Jeder Mensch
hat Dinge, die er absolut nicht ausstehen kann. Dinge, die einen
wütend machen oder über die man nur den Kopf schütteln kann.
Eines der
Dinge, die Tamsin schlichtweg hasst, sind CDs, auf denen nur halbe
Lieder drauf sind; sogenannte Hitmixe. Im Laufe ihres Lebens hat sie
schon einige davon erwischt. Gut, wenn ein Titel mal nicht ihren
Geschmack trifft, ist es nicht ärgerlich, wenn er nur dreißig
Sekunden dauert. Da muss man nicht aufstehen und ihn wegdrücken.
Wenn jedoch ein Song dabei ist, der sich bereits beim ersten Hören
zu ihrem absoluten Lieblingshit entpuppt, sieht die Sache schon
anders aus. Und genau das ist Tamsin wieder einmal passiert. „Es
hat damit angefangen, dass ich Partymusik hören wollte. Immer nur
Rammstein oder Die Ärzte wird auf Dauer einfach langweilig. Diese
neue CD schien okay. Schlager halt, aber für eine kleine Abwechslung
genügte es. Plötzlich kam neben dem üblichen Wolfgang Petry-Gedöns
ein Song, den ich bisher noch nicht kannte. Die neue Party-version
von Schnucki ach Schnucki. Meine Stimmung stieg!“ Doch nach dreißig
Sekunden war es auch schon wieder vorbei. „Ich habe zurückgespult,
weil das Lied so toll war.“ Welch ein sinnloses Unterfangen.
Verdammt, Tamsin wollte das ganze Lied hören! Also begab sie sich im
Internet auf die Suche. Rasch entdeckte sie einige CDs, die sie hätte
kaufen können, was sie aber nicht tat, da es sich hierbei ebenfalls
ausschließlich um Hitmixe handelte. „Ich bin doch nicht bekloppt!“
Nunja...
Diese CD hing ihr schnell zum Halse raus. Nicht letztlich, weil alle
fünf Minuten zwischen den halben Songs ein nerviger „Dies ist der
Hitmix, der tolle deutsche Hitmix, Juhu!“-Track eingespielt wurde.
„WTF!?“
Frustriert wirft Tamsin eine andere CD ein.
„Ohje.
O, Schnucki ach Schnucki... Dieser Ohrwurm geht mir nicht mehr aus
dem Kopf.“ Gerne möchte sie das Lied wieder hören – den
ärmlichen kleinen Ausschnitt dieses Wunderwerkes an Komposition! - ,
aber dafür müsste sie die CD ungefähr vierzig Minuten vorspulen
und auf die Sekunde genau stoppen, da es sich ziemlich weit am Ende
dieses elenden Hitmix's befand. „Wenn Sie mich fragen, werden
derartige CDs nur produziert, um Menschen wie mich zu ärgern.“,
bemerkt sie wütend. Auf Youtube hat sie besagten Titel nicht finden
können. „Ich sehe auch nicht ein, zweimal Geld für ein Lied
auszugeben, nur, weil irgendein Heini beschlossen hat, halbe Lieder
zu veröffentlichen, nur, damit mehr auf die CD passen!“
Etwas
anderes, dass Tamsin derzeit frustriert. Ist das Wetter. Die
Minusgrade verabschieden sich langsam. Der Winter scheint zu
schwinden. Das ist eigentlich erfreulich. Wenn man jedoch einen
Gasofen mit nur drei Stufen in der Temperaturregelung hat und dieser
das Zimmer bereits auf der niedrigsten Stufe in eine Sauna
verwandelt, ist das wirklich nicht angenehm. Sobald Tamsin den Ofen
zudreht, kühlt ihre Unterkunft binnen weniger Minuten stark aus.
Wird der Ofen dann wieder eingeschaltet, ist es prompt wieder heiß
und stickig. „Am schlimmsten ist die Art dieser Wärme. Sie fühlt
sich irgendwie feucht und schmierig an, dabei ist die Luft an sich
verdammt trocken!“ So trocken, dass sie vor dem Schlafengehen stets
Durchlüften muss, da sie ansonsten Atemprobleme bekommt. Ihre Eltern
halten dies für Einbildung. Gleichzeitig sammeln sich die
Ausdünstungen, von denen Tamsin überzeugt ist, dass diese vom Ofen
stammen, wie ein nebeliger Schleier auf allen glasigen Oberflächen;
Fenster, Spiegel, Bilder.
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