS sieht dann so aus:
Herrin: „Ich lege dir
ein Halsband um.“
Sklave: „Ich lasse mir
von der Herrin ein Halsband umlegen.“
Natürlich gibt es in
Chats auch etwas anspruchsvollere Rollenspiele, doch wie bei den
Gesprächen ist es etwas schwierig, einen Partner für ein Solches zu
finden. Jemanden, der kreativ ist, intelligent, aber dennoch nicht
eingebildet und spießig. Früher gab es sie noch zu Hauf, diese
Rechtschreibfetischisten, die meinen, das Niveau mit Löffeln
gegessen zu haben.
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