Tamsin
war mit ihrer Betreuerin einkaufen. Dies war nicht angenehm, da ihre Ängste sie
im Griff haben und Tamsin sich für ihre eigene Unfähigkeit schämt.
Bei der
WG Besprechung äußert Tamsin ihre Abneigungen über die geplanten Gerichte. Auch
gegenüber die ihr angebotenen Alternativen. Sicher, sie würde neue Dinge, die
sie nicht kennt probieren. Doch wenn sie sie nicht mag, ist es schade um das
Geld. Tamsin erwähnt dies jedoch nicht. Einige der anderen Bewohner sind
genervt über die Diskussion. Tamsin, der das alles zu viel wird, schweigt, als
es dann als nächstes um Frühstück geht. Bis auf das Nutella gibt es zu den
Brötchen keine Dinge, die sie wirklich mag. Doch plötzlich traut sie sich nicht
mehr, etwas zu sagen und nach einer Weile ist es ihr auch egal. Wen kümmert
schon, was Tamsin will…
Ja, sie
kann ihr eigenes Leben, wenn auch mit Vorschriften leben. Es ist besser als
ewig von den Eltern abhängig zu sein. Besser als die ständigen Streitereien.
Das ist der Preis.
„Werde
ich je wirklich frei sein? Je von morgens bis abends über mich selbst bestimmen
können?“ Ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen? Ohne, dass andere ihr
Leben beeinflussen?
„Wahre
Freiheit ist nur eine Illusion.“
Da Tamsin
nicht kochen kann, nimmt sie von nun an jeden Montag bei den Kochgruppen teil.
Sind ja nur zwei Leute. Es war tatsächlich interessant, auch wenn Tamsin selbst
nicht an den Kochtopf durfte – bis die Zwiebeln ausgepackt wurden und sich
alles in einen Alptraum verwandelt. Neben dem Pesto wollen einige nämlich
Bolognese. Tamsin spürt, wie ihr Herz zu rasen anfängt angesichts dessen, weswegen
sie solche Großküchen verabscheut. Das Bild, wie der Koch ihr vor zwei Jahren
die Zwiebeln in die Hand drückt, wie er es in der Woche darauf erneut tut und
wie die Schmerzen Tamsin in die Knie zwingen erblühen in ihrem Geiste.
Schwache
Erleichterung überkommt sie, als ihr die Wahl zwischen den Dingern und
Knoblauch gelassen wurde. Doch schon nach wenigen Minuten muss Tamsin, die mit
den Zwiebelnscheidern an einem Tisch sitzt, aufspringen, da ihre Augen es nicht
aushalten – die anderen arbeiten reglos weiter.
Als sie
es später anspricht, erntet Tamsin einen Scherz. „Ich kann darüber nicht
lachen.“ Für sie ist es mutwillige Herbeiführung von Schmerz. Tamsin hat schon
genug Schmerzen. Ihr Zahn. Nun der Rücken wegen der Matratze… „Ich hasse
Zwiebeln!“
Ihr Tag
war hinüber. Mehrere Stunden später brennen ihre Augen immer noch.
Der
abartige Gestank haftet an ihr, verfolgt sie bis in den Schlaf. Abends sprang Tamsin
aus dem Bett in die Dusche, um sich abzuscheuern. „Es ist überall. In der
Kleidung. In den Haaren. Fässt man die Zwiebeln an, hat mans auch noch tagelang
an den Fingern!“
„Ich habe
mich aufs Kochen gefreut.“ Nun gibt es wieder etwas, was Tamsin das Fürchten
lehrt. Erst die Sorge, dass etwas gekocht wird, was sie nicht mag und nun dazu
auch die ständige Angst, wieder mit Zwiebeln konfrontiert zu werden. „In dieser
Einrichtung soll mir geholfen werden...“ Wieder ein Beweis, dass Tamsins ewiges
Unglück wohl niemals abklingen wird.
„Ich
werde nicht tun, was ich hasse. Ich werde mir nicht selbst Schmerzen zufügen,
nur, weil andere Hunger haben!“, schwört Tamsin. Andere nennen es
Arbeitsverweigerung. „Ich nenne es Selbstschutz.“
Nachmittags
fuhr Tamsin mit dem Bus ins Dort, um dort von ihrem Dad abgeholt zu werden,
weil sie mit ihrer Mom nach Fielmann musste. Ihr graust es vor den langen
Wartezeiten, weshalb sie sowas immer wieder aufschiebt. Doch nun wo die
Urlauber weg sind, ging es recht flott. „Mal sehen, ob die Brille nun besser
sitzt….“
Danach
schaut sie sich im Schuhgeschäft um. Sie braucht dringend Winterschuhe, die
nicht rutschen. Doch entweder passen sie nicht, oder sind zu teuer.
Danach
tauscht Tamsin ihren Tisch um, weil der andere höher ist. Doch besser ist er
auch nicht. Also sucht sie weiter nach einem Antiken.
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> „Was war besonders schön
an diesem Tag?“
Das Pesto
Die Serie am Abend
Goldener Herbst im
Sonnenschein
Als das Zahnwachs mich den Schmerz
vergessen ließ
> „Wie fühlst du dich?“
Am Ende
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