Sonntag, 4. Oktober 2020

kein Praktikum?

Die vergangene Woche war sehr anstrengend. Obwohl ich eigentlich gerne mal büroarbeit machen würde und wissen will, wie das so ist, habe ich große Angst davor, ein Praktikum zu machen. Vielleicht hängt das nicht nur damit zusammen, dass ich Angst vor fremden Menschen und der neuen Situation habe, sondern auch wegen den vielen negativ Erfahrungen von früher. Wo ich stundenlang nur stehen und zugucken musste, oder mich hilflos gefühlt und nicht getraut habe, Menschen anzusprechen und alles einfach nur anstrengend war. heutzutage wäre das bestimmt alles ganz anders. Ich bin ganz anders als früher.
Vielleicht entsteht der größte Teil der Angst, weswegen ich mir solche Sorgen mache und am Mittwoch Tabletten genommen habe, weil ich nur noch geweint habe und einfach nur schlafen wollte, auch durch den Gedanken an vollzeitarbeit. Alle sagen, das brauche ich noch nicht und ich soll langsam anfangen, und inzwischen weiß ich, dass niemand grundsätzlich gezwungen wird, das Leben mit vollzeitarbeit zu verbringen und wenig Zeit für sich zu haben, aber um sowas zu erreichen, braucht man einen guten Abschluss oder Ausbildung oder viel Glück. Und beides habe ich nicht.
Obwohl die meisten Menschen nett sind und Verständnis zeigen und nicht sagen, ich muss jetzt irgendwas machen, was ich überhaupt nicht will, weiß und glaube ich, dass es in deren Sinne darauf hinausläuft, mich soweit aufzubauen, dass ich irgendwann in Vollzeit arbeiten kann. Ich will glauben, dass es nicht mehr so schlimm ist wie früher in der Maßnahme 2007, wo ich keine Zeit mehr für mich hatte und selbst am Wochenende nur müde war. da sie aber schlimm und ich will sowas nicht den Rest des Lebens durchmachen müssen. Und wenn andere sagen, so ein Leben ist normal und alle machen das und ich muss das auch, kommt die Depression und dieses Papier auf dem stand, dass ich mindestens sechs bis acht Stunden arbeiten muss und kann fühlt sich an wie ein todesurteil.
Dass ich solche Gedanken schon habe, wo es nur um ein Praktikum geht wo ich dreimal die Woche für weniger als vier Stunden hin soll, ist seltsam.aber vielleicht entstehen die auch nur, weil ich glaube, dass dies der Anfang vom Ende ist.. kann ich 4 Stunden komplett durcharbeiten ohne dass es anstrengend ist oder ich überfordert und verzweifelt bin, können die sofort sagen, dann machen wir mit sechs Stunden weiter und dann mit acht und dann haben die ihr Ziel erreicht.
Und da lange arbeitswege mit dem Bus oder Zug bis zu zwei Stunden für eine Strecke als zumutbar gelten, ist so ein Tag damit gelaufen.
Aber davon wissen die Betreuer hier nichts. Das sind Menschen, die zum Wohle der Gesellschaft leben und es akzeptieren, wie es ist, weil es so normal ist.

