Mittwoch, 15. Februar 2023

Autismus

Autismus
Nachdem ich gestern das letzte Mal bei der Therapeutin war, um die Krankenkasse Karte hinzubringen, weil sie wieder vergessen hatte die einzulesen, konnte ich auch direkt den Bericht mitnehmen. Wie praktisch, meinte sie.
Naja, obwohl bei der Diagnostik in Lübeck vor ein paar Jahren gesagt wurde, ich habe kein Autismus, hat sie in dem Gericht nun das Gegenteil bestätigt. Sie hat 30 Jahre Erfahrung und irrt sich nicht, hat sie gesagt.
Da die ist nun auch die sozialphobie mit einschließen würde, habe ich diese jetzt dafür nicht mehr offiziell.
Obwohl sich eigentlich nichts an mir ändert, fühle ich mich trotzdem irgendwie anders. irgendwas ist anders. Aber ich weiß nicht genau was.
Ob das gut oder schlecht ist weiß ich auch nicht.
Alleine fühle ich mich nun ohne Therapie. Und da das mit dem Mundschutz in der Tages Klinik noch sehr lange andauern wird, und ich nicht weiß wie es weitergehen soll fühle ich mich unbehaglich.
Wenn ich anderen erzähle, dass ich nicht acht Stunden lang jeden Tag den Mundschutz tragen kann, schütteln die den Kopf und meinen, ich solle ihn einfach aufsetzen und mich nicht so anstellen. Und das ist frustrierend.
Morgen habe ich da wieder einen Termin zum Gespräch. Manchmal fällt es schwer alles zu erzählen oder lange Gespräche, da dieser Drang nach draußen zu laufen und frische Luft zu kriegen schon etwas stark wird. Niemand sonst hat dieses Brennen im Hals dadurch, und vielleicht kommt das auch nur durch die Abneigung.
Außerdem hat die Therapeutin eine Reha-Maßnahme empfohlen. Obwohl ich nicht weiß was das ist, macht mir das sorgen. Angst, dass es wieder mit täglichen Busfahrten verbunden ist, man dort den ganzen Tag bis abends irgendwelche Aufgaben erfüllen muss. Beweisen muss, was man kann oder nicht kann.
Einerseits will ich gesund werden und normal leben, aber ich will nicht gesund werden, um dann erneut in irgendwelche vollzeitmaßnahmen zum Putzen geschickt zu werden, wo alles wieder von vorne losgeht.
Zur Tafel fahre ich heute mit der Nachbarin. Sowas hatte ich mir nie vorstellen können und ich bin auch nicht glücklich dort. Aber man bekommt viel, und selbst wenn das Obst manchmal ungenießbar ist und die Paprika ganz matschig und weich ist, lässt sich viel Geld sparen.

Mit der anderen Nachbarin aus der WG mache ich öfters Ausflüge nach Lübeck, weil sie von der kulturtafel alle paar Monate Karten für Konzert oder Theater umsonst bekommt. Neulich war das abends aufgrund der Zugfahrt und Busfahrt mit Umsteigen war ich erst um Mitternacht wieder zu Hause. So müde war ich schon lange nicht mehr. Das Konzert mit der türkischen Musik war toll. Wäre da nicht die Müdigkeit gewesen. Teilweise war ich sogar froh, als es vorbei war. Und habe mich geärgert, dass wir anschließend noch 20 Minuten draußen in der Kälte auf dem Bus warten mussten. Immerhin braucht man da keinen Mundschutz mehr. Und später mit dem Fahrrad vom Bahnhof nach Hause fahren um Mitternacht im Dunkeln ohne Licht, weil das kaputt ist. Und wenn ich ein neues kaufe, wird das sowieso am Bahnhof geklaut. Tja.
Aber lohnt es sich, sich nur wegen sowas ein Auto zu kaufen, um mit ihr irgendwo rumzufahren und die Busfahrten zu vermeiden?
Sie hat eine zwangsstörung, muss immer alles sauber haben und bei ihr darf nichts herumliegen. Selbst ihren Musik Lautsprecher packt sie immer in die Schublade, wenn er nicht benutzt wird. Nur vier Möbelstücke im Wohnzimmer und ein Fernseher. Extremer Minimalismus.
Aber sie versteht nicht, dass ich nicht gerne mit Fremden telefoniere oder Angst habe. Sie meint, wenn ich mich da auch anmelde bekomme ich auch öfters Karten und wir können noch öfter dahin. Aber ich schaffe es noch nicht. Und das versteht sie wohl nicht.
Abgesehen davon ist der Zug und der Bus nicht günstig und alles ist mit viel Lauferei verbunden. Die Ausflüge genieße ich immer, man fühlt sich dabei frei und es ist anders als den ganzen Tag zu Hause alleine zu sein. Und Alkohol zu saufen. Und trotzdem erwische ich mich manchmal dabei, wie ich über Ausreden nachdenke, um zu Hause bleiben zu können.


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