Freitag, 17. Februar 2017

Hitmix

Jeder Mensch hat Dinge, die er absolut nicht ausstehen kann. Dinge, die einen wütend machen oder über die man nur den Kopf schütteln kann.

Eines der Dinge, die Tamsin schlichtweg hasst, sind CDs, auf denen nur halbe Lieder drauf sind; sogenannte Hitmixe. Im Laufe ihres Lebens hat sie schon einige davon erwischt. Gut, wenn ein Titel mal nicht ihren Geschmack trifft, ist es nicht ärgerlich, wenn er nur dreißig Sekunden dauert. Da muss man nicht aufstehen und ihn wegdrücken. Wenn jedoch ein Song dabei ist, der sich bereits beim ersten Hören zu ihrem absoluten Lieblingshit entpuppt, sieht die Sache schon anders aus. Und genau das ist Tamsin wieder einmal passiert. „Es hat damit angefangen, dass ich Partymusik hören wollte. Immer nur Rammstein oder Die Ärzte wird auf Dauer einfach langweilig. Diese neue CD schien okay. Schlager halt, aber für eine kleine Abwechslung genügte es. Plötzlich kam neben dem üblichen Wolfgang Petry-Gedöns ein Song, den ich bisher noch nicht kannte. Die neue Party-version von Schnucki ach Schnucki. Meine Stimmung stieg!“ Doch nach dreißig Sekunden war es auch schon wieder vorbei. „Ich habe zurückgespult, weil das Lied so toll war.“ Welch ein sinnloses Unterfangen. Verdammt, Tamsin wollte das ganze Lied hören! Also begab sie sich im Internet auf die Suche. Rasch entdeckte sie einige CDs, die sie hätte kaufen können, was sie aber nicht tat, da es sich hierbei ebenfalls ausschließlich um Hitmixe handelte. „Ich bin doch nicht bekloppt!“
Nunja... Diese CD hing ihr schnell zum Halse raus. Nicht letztlich, weil alle fünf Minuten zwischen den halben Songs ein nerviger „Dies ist der Hitmix, der tolle deutsche Hitmix, Juhu!“-Track eingespielt wurde.
WTF!?“ Frustriert wirft Tamsin eine andere CD ein.
Ohje. O, Schnucki ach Schnucki... Dieser Ohrwurm geht mir nicht mehr aus dem Kopf.“ Gerne möchte sie das Lied wieder hören – den ärmlichen kleinen Ausschnitt dieses Wunderwerkes an Komposition! - , aber dafür müsste sie die CD ungefähr vierzig Minuten vorspulen und auf die Sekunde genau stoppen, da es sich ziemlich weit am Ende dieses elenden Hitmix's befand. „Wenn Sie mich fragen, werden derartige CDs nur produziert, um Menschen wie mich zu ärgern.“, bemerkt sie wütend. Auf Youtube hat sie besagten Titel nicht finden können. „Ich sehe auch nicht ein, zweimal Geld für ein Lied auszugeben, nur, weil irgendein Heini beschlossen hat, halbe Lieder zu veröffentlichen, nur, damit mehr auf die CD passen!“


Etwas anderes, dass Tamsin derzeit frustriert. Ist das Wetter. Die Minusgrade verabschieden sich langsam. Der Winter scheint zu schwinden. Das ist eigentlich erfreulich. Wenn man jedoch einen Gasofen mit nur drei Stufen in der Temperaturregelung hat und dieser das Zimmer bereits auf der niedrigsten Stufe in eine Sauna verwandelt, ist das wirklich nicht angenehm. Sobald Tamsin den Ofen zudreht, kühlt ihre Unterkunft binnen weniger Minuten stark aus. Wird der Ofen dann wieder eingeschaltet, ist es prompt wieder heiß und stickig. „Am schlimmsten ist die Art dieser Wärme. Sie fühlt sich irgendwie feucht und schmierig an, dabei ist die Luft an sich verdammt trocken!“ So trocken, dass sie vor dem Schlafengehen stets Durchlüften muss, da sie ansonsten Atemprobleme bekommt. Ihre Eltern halten dies für Einbildung. Gleichzeitig sammeln sich die Ausdünstungen, von denen Tamsin überzeugt ist, dass diese vom Ofen stammen, wie ein nebeliger Schleier auf allen glasigen Oberflächen; Fenster, Spiegel, Bilder.

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