Frau Sue hatte neulich bei mir angerufen und dann kam anschließend wieder das Thema auf, warum ich hallo am Telefon und nicht meinen Name sage. Das finde ich dämlich. man begrüßt Menschen mit Hallo oder guten Tag. Direkt die Name zu sagen finde ich unlogisch. Aber so kann ich das nicht erklären. Meine Begründungen sind für die nur Ausreden und ich soll höflich und normal sein und mich mit meinem Namen am Telefon melden, weil es sich so gehört!
Ich fühle mich wehrlos und will nicht sagen, dass ich mich nicht unterwerfen oder unterdrücken lassen will, und alles so tun will wie andere mir vorschreiben. Außerdem ist es mein privates Telefon und da kann ich sagen was ich will! Die wissen doch, dass ich dran bin und niemand sonst und erkennen meine Stimme. Warum soll ich also direkt mein Name sagen? 
Im Nachhinein macht mich das sehr wütend. es gibt immer Dinge, die für mich selbstverständlich und normal sind, aber die ich ändern oder bei denen ich mich anpassen soll, damit er es anderen gefällt. Aber wenn die ein Problem damit haben, ist es deren Problem und nicht meins!
Ich werde mich auch zukünftig an meinem privaten Telefon mit Hallo melden. 
Genauso das Thema Essen in der Tagesstätte. Ich mag nur Sachen essen, die mir richtig gut schmecken. Weil essen ein glücksmoment ist. Und wenn man etwas essen muss, was man nicht mag, macht mich das unglücklich. Und die sagen wieder, wenn eine Zutat drinne ist, die ich nicht mag, esse ich das ganze Essen nicht. Wahrscheinlich denken die nur, dass ich pingelig bin. Ich soll das, was ich nicht mag, dann rauspulen. Dass man Fleisch aus einem Auflauf nicht raus machen kann, weil das den kompletten Nudelauflauf mit einem salzigen Geschmack versieht, verstehen sie nicht. Und dass ich etwas auch nur nicht essen will, wenn die hauptzutat eklig ist. Die kann ich nicht rausmachen und an der nur noch die Beilagen essen.
ich bin aber froh, dass nicht wie früher so ein Druck gemacht wird und bei jedem Gericht eine Rechtfertigung von mir verlangt wird, warum ich das nicht esse und die mir erklären wollen, was ich tun kann, um doch mit zu essen.

Donnerstag war ich zu Hause, weil die Tagesstätte nach Lübeck zu IKEA gefahren ist. Im Auto und im ganzen Laden ist Mundschutz Pflicht. Mir reichen schon die 10 Minuten im Supermarkt. Ich kann nicht vier Stunden mit dem scheißding rumlaufen. Gerne wäre ich mal wieder dahin mitgefahren, aber ich war denn lieber zu Hause geblieben. Ich war dann im sozialkaufhaus, habe nach einem Bett geguckt aber sonst auch nichts anderes gefunden.

Freitag hatte die Betreuerin in der Tagesstätte dann endlich Zeit, sich mit mir und der Sache wegen dem Praktikum zu befassen. Sie war die letzte Woche krank gewesen und nicht da und Frau Mai, die auch gerade erst aus dem Urlaub gekommen ist, wollte ich darauf nicht ansprechen. Wäre die mit zum Jobcenter zu meinem Termin gekommen, hätte ich wahrscheinlich doch nach Bugenhagen gemusst, davon ist sie so begeistert, weil die anderen Bewohner auch da hingehen, aber ich will das nicht. Ich habe die Nase voll davon, von solchen Alter, wo man jeden Tag ganz früh mit dem Zug oder Bus irgendwo hin muss und jetzt auch noch mit dem Mundschutz. Nein!
Zwar wird immer gesagt, ich kann selbst entscheiden was ich will, aber wenn es denen nicht passt, heißt es wieder, ich stelle mich an, Das Leben ist kein Wunschkonzert, ja solche scheiß Sprüche kommen wieder.

Jedenfalls hat Frau Sue dann mit dem Jobcenter telefoniert, woraufhin gesagt wurde, dass meine Beurteilung ob ich arbeitsfähig bin noch mal nachgeprüft werden soll. Ich muss dann nicht nach Lübeck, aber woanders hin. Das ist nicht so weit weg und eine Betreuerin könnte mitkommen. 
Seltsamerweise war ich dadurch erleichtert.
Für mich selbst wäre es vielleicht doch besser gewesen das Praktikum zu machen, in einem Bereich wo ich schon immer mal arbeiten wollte anstatt weiterhin in der Tagesstätte zu sein, wo ich mich ständig kritisiert fühle und deswegen verzweifle, aber vielleicht wollte ich innerlich auch nur den Tag, an dem es heißt, dass ich in Vollzeit arbeiten kann und muss, hinauszögern. 




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